Metadaten

Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0050
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

Ernst A. Schmidt

6 und 4 von Hesiod zunehmend fasziniert wurde und sich daraus, wohl
wieder in Verbindung auch mit einem äußeren Anstoß, das Arbeits-
vorhaben der Georgica entwickelte.
Für die Verse 509-514 im Schlußabschnitt des ersten Georgicabuches
ist 39/38 v. Chr. terminus post5. Wilkinson datiert v. 498-504 auf
36/356. Da der Schluß des Buches kaum den Beginn der Arbeit dar-
stellen dürfte, kann man mit dem Beginn der Arbeit an den Georgica
beliebig dicht an ecl. 4 herangehen. Buch I ist demnach zwischen ecl. 4
und 8, zwischen den sieben früheren und den drei späten Eklogen ein-
zuordnen7.
Die Anklänge an die Eklogen in Georgica I8 sind infolgedessen ver-
schieden zu bewerten. In den Gemeinsamkeiten mit den sieben frühen
Eklogen haben diese die Priorität, während sie gegenüber den drei
späten Stücken des Eklogenbuches das Georgicabuch hat. Das macht
in der Tat auch bei keiner einzelnen Stelle Schwierigkeit. Infolge der
geltenden Auffassung der Priorität der Eklogen vor den Georgica ist
ein Verzeichnis von Gemeinsamkeiten zwischen den frühen Eklogen
und Georgica I hier überflüssig. Zur Überprüfung jedoch der Behaup-
tung, daß die nun notwendig gewordene Vorstellung der Priorität von
Georgica I gegenüber den drei späten Eklogen keine Schwierigkeit
macht, gebe ich eine Liste derartiger Anklänge. Mit ihr soll also nicht
5 Vgl. J. Bayet, a. O., S. 139 ff.; Will Richter, Vergil, Georgica, herausgeg. u. erkl.,
München 1957, S. 181 f.; Wilkinson, a. O., S. 159 Anm.: mit den Kriegen am
Euphrat und in Germanien (v. 509) sind, da die Ereignisse, auf die in den Nach-
barversen angespielt ist, in das Jahr 40 gehören, die der Jahre 39/38 v. Chr. ge-
meint.
6 a. O.,S. 159 ff.
7 Bayet datiert die Entstehung des ersten Georgicabuches auf die Jahre 39-37 (so
auch Richter, a. O., S. 167 u. o. Anm. 5) und macht hierfür insbesondere die histo-
rischen Anspielungen und die noch fehlende (erst von Buch II an nachzuweisende)
Varrokenntnis geltend, dessen Werk über die Landwirtschaft 37/36 v. Chr. er-
schien (a. O., vgl. bes. S. 131 ff. und S. 137ff.). Für Bayet ergibt sich damit die
chronologische Zwischenstellung von Georgica I vor ecl. 10 (datiert auf 37) und
nach allen übrigen Bucolica (die spätesten, 4, 6, 8, datiert auf 40-39 v. Chr.); ecl.
10 wiederum steht für ihn also zwischen Georg. I und den späteren Georgica-
büchern.
8 Vom Proömium, v. 1-42, ist hier abzusehen, da es auf 29 v. Chr. datiert wird (W.
Richter, a. O., S. 406, vgl. S. 115, 121 f.; Wilkinson, a. O., S. 162 f.). Georg. I 16-
18 setzt demnach das ganze Eklogencorpus voraus, neben ecl. 2,33 auch ecl. 8,22-
24 und 10,14 f.26. Andererseits wären aus diesen Stellen allein keine Schlüsse auf
relative Chronologie zu ziehen: auch für die Georgicaverse reicht als Modell
Theocr., id. 1,123 ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften