CLXXXXIV. Domus mea domus orationis vocabitur (n. 6—10). 129
Zeichen zur Andacht gestimmt ist, braucht es sie nicht. Zweitens
fügt man dem Gebet Worte hinzu, damit der ganze Mensch Gott
diene, in dem Sinn wie der Prophet Hosea von den Opfergaben
der Lippen spricht. Drittens erwachsen sie dem Beter von selbst,
weil die starke Bewegung der Seele auf den Leib übergreift, nach
dem Wort: „Mein Herz erfreut sich, und meine Zunge frohlockt“.
7. Der Beter spricht mit Gott, darum ist die ehrfürchtige Ver-
richtung des Gebetes für alle eine Pflicht; in dieser Hinsicht über-
trifft es Fasten und Almosengeben usw. Das Gebet ist eine Gott
angenehme Gabe und verbindet uns von Angesicht zu Angesicht
mit Gott. Das Gebet ist eine Pflicht, deren Erfüllung dem Men-
schen immer Gewinn bringt.
8. Wann sollen wir beten? Christus sagt: „Wir sollen immer
beten und nicht nachlassen“ (Luk. 18, 1). Während der Schlacht
legt der Krieger seinen Schild nicht fort. Aber die Schlacht währt
immer: „Das Leben des Menschen auf Erden ist ein Kriegsdienst“.
„Betet ohne Unterlaß“. Dazu bemerkt die Glosse: Wer gut han-
delt, betet immer. Da wir aber auch den Pflichten für den Leib
nachgehen müssen, sollen wir das Beispiel des Heilandes befolgen,
der, wie wir wissen, abends, nachts und morgens betete.
9. Wo sollen wir beten? Überall. „Ich will, daß ihr Männer
überall betet“ (1. Tim. 2, 8). Aber wegen derer, die anbeten wollen,
wird ein bestimmter Ort gewählt, wie Thomas sagt, (und zwar)
wegen der Weihe des Ortes und der Zusammenkunft vieler.
10. Die Sünde hindert die Erhörung des Gebetes: „Möget ihr
eure Gebete noch so sehr vermehren, ich werde euch doch nicht
erhören; denn eure Hände sind voll Blut“ (Jes. 1, 15). Der Sünder
verdient als Sünder nicht erhört zu werden, aber ein Mensch, der
sich vor Gott demütigt, erfährt Barmherzigkeit und wird erhört.
quidem in editionibus typis impressis (exempli gratia: Lugduni 1590); apud
THOMAM AQUINATEM alia littera invenitur; cf. supra p. 124,1.
16. cf. Matth. 14, 23; Luc. 6, 12; Marc. 1, 35.
18. 1 Tim. 2, 8; loco vos in Biblia Vulgatae editionis ergo legitur.
19—20. cf. S. theol. II II q. 84 a. 3 ad 2: determinatus locus eligitur
ad adorandum non propter Deum qui adoratur, quasi loco concludatur; sed
propter ipsos adorantes. Et hoc ex triplici ratione: primo quidem propter
loci consecrationem, ex qua specialem devotionem concipiunt orantes, ut magis
exaudiantur . . .; secundo propter sacra mysteria et alia sanctitatis signa,
quae ibi continentur; tertio propter concursum multorum adorantium, ex quo
fit oratio magis exaudibilis.
21. Is. 1, 15: cum multiplicaveritis orationem, non exaudiam; manus
enim etc. 23. cf. THOMAS S. theol. II II q. 83 a. 16.
9 Sltiungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-bist. Kl. 1938/39. 4. Abh.
Zeichen zur Andacht gestimmt ist, braucht es sie nicht. Zweitens
fügt man dem Gebet Worte hinzu, damit der ganze Mensch Gott
diene, in dem Sinn wie der Prophet Hosea von den Opfergaben
der Lippen spricht. Drittens erwachsen sie dem Beter von selbst,
weil die starke Bewegung der Seele auf den Leib übergreift, nach
dem Wort: „Mein Herz erfreut sich, und meine Zunge frohlockt“.
7. Der Beter spricht mit Gott, darum ist die ehrfürchtige Ver-
richtung des Gebetes für alle eine Pflicht; in dieser Hinsicht über-
trifft es Fasten und Almosengeben usw. Das Gebet ist eine Gott
angenehme Gabe und verbindet uns von Angesicht zu Angesicht
mit Gott. Das Gebet ist eine Pflicht, deren Erfüllung dem Men-
schen immer Gewinn bringt.
8. Wann sollen wir beten? Christus sagt: „Wir sollen immer
beten und nicht nachlassen“ (Luk. 18, 1). Während der Schlacht
legt der Krieger seinen Schild nicht fort. Aber die Schlacht währt
immer: „Das Leben des Menschen auf Erden ist ein Kriegsdienst“.
„Betet ohne Unterlaß“. Dazu bemerkt die Glosse: Wer gut han-
delt, betet immer. Da wir aber auch den Pflichten für den Leib
nachgehen müssen, sollen wir das Beispiel des Heilandes befolgen,
der, wie wir wissen, abends, nachts und morgens betete.
9. Wo sollen wir beten? Überall. „Ich will, daß ihr Männer
überall betet“ (1. Tim. 2, 8). Aber wegen derer, die anbeten wollen,
wird ein bestimmter Ort gewählt, wie Thomas sagt, (und zwar)
wegen der Weihe des Ortes und der Zusammenkunft vieler.
10. Die Sünde hindert die Erhörung des Gebetes: „Möget ihr
eure Gebete noch so sehr vermehren, ich werde euch doch nicht
erhören; denn eure Hände sind voll Blut“ (Jes. 1, 15). Der Sünder
verdient als Sünder nicht erhört zu werden, aber ein Mensch, der
sich vor Gott demütigt, erfährt Barmherzigkeit und wird erhört.
quidem in editionibus typis impressis (exempli gratia: Lugduni 1590); apud
THOMAM AQUINATEM alia littera invenitur; cf. supra p. 124,1.
16. cf. Matth. 14, 23; Luc. 6, 12; Marc. 1, 35.
18. 1 Tim. 2, 8; loco vos in Biblia Vulgatae editionis ergo legitur.
19—20. cf. S. theol. II II q. 84 a. 3 ad 2: determinatus locus eligitur
ad adorandum non propter Deum qui adoratur, quasi loco concludatur; sed
propter ipsos adorantes. Et hoc ex triplici ratione: primo quidem propter
loci consecrationem, ex qua specialem devotionem concipiunt orantes, ut magis
exaudiantur . . .; secundo propter sacra mysteria et alia sanctitatis signa,
quae ibi continentur; tertio propter concursum multorum adorantium, ex quo
fit oratio magis exaudibilis.
21. Is. 1, 15: cum multiplicaveritis orationem, non exaudiam; manus
enim etc. 23. cf. THOMAS S. theol. II II q. 83 a. 16.
9 Sltiungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-bist. Kl. 1938/39. 4. Abh.