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Ernst A. Schmidt
Pentade antwortet der Schluß mit Octavian (8,6ff.) in der Mitte der
zweiten Buchhälfte. Beginnt ecl. 2 mit «formosum» und enthält ecl. 5
in den letzten Versen wieder zweimal dieses Adjektiv (v. 86 und 90),
so antwortet auf «musam» in ecl. 8,1 «cecinisse» und «cantantibus»
in ecl. 10,70 und 75.
Die Einheit der Eklogen 2, 3 und 5 hat Georg Rohde in seinem Vor-
trag «Vergils fünfte Ecloge als Höhepunkt und Abschluß der frühen
Eclogen»13 überzeugend dargestellt. Die Gründe, die er für seine These
angibt, ecl. 5 sei zu einer Zeit von Vergil als Abschluß einer römischen
Bukolik angesehen worden, vermag ich nicht zu teilen14. Das heißt
nicht, daß nicht an einen Zusammenschluß der drei Stücke zu denken
wäre, ob Vergil nun die drei Gedichte überhaupt erst gemeinsam be-
kannt machte oder ob er die schon bekannten Eklogen 2 und 3 mit der
neuen Dichtung, der Daphnis-Ekloge, zusammenfaßte15. Die Sphragis
am Ende der drei frühen Eklogen würde dann eine chiastische Ent-
sprechung in der Adresse am Anfang der drei späten Eklogen gefun-
den haben. Beide, Sphragis und Adresse, sind nicht Randstücke, ihren
Gedichten an- oder vorgesetzt, sondern auf die Weise in den Gedicht-
körper hineingenommen (ecl. 5,85-87; ecl. 8,6-13), daß nach (ecl. 5,88
bis 90) bzw. vor (ecl. 8,1-5) ihnen der Hirtengesang des Gedichts cha-
rakterisiert wird, durch ein Geschenk in ecl. 5, das Schönheit und
Liebe symbolisiert («formosum pedum», welches selbst ein liebenswer-
ter Knabe nicht als Geschenk erhielt), durch orphische Wirkung in ecl.
8 (das Staunen von Tieren, das Verhalten von Flüssen in ihrem Lauf).
Der erste Vers der achten Ekloge enthält nach «pastorum musam»
die Namen dieser Hirten, ähnlich wie in ecl. 2,1 nach «formosum
pastor» der Name des Flirten und des Schönen folgen. Beide Namen in
ecl. 8 sind je einmal in frühen Eklogen beiläufig vorgekommen; einen
besonderen Klang oder Würde wie Corydon oder Menalcas (ecl. 2, 3,
5,9-7, 10) haben sie nicht. Ein Dämon ist in ecl. 3,16-28 angeblich
von Damoetas im Gesang besiegt worden, ein Alphesiboeus sollte für
Menalcas in ecl. 5,73 bei der Daphnisfeier wie ein Satyr tanzen.
Das Lied dieser beiden offenbar einfachen Hirten aber ist gewaltig,
sagt das Proömium der achten Ekloge und entfaltet das Orpheusmotiv
der sechsten Ekloge. Dann beginnt Dämon, welcher in seinem Lied
die Rolle eines arkadischen Ziegenhirten spielt. Er selbst ist so wenig
wie Alphesiboeus entweder Ziegenhirt oder Arkader, bzw. nichts der-
13 Studien und Interpretationen, Berlin 1963, S. 117-139.
14 Vgl. Poet. Refl.,S. 59 ff.
15 Vgl dazu u. § 12, S. 69 f.
Ernst A. Schmidt
Pentade antwortet der Schluß mit Octavian (8,6ff.) in der Mitte der
zweiten Buchhälfte. Beginnt ecl. 2 mit «formosum» und enthält ecl. 5
in den letzten Versen wieder zweimal dieses Adjektiv (v. 86 und 90),
so antwortet auf «musam» in ecl. 8,1 «cecinisse» und «cantantibus»
in ecl. 10,70 und 75.
Die Einheit der Eklogen 2, 3 und 5 hat Georg Rohde in seinem Vor-
trag «Vergils fünfte Ecloge als Höhepunkt und Abschluß der frühen
Eclogen»13 überzeugend dargestellt. Die Gründe, die er für seine These
angibt, ecl. 5 sei zu einer Zeit von Vergil als Abschluß einer römischen
Bukolik angesehen worden, vermag ich nicht zu teilen14. Das heißt
nicht, daß nicht an einen Zusammenschluß der drei Stücke zu denken
wäre, ob Vergil nun die drei Gedichte überhaupt erst gemeinsam be-
kannt machte oder ob er die schon bekannten Eklogen 2 und 3 mit der
neuen Dichtung, der Daphnis-Ekloge, zusammenfaßte15. Die Sphragis
am Ende der drei frühen Eklogen würde dann eine chiastische Ent-
sprechung in der Adresse am Anfang der drei späten Eklogen gefun-
den haben. Beide, Sphragis und Adresse, sind nicht Randstücke, ihren
Gedichten an- oder vorgesetzt, sondern auf die Weise in den Gedicht-
körper hineingenommen (ecl. 5,85-87; ecl. 8,6-13), daß nach (ecl. 5,88
bis 90) bzw. vor (ecl. 8,1-5) ihnen der Hirtengesang des Gedichts cha-
rakterisiert wird, durch ein Geschenk in ecl. 5, das Schönheit und
Liebe symbolisiert («formosum pedum», welches selbst ein liebenswer-
ter Knabe nicht als Geschenk erhielt), durch orphische Wirkung in ecl.
8 (das Staunen von Tieren, das Verhalten von Flüssen in ihrem Lauf).
Der erste Vers der achten Ekloge enthält nach «pastorum musam»
die Namen dieser Hirten, ähnlich wie in ecl. 2,1 nach «formosum
pastor» der Name des Flirten und des Schönen folgen. Beide Namen in
ecl. 8 sind je einmal in frühen Eklogen beiläufig vorgekommen; einen
besonderen Klang oder Würde wie Corydon oder Menalcas (ecl. 2, 3,
5,9-7, 10) haben sie nicht. Ein Dämon ist in ecl. 3,16-28 angeblich
von Damoetas im Gesang besiegt worden, ein Alphesiboeus sollte für
Menalcas in ecl. 5,73 bei der Daphnisfeier wie ein Satyr tanzen.
Das Lied dieser beiden offenbar einfachen Hirten aber ist gewaltig,
sagt das Proömium der achten Ekloge und entfaltet das Orpheusmotiv
der sechsten Ekloge. Dann beginnt Dämon, welcher in seinem Lied
die Rolle eines arkadischen Ziegenhirten spielt. Er selbst ist so wenig
wie Alphesiboeus entweder Ziegenhirt oder Arkader, bzw. nichts der-
13 Studien und Interpretationen, Berlin 1963, S. 117-139.
14 Vgl. Poet. Refl.,S. 59 ff.
15 Vgl dazu u. § 12, S. 69 f.