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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0005
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1.
Im Frühjahr 1939 legte der Wertheimer Geschichtsverein der
Badischen Landesdenkmalpflege einen Fund von Eisensachen vor,
der nahe bei dem Dorfe Bettingen am Main beim Graben nach
Sand gehoben worden war. Die Zusammensetzung des Fundes
weist ebenso wie seine Brandpatina auf eine Brandbestattung hin,
deren Leichenbrand von den Findern auch deshalb nicht erkannt
worden ist, weil er ohne Verwendung eines Gefäßes zusammen mit
den Beigaben unmittelbar in der Erde gelegen hat (Brandgrube).
Die Begehung des Fundplatzes ergab den Hinweis auf weitere,
vordem zutage getretene Gräber, und als einziges Überbleibsel aus
ihrem Inventar zwei Bruchstücke einer bronzenen Gürtelkette,
deren eines leicht angeschmolzen ist.
Diese Funde1 legte ich während des letzten Sommers den
Anfänger-Übungen zugrunde, welche in die Methoden der vor-
geschichtlichen Forschung einführen sollten. Aber die Studieren-
den, die nun hier ein auf gesicherte Betrachtungsweisen gegrün-
detes Wissen erhofften, sahen sich sehr bald enttäuscht. Immer
wieder zerrann ihnen der feste Halt, den sie vermittels einer der
archäologischen Einzelheiten gefunden zu haben glaubten. An die
Stelle so mancher Gewißheit, die zunächst einmal aus dem Fach-
schrifttum abgelesen worden war, trat vermittels kritischer Stellung-
nahme recht bald nur eine Möglichkeit. Und so blieb denn schließ-
lich ein ganz kleiner Bereich gesicherter Erkenntnisse, der manchem
Teilnehmer im Vergleich mit der aufgewandten Mühe wohl recht
gering erschien, der aber auf der anderen Seite an den Grenzen der
heute üblichen Methoden gewonnen worden war.
Die Bettinger Funde gehören in die späte La-Tene-Zeit. Aber
so eindeutig diese in Bezug auf ihren Formenkreis an Main und
Oberrhein umrissen ist, so wenig erscheint ihre absolute Zeit-
stellung geklärt. Beginnt sie um 100 v. Chr. oder gar noch etwas
1 Sie wurden Eigentum des Historischen Vereins Alt-Wertheim. Eine
im Herbst 1939 von der Landesdenkmalpflege veranstaltete kleine Grabung
förderte eine weitere geschlossene Brandbestattung zutage, welche sich den
oben genannten Funden nach Inhalt und Zeitstellung anschließt. (Einen Vor-
bericht hierüber s. Volk und Vorzeit 1939, 94; A. Dauber.)
 
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