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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0064
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62

Ernst A. Schmidt

I + II + III + IV + VI + VII + VIII + IX = 2 X 330 sein sollte und
I + IX + IV + VI - 2 X 150 war, mußte
II + VIII + III + VII = (2 X 330) - (2 X 150) sein, d. h. = 2 X 180,
bzw.
II + VIII und III + VII mußten, sollten die Summen gleich sein, je 180
Verse haben.
Vergil hatte demnach im Unterschied zu der Summengleichung
IX + I = VI + IV, wo er bis zum vierten Glied frei war, bei der her-
zustellenden Gleichung II + VIII = III + VII schon bei VIII nicht mehr
freie Hand, sondern war infolge der genannten Voraussetzungen durch
die Zahl der Verse von ecl. II gebunden. Da ecl. II 73 Verse hat, mußte
VIII 107 Verse erhalten. Es erhielt 108, offenbar wegen der inneren
Strukturierung 3 X 367. Damit wiederholt sich hier, was für ecl. IV ver-
mutet worden ist. Ecl. III hat 111 Verse; so konnte, bei Angleichung
an die Summe II + VIII = 181, ecl. VII 70 Verse erhalten. Mit 69 Ver-
sen hätte dieses Gedicht zwar die Summe VI + VII + VIII + IX wirk-
lich mit der von I + II + III + IV (= 330) identisch gemacht und zu-
gleich dem Verhältnis der Paare I + IX und IV + VI (150 und 149) das
der Paare II + VIII und III + VII (181 und 180) angeglichen. Vergil
zog die Verszahl 70 vor, vielleicht weil sie als Vielfaches von 7 in eben
dieser Hinsicht zwischen der Verszahl von IV ( = 9 X 7) und der von X
(= 11 X 7) steht8.
Skutschs Analyse von ecl. II9 ist durch die obigen Ausführungen
widerlegt. In seiner Annahme, dieses früheste Gedicht habe ursprüng-
lich nur 62 Verse (und einen symmetrischen Aufbau10) gehabt und sei
um die 11 Verse 45-55 erweitert (und in seiner Symmetrie gestört11)
worden, um mit ecl. VIII zusammen der Summe von III + VII — 181

7 Vgl. o. S. 41, Anm. 12.
8 Vgl. John B. Van Sickle, The Unity of the Eclogues: Arcadian Forest, Theo-
critean Trees, ΤΑΡΑ 98 (1967), S. 491-508, auf S. 501 (vgl. 504). - Die Sieben
als Strukturprinzip Arkadiens, so Van Sickle, ist jedoch allein deshalb schon eine
unhaltbare Vorstellung, weil ecl. 4 nicht arkadisch ist und das arkadische Lied
in ecl. 8 (oder auch ecl. 8 als ganze) bei dieser Betrachtung unter den Tisch fällt.
0 The Original Form of the Second Eclogue, Harv. Stud. 74 (1970), S. 95-99.
10 Die Symmetrie der Skutschschen <Ur-Ekloge> II (5-13-9-8-9-13-5) erscheint
gezwungen. Denn wie will man eine Fuge zwischen v. 35 und 36 begründen? wie
v. 31-35, das Spiel auf dem «calamus» und die Begierde des Amyntas, das Sy-
rinxspiel zu lernen, von v. 36-39, dem Besitz einer «fistula» und dem Neid des
Amyntas, trennen? Der Aufbau von ecl. II ohne v. 45-55 sieht so aus: 5 - 13 - 9 -
17-13-5.
11 Vgl. u. S. 63 und 65.
 
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