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J. Koch und Ii. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten, 6.
well wir genefn an der fei. Das prat hat got nicht genomen von
Adam, wann er was verdampt. Er vnd all fein nach körnen waren
menfchen vnd mueften fterben. Süllen wir nu wider zu genad vnd
zu dem ewigen leben körnen, fo mueft got die menfchait an fich
5 nemen, das der menfch mit got veraint wurd, daz ein mittler war
zwifchen got vnd dem menfchen.
17. Da ift ein frag, ob es not fey gewefen, das got die menfchait
hat an fich genomen. Ja es was gar nat vns armen menfchen
zu der erledigung. Awer got dem herren was fein nicht nat, er
io pedarf fein auch nicht, im ift auch kain nucz dar aus körnen. Wenn
got ift ein alls volkomens gut, das er alle ding, die er pefchaffen
hat, hundert mal peffer mocht machen an alle arbat. Aber fich
felber mag er nicht peffer noch volkommner gemachen vnd rafft
wi 7i v in im felbs. || Aber was hat in dar zw pracht das er menfch ift
15 worden? Nichcz anders wann die graß lieb, die er zu vns gehabt
hat. „Alls wir von vnferm erften vater Adam all fturben, alfo fein
wir <von> Chrifto dem herren all worden erkukcht“.
18. Wir fprechen: vnfer prat. Wir fein alle glider der hey-
ligen krifftnleichen kirchen vnd werden gefpeyft geyftleich; wen
20 die fei hat einen aufflus von got. Der fpeys fy leben, alls leypleich
alle glider die an dem menfchen find, henntt, vinger, fueß, har
vnd negel, nement ir fpeys, die weil fy zu famen gefuegt vnd mit
dem leichnam veraint fein. Wirt es aber her dan getailt von dem
leichnam, fo mag im die fpeis nicht zu hillf körnen von dem leich-
25 nam. Alfo ift es mit den geiftlichen glideren der heyligen Romifchen
kirchen. Welchs glid hin dan gefchaiden vnd gefchniten ift, es fey
mit dem pan oder keczerey, aller guettat mag im nichcz zu ftaten
körnen.
19. Wir fprechen: gib vns heut vnfer tagleich prat. Heut,
30 nicht margen, <margen> pin ich villeicht tad. Dar vmb gib vns
hait, das wir nicht fterben; wan es ift ein prat des lebens. Das
erkennen wir durch den glauben. Alls das natürlich prat leyt vor
1. Das prat usw. Vgl. dazu Sermo 102 (F2 19ra—b; p 73v): Unde nota
quod „sicut in Adam omnes moriuntur, ita in Christo omnes vivificabuntur“
<1 Cor. 15, 22] vgl. unten Z. 16—17). Natura nostra, ut est ex Adam,
tune non est unibilis divinitati, sicut tenebra non est unibilis luci: non possunt
se mutuo compati. Secundum Adam natura ex terra ortum habuisse describi-
tur . . ., secundum Christum de caelo lucido; secundum Adam natura est
semen mortis et infirmitatis, et sic non est unibilis vitae etc. Mit Hilfe dieser
Parallele dürfte der Satz verständlich sein. Das Brot, das Gott uns gegeben, ist
Christus. Daß er seiner göttlichen Natur nach nicht von Adam abstammt, ist
J. Koch und Ii. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten, 6.
well wir genefn an der fei. Das prat hat got nicht genomen von
Adam, wann er was verdampt. Er vnd all fein nach körnen waren
menfchen vnd mueften fterben. Süllen wir nu wider zu genad vnd
zu dem ewigen leben körnen, fo mueft got die menfchait an fich
5 nemen, das der menfch mit got veraint wurd, daz ein mittler war
zwifchen got vnd dem menfchen.
17. Da ift ein frag, ob es not fey gewefen, das got die menfchait
hat an fich genomen. Ja es was gar nat vns armen menfchen
zu der erledigung. Awer got dem herren was fein nicht nat, er
io pedarf fein auch nicht, im ift auch kain nucz dar aus körnen. Wenn
got ift ein alls volkomens gut, das er alle ding, die er pefchaffen
hat, hundert mal peffer mocht machen an alle arbat. Aber fich
felber mag er nicht peffer noch volkommner gemachen vnd rafft
wi 7i v in im felbs. || Aber was hat in dar zw pracht das er menfch ift
15 worden? Nichcz anders wann die graß lieb, die er zu vns gehabt
hat. „Alls wir von vnferm erften vater Adam all fturben, alfo fein
wir <von> Chrifto dem herren all worden erkukcht“.
18. Wir fprechen: vnfer prat. Wir fein alle glider der hey-
ligen krifftnleichen kirchen vnd werden gefpeyft geyftleich; wen
20 die fei hat einen aufflus von got. Der fpeys fy leben, alls leypleich
alle glider die an dem menfchen find, henntt, vinger, fueß, har
vnd negel, nement ir fpeys, die weil fy zu famen gefuegt vnd mit
dem leichnam veraint fein. Wirt es aber her dan getailt von dem
leichnam, fo mag im die fpeis nicht zu hillf körnen von dem leich-
25 nam. Alfo ift es mit den geiftlichen glideren der heyligen Romifchen
kirchen. Welchs glid hin dan gefchaiden vnd gefchniten ift, es fey
mit dem pan oder keczerey, aller guettat mag im nichcz zu ftaten
körnen.
19. Wir fprechen: gib vns heut vnfer tagleich prat. Heut,
30 nicht margen, <margen> pin ich villeicht tad. Dar vmb gib vns
hait, das wir nicht fterben; wan es ift ein prat des lebens. Das
erkennen wir durch den glauben. Alls das natürlich prat leyt vor
1. Das prat usw. Vgl. dazu Sermo 102 (F2 19ra—b; p 73v): Unde nota
quod „sicut in Adam omnes moriuntur, ita in Christo omnes vivificabuntur“
<1 Cor. 15, 22] vgl. unten Z. 16—17). Natura nostra, ut est ex Adam,
tune non est unibilis divinitati, sicut tenebra non est unibilis luci: non possunt
se mutuo compati. Secundum Adam natura ex terra ortum habuisse describi-
tur . . ., secundum Christum de caelo lucido; secundum Adam natura est
semen mortis et infirmitatis, et sic non est unibilis vitae etc. Mit Hilfe dieser
Parallele dürfte der Satz verständlich sein. Das Brot, das Gott uns gegeben, ist
Christus. Daß er seiner göttlichen Natur nach nicht von Adam abstammt, ist