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J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten. 6.
Vergib vns vnfer fchuld alls vnd wir vergeben
vnferen fchuldigeren
24. Die fchuld ift vnfer vnd vnfer ift die fchuld, vnd nicht
gots. Sol vnfer fchuld vergeben werden, durch wen fol das ge-
5 fchehen ? Nuer durch Iefum Chriftum vnd der heyligen kriftn-
wi 73 r leichen kirchen wirt vns || vergeben all vnfer fchuld, wie gras, wie
fwär, wie lankch die fein. Vnd das ain menfch aller menfchen fund
getan hiet, wann es mugleich war, noch wär die fchuld alle gar
klain zw fchaczen gegen der parmherczikait gots vnd dem fchacz
io der heyligen kriftnleichen kyrchen, daran fol der menfch nicht
zweyfeln; vnd das der teufel mocht rew gehaben, der ein anfang
ift aller funden, fy mochten im vergeben werden: alls gros ift die
parmherczikait gots. Aber von feiner hochuart wegen mag er nicht
rew gehaben von aigner pofhait.
15 25. Was ift die fchuld ? Das ift keren vnd hinder fich treten
von got willikleichen vnd wider die lieb des nachften, der da ift
ein kind gots; vnd got erczurnftu in feinen kinden. Wann du nicht
vergeben wild deinem nachften durch gots willen, fo wirt dir von
got auch nicht vergeben, wann du piteft, das dir vergeben werden
ao dein fünd, alls du vergeift deinen fchuldigeren. Alls du wild dei-
nem nachften, alfo fol dir auch gefchehen vnd anders nicht. Dar
vmb vergib, fo wirt dir auch vergeben!
26. Du wild das dir got vergeh, dar vmb daz du ain krifften
menfch vnd getaufft pift vnd ein kind gots gehayffen. So tue alls
as dich dein vater gelernet hat: vergib deinem prüder ein klains, der
auch ein kind vnd fun gots ift. Du haft dich verfchuldet gegen
got dem allmächtigen vnd deinem vater. Das ift gar gras; fol dir
das vergeben werden, fo vergib deinem prüder ein klains, das er
nuer wider dich getan hat, feinem prüder. Die geiftlichen recht
so weyfent vns aus, wie graffe fund fey dem fun der feinen vater
3. Vgl. Sermo 18 n. 36, S. 74, 11 ff.
5. Vgl. a.a.O. n. 37, S. 76, 17ff.; n. 38, S. 78, 6ff.
7—11. Vgl. a.a.O. n. 36, S. 76, 5ff.
11. Vgl. 1 loh. 3, 8. 13. Vgl. THOMAS S. theol. I q. 64 a. 2.
17—19. Vgl. Matth. 6, 15. Sermo 18 n. 39, S. 78, 18ff.
22. Vgl. Luc. 6, 37. 25. Vgl. Matth. 18, 21ff.
26—30. Vgl. IOHANNES CASSIANUS Conlatio IX c. 22, CSEL
XIII P. II 270, 18—22.
29. CUSANUS denkt wohl an die Bestimmungen der Bußbücher. Daß die
Beleidigung der Eltern als viel schwerere Sünde erachtet wurde, ergibt sich schon
daraus, daß viele Bußbücher von der für solche Sünden zu leistenden Buße reden,
J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten. 6.
Vergib vns vnfer fchuld alls vnd wir vergeben
vnferen fchuldigeren
24. Die fchuld ift vnfer vnd vnfer ift die fchuld, vnd nicht
gots. Sol vnfer fchuld vergeben werden, durch wen fol das ge-
5 fchehen ? Nuer durch Iefum Chriftum vnd der heyligen kriftn-
wi 73 r leichen kirchen wirt vns || vergeben all vnfer fchuld, wie gras, wie
fwär, wie lankch die fein. Vnd das ain menfch aller menfchen fund
getan hiet, wann es mugleich war, noch wär die fchuld alle gar
klain zw fchaczen gegen der parmherczikait gots vnd dem fchacz
io der heyligen kriftnleichen kyrchen, daran fol der menfch nicht
zweyfeln; vnd das der teufel mocht rew gehaben, der ein anfang
ift aller funden, fy mochten im vergeben werden: alls gros ift die
parmherczikait gots. Aber von feiner hochuart wegen mag er nicht
rew gehaben von aigner pofhait.
15 25. Was ift die fchuld ? Das ift keren vnd hinder fich treten
von got willikleichen vnd wider die lieb des nachften, der da ift
ein kind gots; vnd got erczurnftu in feinen kinden. Wann du nicht
vergeben wild deinem nachften durch gots willen, fo wirt dir von
got auch nicht vergeben, wann du piteft, das dir vergeben werden
ao dein fünd, alls du vergeift deinen fchuldigeren. Alls du wild dei-
nem nachften, alfo fol dir auch gefchehen vnd anders nicht. Dar
vmb vergib, fo wirt dir auch vergeben!
26. Du wild das dir got vergeh, dar vmb daz du ain krifften
menfch vnd getaufft pift vnd ein kind gots gehayffen. So tue alls
as dich dein vater gelernet hat: vergib deinem prüder ein klains, der
auch ein kind vnd fun gots ift. Du haft dich verfchuldet gegen
got dem allmächtigen vnd deinem vater. Das ift gar gras; fol dir
das vergeben werden, fo vergib deinem prüder ein klains, das er
nuer wider dich getan hat, feinem prüder. Die geiftlichen recht
so weyfent vns aus, wie graffe fund fey dem fun der feinen vater
3. Vgl. Sermo 18 n. 36, S. 74, 11 ff.
5. Vgl. a.a.O. n. 37, S. 76, 17ff.; n. 38, S. 78, 6ff.
7—11. Vgl. a.a.O. n. 36, S. 76, 5ff.
11. Vgl. 1 loh. 3, 8. 13. Vgl. THOMAS S. theol. I q. 64 a. 2.
17—19. Vgl. Matth. 6, 15. Sermo 18 n. 39, S. 78, 18ff.
22. Vgl. Luc. 6, 37. 25. Vgl. Matth. 18, 21ff.
26—30. Vgl. IOHANNES CASSIANUS Conlatio IX c. 22, CSEL
XIII P. II 270, 18—22.
29. CUSANUS denkt wohl an die Bestimmungen der Bußbücher. Daß die
Beleidigung der Eltern als viel schwerere Sünde erachtet wurde, ergibt sich schon
daraus, daß viele Bußbücher von der für solche Sünden zu leistenden Buße reden,