XVIII. Pater Nolter in wlgari expositum (n. 44—46).
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um Erlösung; denn um seiner Gottesliebe willen ist ihm dieses
Leben so leid, daß er in einem erbärmlichen, düsteren und schmut-
zigen Kerker gefangen zu sein glaubt, aus dem befreit, er zu einer
beständigen, vollkommenen und höchsten Freude kommt, zu sei-
nem Allerliebsten, nach dem allein er verlangt.
45. Wer also in Gottes Liebe steht und nach den Anweisungen
dieses heiligen Vaterunsers dies erlangt hat und insbesondere durch
seine Gottesgemeinschaft schließlich über allen andern Artikeln Er-
lösung vom Übel findet, das heißt Verleihung des ewigen Lebens
— denn das ewige Leben ist das Oberste, wonach wir verlangen
können; wir können aber nur nach dem Guten verlangen, das aber
ist Gott selbst — ein solcher Mensch betet: ,,0 Herr, da du mir
durch das himmlische Brot meine Schuld vergeben hast, so führe
mich nicht in Versuchung; laß mich in dieser trügerischen Welt,
in der ich der Versuchung ausgesetzt bin und ohne deinen Schutz
in die Irre gehe, nicht lange bleiben, sondern erlöse mich, o Herr,
von allem Übel. Denn das ist dein Erbe, zu dem du mich in Jesus,
deinem Sohn, berufen hast, fern von allem Übel zu sein“.
46. Nun begreife: willst du wissen, was die ewige Freude ist,
die wegen ihrer Größe kein Mensch fassen kann, so findest du, daß
die ewige Freude von uns nicht besser, kürzer und klarer ver-
standen werden kann als in der Weise, wie uns Christus hier lehrt.
Denn diese Freude ist die Erlösung von dem Übel. Willst du wissen,
was die Hölle ist ? Christus lehrt dich, daß die Hölle eine ewige
Gefangenschaft im Übel ist. Erlösung von dem Übel ist die oberste
Freude, Unerlöstsein oder Gefangenschaft im Übel ist die tiefste
Betrübnis und Pein. Oberste himmlische Freude ist es, in dem
Gut, das Gott ist, ewig von dem Übel getrennt zu sein. Tiefste
höllische oder unterweltliche Pein ist es, von dem Gut, das Gott
17. Vgl. De Doct. Ign. III c. 10, S. 151, 9ff.: Et quoniam Deus noster,
qui apprehensus est vita aeterna, est supra omnem nostrum intellectum com-
prehensibilis, tune aeterna illa gaudia, omnem nostrum intellectum excedentia,
maiora sunt quam ullo signo tradi possint.
21. Über die Hölle und das Los der Verdammten vgl. De Doct. Ign. III
c. 10, S. 150f. Einzelne Wendungen kehren hier fast wörtlich wieder.
22. Vgl. Matth. 13, 42. 50; 25, 41.
24. Vgl.a.a.O. 150, 22: Haec est vita aerumpnosa supra id, quod cogi-
tari potest.
24—26. Vgl. a.a.O. 150, 15—17: Propter hoc, sicut ei est vita aeterna
apprehendere ultimo desideratum stabile aeternum, ita est ei mors aeterna
separari ab illo stabili desiderato etc.
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um Erlösung; denn um seiner Gottesliebe willen ist ihm dieses
Leben so leid, daß er in einem erbärmlichen, düsteren und schmut-
zigen Kerker gefangen zu sein glaubt, aus dem befreit, er zu einer
beständigen, vollkommenen und höchsten Freude kommt, zu sei-
nem Allerliebsten, nach dem allein er verlangt.
45. Wer also in Gottes Liebe steht und nach den Anweisungen
dieses heiligen Vaterunsers dies erlangt hat und insbesondere durch
seine Gottesgemeinschaft schließlich über allen andern Artikeln Er-
lösung vom Übel findet, das heißt Verleihung des ewigen Lebens
— denn das ewige Leben ist das Oberste, wonach wir verlangen
können; wir können aber nur nach dem Guten verlangen, das aber
ist Gott selbst — ein solcher Mensch betet: ,,0 Herr, da du mir
durch das himmlische Brot meine Schuld vergeben hast, so führe
mich nicht in Versuchung; laß mich in dieser trügerischen Welt,
in der ich der Versuchung ausgesetzt bin und ohne deinen Schutz
in die Irre gehe, nicht lange bleiben, sondern erlöse mich, o Herr,
von allem Übel. Denn das ist dein Erbe, zu dem du mich in Jesus,
deinem Sohn, berufen hast, fern von allem Übel zu sein“.
46. Nun begreife: willst du wissen, was die ewige Freude ist,
die wegen ihrer Größe kein Mensch fassen kann, so findest du, daß
die ewige Freude von uns nicht besser, kürzer und klarer ver-
standen werden kann als in der Weise, wie uns Christus hier lehrt.
Denn diese Freude ist die Erlösung von dem Übel. Willst du wissen,
was die Hölle ist ? Christus lehrt dich, daß die Hölle eine ewige
Gefangenschaft im Übel ist. Erlösung von dem Übel ist die oberste
Freude, Unerlöstsein oder Gefangenschaft im Übel ist die tiefste
Betrübnis und Pein. Oberste himmlische Freude ist es, in dem
Gut, das Gott ist, ewig von dem Übel getrennt zu sein. Tiefste
höllische oder unterweltliche Pein ist es, von dem Gut, das Gott
17. Vgl. De Doct. Ign. III c. 10, S. 151, 9ff.: Et quoniam Deus noster,
qui apprehensus est vita aeterna, est supra omnem nostrum intellectum com-
prehensibilis, tune aeterna illa gaudia, omnem nostrum intellectum excedentia,
maiora sunt quam ullo signo tradi possint.
21. Über die Hölle und das Los der Verdammten vgl. De Doct. Ign. III
c. 10, S. 150f. Einzelne Wendungen kehren hier fast wörtlich wieder.
22. Vgl. Matth. 13, 42. 50; 25, 41.
24. Vgl.a.a.O. 150, 22: Haec est vita aerumpnosa supra id, quod cogi-
tari potest.
24—26. Vgl. a.a.O. 150, 15—17: Propter hoc, sicut ei est vita aeterna
apprehendere ultimo desideratum stabile aeternum, ita est ei mors aeterna
separari ab illo stabili desiderato etc.