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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0049
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§9

Das erste Buch der Georgica vor den späten
Eklogen entstanden
Aus der nun überholten Frage: was machte Vergil in den beiden Jahren
39/38 und 38/37 v. Chr., zwischen dem Abschluß der Bucolica mit der
Gallusekloge und dem Beginn der Arbeit an den Georgica1? ist durch
Bowersocks Datierung von ecl. 8 und ihre Konsequenzen eine andere
ernsthaftere dringendere Frage geworden. Was machte Vergil zwischen
40 und 35 v. Chr., zwischen ecl. 4 und 8?
Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, daß Vergil an den Geor-
gica arbeitete. Es zeigen ja nicht nur die beiden letzten Gedichte vor
dem vorläufigen Ende der bukolischen Dichtung, ecl. 6 und 4, deut-
lichen Einfluß Hesiods2, so daß schon zu ihrer Entstehungszeit (40 v.
Chr.) mit Vergils Interesse an Hesiod zu rechnen ist, sondern Vergil hat
offenbar wohl schon zur Zeit der neunten Ekloge <georgische> Gegen-
stände als seine zukünftige Thematik vor Augen. Berg3 weist auf den
<georgischen> Charakter der Verse 48 f. hin, die Ähnlichkeit, die Georg.
I 1 ff. mit ihnen hat, und denkt an eine direkte Anspielung auf die er-
sten beiden Bücher der Georgica (segetes, vites), «which must have be-
gun to occupy Vergil’s attention even before the ten Eclogues were com-
pleted»4. Auch ist der Einsatz mit der Arbeit an den Georgica aus inne-
ren Gründen besser im Anschluß an ecl. 6 und 4 vorzustellen. Und die
Wahl von dichterischen Vorhaben ging für Vergil doch offenbar nicht
in der Weise vor sich, wie Scholiastenmentalität das vorhandene Le-
benswerk erläutert, d. h. als der Anspruch, nacheinander der römische
Theokrit, der römische Hesiod, der römische Homer zu werden. Die
Wahl gerade dieser drei Archegeten als seiner Modelle ist damit nicht
begründet. Eher ist zu denken, daß Vergil während seiner Arbeit an ecl.
1 Vgl. Jean Bayet, Les premieres Georgiques de Virgile (39-37 avant J.-Chr.), Rev.
de Philol. 56 (1930) ( = ser. 3, tome 4), S. 128-150. 227-247, hier S. 132; L. P.
Wilkinson, The Georgics of Virgil, Cambridge 1969, S. 56; vgl. jedoch auch S. 69.
Das «mehrjährige Interregnum der Muße» zwischen Bucolica und Georgica (die
Jahre 39-37) besonders stark betont von Wili, Vergil, S. 50; Beginn der Arbeit an
Georgica nach Wili 37 v. Chr., Arbeitsdauer: 37-30 v. Chr. (vgl. a. O., S. 52f.).
2 Vgl. Bayet, a. O., S. 228; Wilkinson, a. O., S. 57.
3 a. O., S. 93 f.
4 Vgl. auch a. O., S. 180: ecl. 4,28-30 als Vorwegnahme der Thematik von Georg.
I, II, IV.
 
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