Metadaten

Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0057
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
§10

Die 16. Epode des Horaz nach den frühen Eklogen einschließlich
ecl. 4, vor den späten Eklogen entstanden
Der Schluß des ersten Georgicabuches (und implizit die Gruppe der
drei bukolischen Spätstücke) ist der Ausdruck des Zweifels an den
Hoffnungen von ecl. 4. Damit wiederholt sich hier verschärft, was in
der Folge der Verse ecl. 9,50 und ecl. 1,73 geschehen war. Vergils eige-
ner Zweifel an seinen Hoffnungen nimmt, glaube ich, einem grund-
sätzlichen Einwand Büchners gegen die Priorität der vierten Ekloge vor
der 16. Epode sein Gewicht. Denn angesichts der Palinodien Vergils
selbst läßt sich die Epode als Antwort kaum mehr als «unerhörte Brüs-
kierung großer römischer Wirklichkeiten»1 bezeichnen. Und was das
Verhältnis der beiden Männer betrifft, so dokumentiert Horazens pes-
simistische Antwort auf die vierte Ekloge gerade ihre Harmonie in ihrer
Beurteilung der Zukunft und in ihrem Dichten während jener Jahre
nach der zu früh geschriebenen vierten Ekloge.
Nachdem Carl Becker2 die Abhängigkeit des horazischen Gedichts
von mehreren Eklogen nachgewiesen hat, wäre nun eher zu fragen,
welche von den beiden Dichtungen in dieser Zeit, Georgica I oder
epod. 16, die Priorität habe3. Das soll hier nicht geschehen, da es zu
weit von unserem Gegenstand fortführen würde. Es bleibt aber noch
die Aufgabe, die von Becker abgelehnte4 5, nun aber notwendig ge-
wordene Zwischenstellung der 16. Epode zwischen den Eklogen zu
bedenken. Es geht dabei nur um ecl. 8,26-28 in seinem Verhältnis zu
epod. 16,30-34δ. Denn Berührungen mit ecl. 10 scheint es nicht zu
geben, und was ecl. 7 betrifft, so ist nach Becker selbst v. 11 nur mög-

1 Büchner, a. O., Sp. 185.
2 Virgils Eklogenbuch, Hermes 83 (1955), S. 314-349, hier: S. 341 ff.
3 Zu der schon früher vorgeschlagenen Datierung der 16. Epode auf 38 v. Chr. jetzt
mit weiteren Argumenten Doris Ableitinger-Grünberger, Der junge Horaz und die
Politik. Studien zur 7. und 16. Epode, Heidelberg 1971, S. 62-65.
4 a. O., S. 348 und 346. Beckers Argument gegen diese (unausgesprochene) Konse-
quenz geteilter Zustimmung gegenüber Wimmeis Überlegungen und Thesen bei
H. Fuchs (in: Westöstliche Abhandlungen, R. Tschudi überreicht, Wiesbaden
1954, S. 40f., Anm. 2) ist allerdings allein die Datierung von ecl. 8 auf Herbst 39.
5 D. Ableitinger-Grünberger, a. O. äußert sich zur Prioritätsfrage dieser Passagen
nicht.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften