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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0071
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Zur Chronologie der Eklogen Vergils

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Arbeitsbeginn des Werkes selbst (der als solcher kein äußerlich datier-
bares und fixiertes Faktum ist), sondern das Datum der Publikation des
vorausgegangenen Werkes. D. h. die Angabe, Vergil habe an den
Georgica sieben Jahre gearbeitet, ist entstanden aus der Kombination
ihres Publikationsdatums 29 v. Chr. und des Datums der Herausgabe
des Eklogencorpus, 35 v. Chr. Dieses Datum fügt sich glänzend zum
Datum der achten Ekloge und der engen Zusammengehörigkeit der
drei späten Eklogen, die somit ebenso in einem Jahr entstanden zu
denken wären wie die Eklogen 9,1, 6 und 4 im Jahre 40 v. Chr.
Die Angabe der Viten erweist sich aber nun primär nicht deshalb als
authentisch und textunabhängig, weil die Antike vorwiegend mit Asi-
nius Pollio als Adressaten von ecl. 8 gerechnet hätte, das Jahr 35 für
sie also nicht durch Extrapolation zu gewinnen gewesen wäre, sondern
zumal deshalb, weil das Anfangsdatum der Georgica nicht aus diesen
selbst extrapoliert, sondern von den Eklogen her (auf welche Weise
auch immer) gewonnen worden ist. Im Zusammenhang dieser Über-
legungen fällt daher dem die Beweislast für seine Ansicht zu, der das
Datum 35 v. Chr. insofern als nicht authentisch gelten lassen will, als
es aus einem anderen Werk extrapoliert werden konnte. Der Nachweis
jedoch, daß das Jahr 35 durch Extrapolation aus ecl. 8 gewonnen sei,
wird nicht zu erbringen sein. Im Zusammenhang mit der Chronologie
der Eklogendichtung selber, wo solche Kenntnis doch ihren ursprüng-
lichen Sitz haben würde, fehlt jede Spur dieses aus ecl. 8 zu extrapolie-
renden Datums.
Die bisherige Prüfung der Testimonien läßt das Vertrauen auf unsere
Voraussetzung und Methode sowie auf die Authentizität der in Rede
stehenden Zeugnisse als begründet erscheinen. Dennoch kommen wir
mit dem Zurückrechnen nicht weiter, nicht nur, weil sich ein unhalt-
bares Anfangsdatum für die Eklogendichtung ergäbe, sondern auch
deshalb, weil die angewandte Methode uns hier, wie wir zunächst vor-
aussetzen müssen, mangels eines Anfangsdatums der bisher betrachte-
ten Art, nämlich primär Publikationsdatum des vorausgegangenen
Werkes zu sein, nicht mehr führen kann. Stattdessen wollen wir von
der anderen Seite her zu rechnen beginnen. Ein Datum, das für die
Eklogendichtung zur Verfügung stand, ist die auf Asconius Pedianus
sich berufende Notiz, welche Vergil im Alter von 28 Jahren die Buco-
lica herausgeben läßt: «cum certum sit eum, ut Asconius Pedianus
dicit, XXVIII annos natum Bucolica edidisse»9. Damit ist offenbar das
9 Praefatio zum Eklogenkommentar des sog. Probus, Appendix Serviana, ed.
Hagen, p. 329,5 ff.
 
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