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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0010
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Ernst A. Schmidt

nicht erst aufkommt. Bei Vergils Eklogen mochte das Argument hin-
zutreten, die Abfassungszeit sei so kurz, daß eine Entwicklung kaum
feststellbar sein dürfte4. Ich bekenne mich hier, wie schon in meinem
genannten Buch und in einer Interpretation der neunten Ekloge5, aus-
drücklich zu Vergils dichterischer Entwicklung während des zweiten
Triumvirats und im Prozeß seiner Eklogendichtung. Denn auch unab-
hängig von der Möglichkeit inneren Wachstums eines Menschen und
von den Erfahrungen, denen er ausgesetzt ist oder sich aussetzt, einer
Möglichkeit, die sich doch gerade im Dichten verwirklicht, bedeutet
jede dichterische Verwirklichung, bedeutet jedes erarbeitete Gedicht
eine Veränderung des Dichters, deren geringste, aber nicht zu bestrei-
tende, die ist, daß er nach Vollendung eines Gedichts dieses nicht noch
einmal schreiben kann, daß der Dichter, der ein bestimmtes Gedicht
geschrieben hat, eben deshalb ein anderer ist, als er vor jenem Gedicht
war. Er ist darüber hinaus durch dieses vollendete Gedicht in einer
bestimmten neuen Weise sowohl gebunden und befreit als auch durch
die Erfahrungen bei der Arbeit an ihm gefördert worden.

4 So z. B. Brooks Otis, Virgil. A Study in Civilized Poetry, Oxford 1964, S. 128. -
Die hier vorzulegende Datierung ergäbe immerhin den Argumentationsgewinn ad
hominem, daß der Zeitraum der Entstehung der zehn Eklogen statt nur fünf Jahre
- so Otis, a. O.: 42-38 v. Chr. - acht bis neun Jahre, 43/42-35, umfaßt.
5 Poesia e politica nella nona egloga di Virgilio, Maia 24 (1972), S. 99-119.
 
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