CLXXXX1V. Domus mea domus orationis vocabitur (n. 5—6). 127
So müssen wir das an sich Liebenswerte erbitten, das andere nur inso-
weit, als es jenem dient, wie Aristoteles im 10. Buch der Metaphysik
sagt: einer, der dem beschaulichen Leben obliegt, „braucht zu seinem
Glück auch einen gesunden Leib, Speise und den übrigen Zubehör“.
5. Der vierce Grund ist seine Kraft: denn das Gebet hat mehr
Kraft als irgendein Geschöpf. Die Engel oder reinen Geister bewegen
die Sphären mit Sonne und Sternen; aber das Gebet ist noch kraft-
voller, weil es diese Bewegung auf gehalten hat: denn Josues Gebet
ließ die Sonne Stillstehen. Es ist stärker als der Einfluß der Sterne,
die den Regen bringen usw.; Elias hat aber durch sein Gebet diesen
Einfluß überwunden. Ferner ist es stärker als die Seele, die ohne Speise
den Körper nicht erhält; das Gebet hat aber Heilige lange Zeit ohne
Speise am Leben erhalten, wie das Beispiel des Elias, Moses, der Magda-
lena und anderer zeigt. Ferner ist es stärker als jedes Geschöpf, weil
keines von ihnen ein anderes Geschöpf in den Schöpfer verwandeln
kann; aber das Gebet des konsekrierenden Priesters vermag dies. Weiter:
das Gebet steht höher als Almosengeben und Fasten, weil auch der,
welcher keine Almosen geben kann, da er nichts hat, und auch der,
welcher nicht zu fasten vermag, doch beten kann; wäre er auch stumm,
er könnte doch in seinem Herzen beten, selbst noch auf dem Sterbebett,
nach dem Wort: „Bei dem Herrn ist immer mein Gebet“.
6. Soll das Gebet mündlich sein ? Wenn es ein öffentliches ist,
ja; wie das, welches der Priester verrichtet (Thomas S. theol. II
II q. 83 a. 12), weil es dem Volke, für das es dargebracht wird,
vernehmlich sein muß. Aber das ist nicht beim Gebet des einzelnen
erforderlich; vielmehr kommt es zum mündlichen Ausdruck der
Gedanken aus drei Gründen: erstens, um die innere Andacht zu
wecken, weil das Gemüt des Beters durch Worte, Kniebeugungen
und Erhebung der Hände zu Gott erhoben und innerlich angeregt
wird. Insoweit also diese Zeichen das Gemüt des Menschen an-
regen, soll er sie gebrauchen. Wo daher das Gemüt ohne diese
< Codpatris ) pertransiret et transmutaretur in verum corpus Christi, sicut
facit virtus verborum consecrationis eius etc. Easdem fere sententias in
ALDO B RAN DI NI Expositione Orationis Dominicae invenies, uti P. TH.
KAEPPELI O. P. ex codice bibl. Nat. Florentinae C. 6. 1701, f. 164 ra—b,
mihi benigne communicavit.
13. CUSANUS verbum transferre eodem sensu utitur quo transformare;
cf. SB. 1936/37 2. Abh., p. 18seq.
16. Hoc dictum in S. Scriptura non invenitur; sed cf. Ps. 70, 6: In te
cantatio mea semper.
18—128, 6. cf. THOMAS AQUINAS S. theol. II II q. 83 a. 12.
20—23. THOMAS dicit: Adiungitur tarnen vox tali orationi triplici ra-
tione: primo quidem ad excitandam interiorem devotionem, qua mens orantis
elevetur in Deum, quia per exteriora signa . . . movetur mens hominis secun-
dum apprehensionem et per consequens secundum affectionem.
So müssen wir das an sich Liebenswerte erbitten, das andere nur inso-
weit, als es jenem dient, wie Aristoteles im 10. Buch der Metaphysik
sagt: einer, der dem beschaulichen Leben obliegt, „braucht zu seinem
Glück auch einen gesunden Leib, Speise und den übrigen Zubehör“.
5. Der vierce Grund ist seine Kraft: denn das Gebet hat mehr
Kraft als irgendein Geschöpf. Die Engel oder reinen Geister bewegen
die Sphären mit Sonne und Sternen; aber das Gebet ist noch kraft-
voller, weil es diese Bewegung auf gehalten hat: denn Josues Gebet
ließ die Sonne Stillstehen. Es ist stärker als der Einfluß der Sterne,
die den Regen bringen usw.; Elias hat aber durch sein Gebet diesen
Einfluß überwunden. Ferner ist es stärker als die Seele, die ohne Speise
den Körper nicht erhält; das Gebet hat aber Heilige lange Zeit ohne
Speise am Leben erhalten, wie das Beispiel des Elias, Moses, der Magda-
lena und anderer zeigt. Ferner ist es stärker als jedes Geschöpf, weil
keines von ihnen ein anderes Geschöpf in den Schöpfer verwandeln
kann; aber das Gebet des konsekrierenden Priesters vermag dies. Weiter:
das Gebet steht höher als Almosengeben und Fasten, weil auch der,
welcher keine Almosen geben kann, da er nichts hat, und auch der,
welcher nicht zu fasten vermag, doch beten kann; wäre er auch stumm,
er könnte doch in seinem Herzen beten, selbst noch auf dem Sterbebett,
nach dem Wort: „Bei dem Herrn ist immer mein Gebet“.
6. Soll das Gebet mündlich sein ? Wenn es ein öffentliches ist,
ja; wie das, welches der Priester verrichtet (Thomas S. theol. II
II q. 83 a. 12), weil es dem Volke, für das es dargebracht wird,
vernehmlich sein muß. Aber das ist nicht beim Gebet des einzelnen
erforderlich; vielmehr kommt es zum mündlichen Ausdruck der
Gedanken aus drei Gründen: erstens, um die innere Andacht zu
wecken, weil das Gemüt des Beters durch Worte, Kniebeugungen
und Erhebung der Hände zu Gott erhoben und innerlich angeregt
wird. Insoweit also diese Zeichen das Gemüt des Menschen an-
regen, soll er sie gebrauchen. Wo daher das Gemüt ohne diese
< Codpatris ) pertransiret et transmutaretur in verum corpus Christi, sicut
facit virtus verborum consecrationis eius etc. Easdem fere sententias in
ALDO B RAN DI NI Expositione Orationis Dominicae invenies, uti P. TH.
KAEPPELI O. P. ex codice bibl. Nat. Florentinae C. 6. 1701, f. 164 ra—b,
mihi benigne communicavit.
13. CUSANUS verbum transferre eodem sensu utitur quo transformare;
cf. SB. 1936/37 2. Abh., p. 18seq.
16. Hoc dictum in S. Scriptura non invenitur; sed cf. Ps. 70, 6: In te
cantatio mea semper.
18—128, 6. cf. THOMAS AQUINAS S. theol. II II q. 83 a. 12.
20—23. THOMAS dicit: Adiungitur tarnen vox tali orationi triplici ra-
tione: primo quidem ad excitandam interiorem devotionem, qua mens orantis
elevetur in Deum, quia per exteriora signa . . . movetur mens hominis secun-
dum apprehensionem et per consequens secundum affectionem.