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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0033
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V
Ecl. 8 als Neueinsatz bukolischen Dichtens
nach dem auf ecl. 4 folgenden Intervall
Der im Textbefund in ecl. 8 scheinbar so naheliegende Anstoß zur
Analyse, zur Trennung von Gedichtkörper und Adresse, verstrickt,
gibt man ihm nach, in unlösbare Schwierigkeiten. Sowie man dagegen
ecl. 8 mit seiner Adresse als dichterische Einheit betrachtet und das Ge-
dicht als ganzes in das Jahr 35 setzt, das Unbehagen an einer Spät-
datierung zugleich überwindend - welches einerseits wohl nur das
Sträuben gegen eine Änderung des bisher zuversichtlich Geglaubten
darstellt, andererseits die vielleicht berechtigte Sorge vor den schon ge-
ahnten Konsequenzen ist (Georgica, Epoden) -, ergibt sich für die
Eklogen ein klares und sachlich wie geschichtlich überzeugendes Bild.
Welche Gedichte sind es nämlich, die den Rand der stummen Jahre des
Bukolikers bezeichnen, die das vorläufige Ende der Bukolikdichtung
und den Neueinsatz mit bukolischen Gedichten darstellen? Vergil ver-
stummt als bukolischer Dichter nach ecl. 4, Vergil beginnt mit ecl. 8
wieder zu reden. Hat das eine innere Wahrscheinlichkeit, liegt darin
Sinn?
Die vierte Ekloge ist die Vorwegnahme eines zu dichtenden Epos,
ist die Spiegelung zukünftiger Epik als bukolisches Gedicht, wodurch
solche Dichtung höher («paulo maiora») als die bisherige Bukolik ist1.
Danach mochte wohl eine Fortsetzung bukolischen Dichtens in der
Tat nicht als das künstlerisch Gegebene erscheinen.
Inwiefern läßt sich die achte Ekloge als Wiederaufnahme buko-
lischen Dichtens sinnvoll verstehen, wieso konnte Vergil gerade mit
diesem Gedicht wieder zur Bukolik nach ecl. 4 zurückkehren? Diese
Frage erhält in der Ekloge selbst ausdrücklich eine Antwort, die als
erster Schritt auf ein Verständnis dessen zuführt, was ecl. 8 als Neu-
einsatz bukolischen Dichtens bedeutet. Die Antwort steht in der
Adresse, deren ursprünglicher Zusammenhang mit dem Gedicht sich
darin kundtut. Ein Auftrag Octavians ist erfolgt: «accipe iussis / car-
mina coepta tuis» (v. 11 f.). «carmina» kann sich durchaus auf das eine
Gedicht ecl. 8 beziehen; entweder in Analogie zu ecl. 5,14, ecl. 10,2 f.
und, hier im Gedicht selbst, zu v. 102 oder in Analogie zu ecl. 8,68, wo
1 Vgl. Poet. Refl., S. 154-172.
2 Vgl. o. S. 15 mit Anm. 5.
 
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