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Ernst A. Schmidt
licherweise und neben ecl. 4,21 Modell für epod. 16,49 f. Ist aber die
Posteriorität von ecl. 8 nachvollziehbar und die Spätdatierung von ecl.
7 anerkannt, so macht ohnehin die Annahme der folgenden Reihe keine
Schwierigkeit: Theocr., id. 11,12 - ecl. 4,21 f. (+ ecl. 3,30) - epod.
16,49 f.-ecl. 7,3 und 11.
Es kann kaum bestritten werden, daß epod. 16,30-34 ein Nest von
Gemeinsamkeiten mit Versen aus den Eklogen 9, 1, 4 und 8 darstellt.
Auch mag Horazens Rückgriff auf Lukrez III 750-752 durch den Vers
ecl. 9,13 angeregt worden sein, der seinerseits Lucr. III 752 verdankt ist.
Es hindert aber nichts, die Verse in epod. 16 verschiedenen Passagen in
ecl. 9, 1 und 4 verpflichtet zu denken und ihrerseits die achte Ekloge
das aufnehmen, was Horaz über alle jene Stellen hinaus neu hat, und
eventuell auch selbst auf die genannten Lukrezverse zurückgreifen zu
lassen. Das Modell für ecl. 8,28, id. 1,135, macht das letztere allerdings
nicht notwendig.
So ist etwa die folgende <Entwicklungs>-Reihe sicherlich unanstößig:
1. Theocr., id. 1,25f.: αιγα . . . δωσώ . . . ές τρις άμέλξαι, / α . . . ποτα-
μέλγεται ές δύο πέλλας (+ id. 8,86 f.: . . .τον άμολγέα ...)
2. ecl. 3,30: «bis venit ad mulctram (sc. vitula)» (+ ecl. 4,21 f.: «. . .
capellae/», Versschluß)
3. epod. 16,49f.: «veniunt ad mulctra capellae/»
4. ecl. 8,28: «venient ad pocula dammae»
5. ecl. 7,11: «huc ipsi potum venient per prata iuvenci».
Die Kontamination von ecl. 3,30 und ecl. 4,21 f. in epod. 16,49 f. ist
evident und entspricht der von ecl. 9,15 und 4,30 in epod. 16,47. Die
Reihung der Zielbestimmungen nach «venire» im angegebenen Sinn
ist nachzuvollziehen: ad mulctram, ad mulctra, ad pocula, potum.
Zwei allgemeinere Argumente Beckers6 wollen noch bedacht sein.
1. Der Anschluß im einzelnen von ecl. 8,26-28 sowohl an Theokrit als
auch an frühere Eklogen widerspreche der Priorität der 16. Epode.
Das scheint mir nicht stichhaltig. Denn weshalb sollte die Anregung
durch einen anderen Dichter Vergil aus der Sprache seiner bukolischen
Dichtung und dem Zusammenhang mit Theokrit herausfallen lassen?
So hatte Vergil doch etwa den Schluß der zweiten Ekloge unter der
Wirkung von Catull, c. 51 gedichtet und dennoch sein Hauptmodell,
id. 11, nicht verlassen. Das Argument wäre, wenn man wollte, gerade-
c a.O.,S.346f.
Ernst A. Schmidt
licherweise und neben ecl. 4,21 Modell für epod. 16,49 f. Ist aber die
Posteriorität von ecl. 8 nachvollziehbar und die Spätdatierung von ecl.
7 anerkannt, so macht ohnehin die Annahme der folgenden Reihe keine
Schwierigkeit: Theocr., id. 11,12 - ecl. 4,21 f. (+ ecl. 3,30) - epod.
16,49 f.-ecl. 7,3 und 11.
Es kann kaum bestritten werden, daß epod. 16,30-34 ein Nest von
Gemeinsamkeiten mit Versen aus den Eklogen 9, 1, 4 und 8 darstellt.
Auch mag Horazens Rückgriff auf Lukrez III 750-752 durch den Vers
ecl. 9,13 angeregt worden sein, der seinerseits Lucr. III 752 verdankt ist.
Es hindert aber nichts, die Verse in epod. 16 verschiedenen Passagen in
ecl. 9, 1 und 4 verpflichtet zu denken und ihrerseits die achte Ekloge
das aufnehmen, was Horaz über alle jene Stellen hinaus neu hat, und
eventuell auch selbst auf die genannten Lukrezverse zurückgreifen zu
lassen. Das Modell für ecl. 8,28, id. 1,135, macht das letztere allerdings
nicht notwendig.
So ist etwa die folgende <Entwicklungs>-Reihe sicherlich unanstößig:
1. Theocr., id. 1,25f.: αιγα . . . δωσώ . . . ές τρις άμέλξαι, / α . . . ποτα-
μέλγεται ές δύο πέλλας (+ id. 8,86 f.: . . .τον άμολγέα ...)
2. ecl. 3,30: «bis venit ad mulctram (sc. vitula)» (+ ecl. 4,21 f.: «. . .
capellae/», Versschluß)
3. epod. 16,49f.: «veniunt ad mulctra capellae/»
4. ecl. 8,28: «venient ad pocula dammae»
5. ecl. 7,11: «huc ipsi potum venient per prata iuvenci».
Die Kontamination von ecl. 3,30 und ecl. 4,21 f. in epod. 16,49 f. ist
evident und entspricht der von ecl. 9,15 und 4,30 in epod. 16,47. Die
Reihung der Zielbestimmungen nach «venire» im angegebenen Sinn
ist nachzuvollziehen: ad mulctram, ad mulctra, ad pocula, potum.
Zwei allgemeinere Argumente Beckers6 wollen noch bedacht sein.
1. Der Anschluß im einzelnen von ecl. 8,26-28 sowohl an Theokrit als
auch an frühere Eklogen widerspreche der Priorität der 16. Epode.
Das scheint mir nicht stichhaltig. Denn weshalb sollte die Anregung
durch einen anderen Dichter Vergil aus der Sprache seiner bukolischen
Dichtung und dem Zusammenhang mit Theokrit herausfallen lassen?
So hatte Vergil doch etwa den Schluß der zweiten Ekloge unter der
Wirkung von Catull, c. 51 gedichtet und dennoch sein Hauptmodell,
id. 11, nicht verlassen. Das Argument wäre, wenn man wollte, gerade-
c a.O.,S.346f.