Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen
85
in einem Funde von Haschendorf (Ungarn) ihre einzige, dafür aber
verblüffend ähnliche Entsprechung besitzt1. Und will man etwa
in dem Sonnenwagen von Trundholm2 ein Gerät erblicken, das
nach einem geläufigen Schema in den verschiedensten Werkstätten
serienweise hergestellt wurde ?
Zu den auffallenden Erscheinungen der an größeren Werk-
stücken seltenen späten Bronzezeit Mitteleuropas gehört das in
Bronze gegossene Wagenrad. Es findet sich von der Wetterau bis
Savoyen, und dieses strichförmige Vorkommen wird noch mehr
betont durch die Ausläufer gegen Norden und Süden, die bis zur
Niederelbe und nach Südfrankreich hinein reichen. Auf diese
Strecke verteilen sich also 9 Fundorte mit insgesamt 17 Rädern
oder wenigstens Teilen von solchen3. Je zwei dieser Stellen lieferten
zwei und vier Stücke auf einmal; doch nicht nur deshalb liegt es
nahe, diese Bäder als Reste von Kultfahrzeugen aufzufassen. Der
Vergleich der Stücke untereinander gibt eine nur sehr geringe
Variationsbreite zu erkennen, und die Einheitlichkeit ihrer Form
wird noch durch die Übereinstimmung ihrer Herstellungsweise
unterstrichen. Dem entspricht es, daß sich diese Bronzeräder auf
einen sehr kleinen Zeitraum beschränken, und in diesem Zusammen-
hang gewinnt die Erkenntnis an Bedeutung, daß die angeführten
Fundorte einen uralten, vom Mittelmeer nach dem Norddeutschen
Tieflande verlaufenden Handelsweg widerspiegeln. Es liegt hier
also eine nur vorübergehende Modeerscheinung vor, die über die
Grenzen der Völker hinausgegriffen hat. Nichts spricht gegen die
Vorstellung, daß eine einzige Werkstatt diese Stücke fertigte, daß
ein tüchtiger Gießer den Gedanken gehabt hat, das sonst in Holz
übliche Rad nun einmal in Bronze zu fertigen und durch den
Handel zu vertreiben. Es bedeutet in diesem Zusammenhang
nichts, daß die Öffentlichkeit diese Erzeugnisse abgelehnt hat, und
daß es dieser besonderen technischen Leistung nicht vergönnt war,
geschichtlich wirksam zu werden; an dieser Stelle genügt der
Hinweis auf die Leistung als solche, die einem kunstgewerblich wie
technisch gleichermaßen gut begabten Menschen entsprang, und
1 M. Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte 1, 1924, 334 (G. Ekholm).
2 Ebenda 13, 1929, 451 f. (B. Berthelsson).
3 Prähistorische Zeitschrift 18, 1927, 172ff. (K. Id. Jacob-Friesen).
Den hier genannten Stücken reiht sich ein Nabenteil aus dem Depot von
Weinheim-Nächstenbach an, Badische Fundberichte 3, 1936, 9f. (P. H.
Stemmermann), und ein weiterer noch kleinerer Rest aus einem ebenso alten
Hortfund von Homburg v. d. Id., s. ebenda.
85
in einem Funde von Haschendorf (Ungarn) ihre einzige, dafür aber
verblüffend ähnliche Entsprechung besitzt1. Und will man etwa
in dem Sonnenwagen von Trundholm2 ein Gerät erblicken, das
nach einem geläufigen Schema in den verschiedensten Werkstätten
serienweise hergestellt wurde ?
Zu den auffallenden Erscheinungen der an größeren Werk-
stücken seltenen späten Bronzezeit Mitteleuropas gehört das in
Bronze gegossene Wagenrad. Es findet sich von der Wetterau bis
Savoyen, und dieses strichförmige Vorkommen wird noch mehr
betont durch die Ausläufer gegen Norden und Süden, die bis zur
Niederelbe und nach Südfrankreich hinein reichen. Auf diese
Strecke verteilen sich also 9 Fundorte mit insgesamt 17 Rädern
oder wenigstens Teilen von solchen3. Je zwei dieser Stellen lieferten
zwei und vier Stücke auf einmal; doch nicht nur deshalb liegt es
nahe, diese Bäder als Reste von Kultfahrzeugen aufzufassen. Der
Vergleich der Stücke untereinander gibt eine nur sehr geringe
Variationsbreite zu erkennen, und die Einheitlichkeit ihrer Form
wird noch durch die Übereinstimmung ihrer Herstellungsweise
unterstrichen. Dem entspricht es, daß sich diese Bronzeräder auf
einen sehr kleinen Zeitraum beschränken, und in diesem Zusammen-
hang gewinnt die Erkenntnis an Bedeutung, daß die angeführten
Fundorte einen uralten, vom Mittelmeer nach dem Norddeutschen
Tieflande verlaufenden Handelsweg widerspiegeln. Es liegt hier
also eine nur vorübergehende Modeerscheinung vor, die über die
Grenzen der Völker hinausgegriffen hat. Nichts spricht gegen die
Vorstellung, daß eine einzige Werkstatt diese Stücke fertigte, daß
ein tüchtiger Gießer den Gedanken gehabt hat, das sonst in Holz
übliche Rad nun einmal in Bronze zu fertigen und durch den
Handel zu vertreiben. Es bedeutet in diesem Zusammenhang
nichts, daß die Öffentlichkeit diese Erzeugnisse abgelehnt hat, und
daß es dieser besonderen technischen Leistung nicht vergönnt war,
geschichtlich wirksam zu werden; an dieser Stelle genügt der
Hinweis auf die Leistung als solche, die einem kunstgewerblich wie
technisch gleichermaßen gut begabten Menschen entsprang, und
1 M. Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte 1, 1924, 334 (G. Ekholm).
2 Ebenda 13, 1929, 451 f. (B. Berthelsson).
3 Prähistorische Zeitschrift 18, 1927, 172ff. (K. Id. Jacob-Friesen).
Den hier genannten Stücken reiht sich ein Nabenteil aus dem Depot von
Weinheim-Nächstenbach an, Badische Fundberichte 3, 1936, 9f. (P. H.
Stemmermann), und ein weiterer noch kleinerer Rest aus einem ebenso alten
Hortfund von Homburg v. d. Id., s. ebenda.