Zur Chronologie der Eklogen Vergils
29
hin mit großer Wahrscheinlichkeit cat. 8 («Villula, quae Sironis eras,
et pauper agelle»)6 in dieses Jahr verweisen7.
Im Abstand von vier Jahren folgt mit ecl. 8, 10, 7 die Gruppe der
letzten Eklogen auf den Block der Gedichte des Jahres 40. Daß man alle
drei Gedichte in das eine Jahr 35 setzen darf, ergibt sich daraus, daß
nicht nur das erste Gedicht dieser Gruppe, ecl. 8, in dieses Jahr gehört,
sondern daß eben dieses Jahr auch als das Datum der Herausgabe des
Eklogenbuches wahrscheinlich zu machen ist8.
Diese Kombination der Ergebnisse der relativen Chronologie mit
den absoluten Daten ist allerdings ohne den Vorbehalt geschehen, daß
mit der Datierung der Adresse von ecl. 8 nicht von vornherein und
nicht notwendig auch das ganze Gedicht datiert ist. Unterstellen wir
also unser Unbehagen über eine derartige Spätdatierung entweder der
achten Ekloge allein oder der drei Eklogen 8, 10 und 7 zusammen und
versuchen wir, das, was das Unbehagen auslöst, zugleich mit einem an-
deren gelegentlich Anstoß erregenden Sachverhalt, der merkwürdig
eingeschobenen Adresse in ecl. 8, loszuwerden. D. h. spielen wir den
Versuch durch, ecl. 8 analytisch zu traktieren und die Adresse als spä-
ter verfaßtes Einschiebsel zu denken.
Dafür gibt es nur zwei Möglichkeiten. Die Adresse ist entweder
1) nach ecl. 10 und 7 oder 2) vor 10 und 7 gedichtet und eingefügt wor-
den. Zu 1): Der erste Fall sähe so aus. Vergil dichtet die Eklogen 8, 10
und 7 im Anschluß an die schon vorhandenen, also etwa in den Jahren
39/38. Die Komposition auch der Eklogen 10 und 7 setzt die Absicht
der Herausgabe der zehn Gedichte als eines Corpus voraus. Das Ab-
fassen und Einfügen der Adresse in ecl. 8 drei bis vier Jahre später
wäre dann entweder a) nach erfolgter Publikation des Eklogenbuches
geschehen, d. h. wir hätten eine Zweitauflage anzusetzen, zu der u. a.
an Änderungen oder Zusätzen diese Adresse gehörte. Einen inneren
oder äußeren Grund für die Abfassung dieser Adresse und ihre nach-
trägliche Einfügung gerade in ecl. 8 zu finden, dürfte schwerfallen.
Oder aber b) Vergil hätte mit der Publikation der Eklogen, obwohl sie
als Corpus fertig dastanden, einige Jahre gewartet, bis dann im Jahre
35 mit der Abfassung der Adresse auch die Herausgabe des Eklogen-
6 Ein reizvoller Lesegenuß ist der Gewinn, wenn man ecl. 9 und 1 nach ecl. 2, 3 und
5 liest und sich die Verwandlung des Tons als über cat. 8 bewirkt vorstellt.
7 Vgl. Büchner, a. O., Sp. 24,62 ff., Sp. 56,39 ff.: 42/41 v. Chr.; R. E. H. Westendorp
Boerma (ed.), P. Vergili Maronis ... Catalepton, Bd. I, Assen 1949, S. 157 f.: Ende
42 oder Anfang 41.
8 Vgl. §12, u. S. 68 f.
29
hin mit großer Wahrscheinlichkeit cat. 8 («Villula, quae Sironis eras,
et pauper agelle»)6 in dieses Jahr verweisen7.
Im Abstand von vier Jahren folgt mit ecl. 8, 10, 7 die Gruppe der
letzten Eklogen auf den Block der Gedichte des Jahres 40. Daß man alle
drei Gedichte in das eine Jahr 35 setzen darf, ergibt sich daraus, daß
nicht nur das erste Gedicht dieser Gruppe, ecl. 8, in dieses Jahr gehört,
sondern daß eben dieses Jahr auch als das Datum der Herausgabe des
Eklogenbuches wahrscheinlich zu machen ist8.
Diese Kombination der Ergebnisse der relativen Chronologie mit
den absoluten Daten ist allerdings ohne den Vorbehalt geschehen, daß
mit der Datierung der Adresse von ecl. 8 nicht von vornherein und
nicht notwendig auch das ganze Gedicht datiert ist. Unterstellen wir
also unser Unbehagen über eine derartige Spätdatierung entweder der
achten Ekloge allein oder der drei Eklogen 8, 10 und 7 zusammen und
versuchen wir, das, was das Unbehagen auslöst, zugleich mit einem an-
deren gelegentlich Anstoß erregenden Sachverhalt, der merkwürdig
eingeschobenen Adresse in ecl. 8, loszuwerden. D. h. spielen wir den
Versuch durch, ecl. 8 analytisch zu traktieren und die Adresse als spä-
ter verfaßtes Einschiebsel zu denken.
Dafür gibt es nur zwei Möglichkeiten. Die Adresse ist entweder
1) nach ecl. 10 und 7 oder 2) vor 10 und 7 gedichtet und eingefügt wor-
den. Zu 1): Der erste Fall sähe so aus. Vergil dichtet die Eklogen 8, 10
und 7 im Anschluß an die schon vorhandenen, also etwa in den Jahren
39/38. Die Komposition auch der Eklogen 10 und 7 setzt die Absicht
der Herausgabe der zehn Gedichte als eines Corpus voraus. Das Ab-
fassen und Einfügen der Adresse in ecl. 8 drei bis vier Jahre später
wäre dann entweder a) nach erfolgter Publikation des Eklogenbuches
geschehen, d. h. wir hätten eine Zweitauflage anzusetzen, zu der u. a.
an Änderungen oder Zusätzen diese Adresse gehörte. Einen inneren
oder äußeren Grund für die Abfassung dieser Adresse und ihre nach-
trägliche Einfügung gerade in ecl. 8 zu finden, dürfte schwerfallen.
Oder aber b) Vergil hätte mit der Publikation der Eklogen, obwohl sie
als Corpus fertig dastanden, einige Jahre gewartet, bis dann im Jahre
35 mit der Abfassung der Adresse auch die Herausgabe des Eklogen-
6 Ein reizvoller Lesegenuß ist der Gewinn, wenn man ecl. 9 und 1 nach ecl. 2, 3 und
5 liest und sich die Verwandlung des Tons als über cat. 8 bewirkt vorstellt.
7 Vgl. Büchner, a. O., Sp. 24,62 ff., Sp. 56,39 ff.: 42/41 v. Chr.; R. E. H. Westendorp
Boerma (ed.), P. Vergili Maronis ... Catalepton, Bd. I, Assen 1949, S. 157 f.: Ende
42 oder Anfang 41.
8 Vgl. §12, u. S. 68 f.