Zweites Kapitel: Literarhistorische Untersuchung. §2.
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filiatione Dei“ und „De dato patris luminum“* 1; seine Kopie von
„De coniecturis“ (II 237) ist nicht datiert, dürfte aber — soweit
man nach den Schriftzügen urteilen kann — nicht weit von jenen
entfernt sein. Als Professe korrigierte er vor 1459 die von seinem
Freund und Mitbruder Sixtus von Donauwörth geschriebene
Kopie von „De Docta Ignorantia“2. Auf seine Kopien cusanischer
Schriften folgen in derselben Hs. 13 „Sermones pauperis fratris
(darüber von anderer Hand: marcelli geist) in epistolas in officio
defunctorum in ordine Carthusiensi legi consuetas“3. Auch sie sind
Autographa4. Nun zeigt ein Vergleich mit der lateinischen Über-
setzung der Vaterunser-Erklärung des Cusanus, daß diese ohne
Zweifel von Geist geschrieben ist. Das genügt natürlich nicht, um
ihn als den Übersetzer anzusehen, wenngleich von vornherein sehr
zu beachten ist, daß die Kopien des Marcellus sehr sauber ge-
schrieben sind, während die Übersetzung — ebenso wie seine
sint maxime note, illam ante habent nociorem et non sunt nisi eius explicacio,
sicut calciamenta explicacio sunt artis sutorie.“ Hier sieht man deutlich die
cusanische Terminologie. Es ist möglich, daß die Schrift sich indirekt gegen
Wenck richtet. Ich werde an anderer Stelle auf den Fragenkomplex zurück-
kommen.
1 Ygl. Hs. 13, f. 35 rb: „Explicit tractatulus ille Magistri Nicolai de
Cußa de querendo deum per me fratrem Marcellum noviciatus sui habentem
hac ipsa die finicionis, sancti scilicet Yalentini, Anno 1454 novem menses
6 dies. De quibus omnibus sit deus benedictus in secula. Amen.“ F. 42 vb:
(De dato patris luminum) „finitum in noviciatu anno 1455 (!) die lune quin-
quagesime per me fratrem Marcellum Geyst habentem in noviciatu 9 menses
duas septimanas tres dies de quo laus trinitati in secula benedicte.“ Die Zahl
1455 ist ohne Zweifel verschrieben; denn in diesem Jahr fiel das Fest des
hl. Valentin (14. Februar) zwischen die Sonntage Sexagesima und Quinqua-
gesima. Aber auch für das Jahr 1454 ist das Datum ungenau angegeben;
denn nach der üblichen Ausdrucksweise ist dies lunae Quinquagesimae der
Montag nach diesem Sonntag. Marcellus irrte sich also entweder um eine
Woche bezüglich der Dauer seines Noviziates (was wenig wahrscheinlich ist)
oder er meinte den Montag vor Quinquagesima.
2 Vgl. Nicolaus de Gusa De Docta Ignorantia, 1932, praefatio edito-
rum S. VI.
3 Hs. 13, f. 43ra—73ra; die Reihenfolge der Predigten ist nachträglich
vom Autor geändert worden. Die beiden ersten Predigten erhielten die Num-
mern 10 und 11, die dritte 1 usw. Die beiden letzten Predigten haben übri-
gens besondere Themata: 15. De laude solitudinis (69 va); 16. De veris et
virtuosis solitarijs (71 ra).
4 Hs. II 271 enthält eine Kopie der Predigten in der verbesserten Reihen-
folge; leider ist das erste Blatt herausgerissen.
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filiatione Dei“ und „De dato patris luminum“* 1; seine Kopie von
„De coniecturis“ (II 237) ist nicht datiert, dürfte aber — soweit
man nach den Schriftzügen urteilen kann — nicht weit von jenen
entfernt sein. Als Professe korrigierte er vor 1459 die von seinem
Freund und Mitbruder Sixtus von Donauwörth geschriebene
Kopie von „De Docta Ignorantia“2. Auf seine Kopien cusanischer
Schriften folgen in derselben Hs. 13 „Sermones pauperis fratris
(darüber von anderer Hand: marcelli geist) in epistolas in officio
defunctorum in ordine Carthusiensi legi consuetas“3. Auch sie sind
Autographa4. Nun zeigt ein Vergleich mit der lateinischen Über-
setzung der Vaterunser-Erklärung des Cusanus, daß diese ohne
Zweifel von Geist geschrieben ist. Das genügt natürlich nicht, um
ihn als den Übersetzer anzusehen, wenngleich von vornherein sehr
zu beachten ist, daß die Kopien des Marcellus sehr sauber ge-
schrieben sind, während die Übersetzung — ebenso wie seine
sint maxime note, illam ante habent nociorem et non sunt nisi eius explicacio,
sicut calciamenta explicacio sunt artis sutorie.“ Hier sieht man deutlich die
cusanische Terminologie. Es ist möglich, daß die Schrift sich indirekt gegen
Wenck richtet. Ich werde an anderer Stelle auf den Fragenkomplex zurück-
kommen.
1 Ygl. Hs. 13, f. 35 rb: „Explicit tractatulus ille Magistri Nicolai de
Cußa de querendo deum per me fratrem Marcellum noviciatus sui habentem
hac ipsa die finicionis, sancti scilicet Yalentini, Anno 1454 novem menses
6 dies. De quibus omnibus sit deus benedictus in secula. Amen.“ F. 42 vb:
(De dato patris luminum) „finitum in noviciatu anno 1455 (!) die lune quin-
quagesime per me fratrem Marcellum Geyst habentem in noviciatu 9 menses
duas septimanas tres dies de quo laus trinitati in secula benedicte.“ Die Zahl
1455 ist ohne Zweifel verschrieben; denn in diesem Jahr fiel das Fest des
hl. Valentin (14. Februar) zwischen die Sonntage Sexagesima und Quinqua-
gesima. Aber auch für das Jahr 1454 ist das Datum ungenau angegeben;
denn nach der üblichen Ausdrucksweise ist dies lunae Quinquagesimae der
Montag nach diesem Sonntag. Marcellus irrte sich also entweder um eine
Woche bezüglich der Dauer seines Noviziates (was wenig wahrscheinlich ist)
oder er meinte den Montag vor Quinquagesima.
2 Vgl. Nicolaus de Gusa De Docta Ignorantia, 1932, praefatio edito-
rum S. VI.
3 Hs. 13, f. 43ra—73ra; die Reihenfolge der Predigten ist nachträglich
vom Autor geändert worden. Die beiden ersten Predigten erhielten die Num-
mern 10 und 11, die dritte 1 usw. Die beiden letzten Predigten haben übri-
gens besondere Themata: 15. De laude solitudinis (69 va); 16. De veris et
virtuosis solitarijs (71 ra).
4 Hs. II 271 enthält eine Kopie der Predigten in der verbesserten Reihen-
folge; leider ist das erste Blatt herausgerissen.