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Nikolaus [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 1. Abhandlung): Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen: kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42026#0015
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Erstes Hauptstück
Untersuchungen
I. Die Datierung der Predigten
E. Vansteenberghe hat bereits in seiner bekannten Mono-
graphie1 den Versuch unternommen, die Predigten des Cusanus
chronologisch zu ordnen. Er beging dabei aber einen doppelten
methodischen Fehler. Erstens verließ er sich überall da, wo die
Rubriken ungenaue Angaben machen oder überhaupt fehlen, auf
die in den Registern von Vj und V2 angegebenen Daten. Ich habe
schon früher nachgewiesen, daß diese Register völlig wertlos sind,
soweit sie nicht die Predigt-Rubriken getreu wiedergeben2. Sie sind
also als Hilfsmittel auszuschalten. Vansteenberghe hat sodann
bei den Brixener Predigten nicht beachtet, daß Cusanus die Sonn-
tage nach der österlichen Zeit nicht als Sonntage nach Pfingsten
berechnet, wie das heute im Römischen Brevier und Missale üblich
ist, sondern als Sonntage nach Dreifaltigkeit. Beide Fehler und
eine Anzahl kleinerer Versehen bewirken, daß sein Verzeichnis in
mancher Hinsicht verbesserungsbedürftig ist. Hier seien nun kurz
die Grundlagen klargemacht, nach denen die chronologische Ord-
nung der cusanischen Predigten zu erfolgen hat.
Man muß zunächst bezüglich der Jahresanfänge beachten,
daß Cusanus sowohl nach dem Circumcisions- als auch nach dem
Nativitätsstil datiert3. Der Circumcisionsstil ist sicher bei dem
Mainzer Zyklus Pr. 33—38 angewandt, da die letzte Pr. die Rubrik
hat: ,,14454 Maguncie prima die anni“. Daraus kann man dann
1 Le Cardinal Nicolas de Gues, S. 476—-482.
2 Vgl. Pred. 2/5, S. 26—34.
3 Auch M. Honecker teilt die Ansicht, daß Cusanus nur nach diesen
zwei Stilen gerechnet hat. Vgl. Die Entstehungszeit der „Docta ignorantia“
des N. v. C., Hist. Jahrb. 60 (1940), S. 124 Anm. 2 und 135 Anm. 53. — Dabei
zeigt aber die Pr. 40, daß man in Koblenz (Diözese Trier!) den 25. März als
Jahresanfang festlich beging und sich gegenseitig Glückwünsche aussprach.
4 Bezeichnenderweise änderte der in Brixen schreibende Kopist von Yt
die in der Vorlage C stehende Jahreszahl 1445 in 1444 um. Er war an den
Nativitätsstil gewöhnt.
 
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