Erika Simon
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mag: Falls sein Glockenkrater etwas mit jenem Satyrspiel zu tun haben
sollte, so doch nur in der Darstellung einer nebensächlichen Episode.
Gegenüber der Hydria Fujita ist er ein sekundäres Zeugnis.
Der Chor aus weißhaarigen Silenen
Die größte Überraschung im Fries der Hydria sind die weißen Haupt-
und Barthaare des Chores. Zwar tritt in anderen Satyrspielen des
Aischylos der greise Papposilen als Chorführer auf78, also im Singular.
Hier aber erscheint er im Plural, und wir müssen annehmen, daß sämt-
liche Choreuten der Sphinx weißhaarige Silene waren. Das ist etwas
Neues; doch hätte man einen solchen Chor in einem anderen Satyr-
spiel des Dichters längst entdecken können, nämlich in den Ammen
des Dionysos (Atovüoou rpotpoi auch kurz Trophoi genannt)79. Von die-
sem Stück ist überliefert, daß Medea darin die Ammen des Dionysos
und deren Männer, also Nymphen und Silene, durch Kochen in ihrem
Zauberkessel verjüngt habe. Da Nymphen nicht den Hauptchor eines
Satyrspiels bilden konnten, sondern höchstens einen Nebenchor, müs-
sen die Ammen des Dionysos einen Chor von greisen Silenen besessen
haben, der nach dem Aufkochen verjüngt erschien - zweifellos ein
großer Heiterkeitserfolg. Das Bild eines Glockenkraters in Ancona, das
einen alten gebückten Silen auf dem Weg zum Verjüngungskessel
zeigt, wurde von T.B.L. Webster auf die Trophoi des Aischylos be-
zogen80. Hier werden noch zwei weitere Vasen versuchsweise mit
jenem Drama verbunden.
Zunächst der Glockenkrater des Polion in New York (Taf. 13,2)81,
dessen vieldiskutierter Chor aus kitharaspielenden Papposilenen bei-
78 So in den Netz-Ziehem, Steffen F 16, 765ff.; Mette I F 474; zur Interpretation:
E. Siegmann, Philologus 97, 1948, 83ff.; Mette II 159; Sutton 17ff.
79 Guggisberg 87; Steffen F 65-68; Mette I F 425-429 bezeichnet das Stück nur
fragend als Satyrspiel; zuversichtlicher: Mette II 147f. Die überlieferte Handlung
paßt nicht in eine Tragödie. Für ein Satyrspiel entscheidet sich auch Sutton 34; vgl.
schon dens., HarvStud 78, 1974, 127 f.
80 JHS 70, 1950, 86; ebenso E. Simon, Gymnasium 61, 1954, 208f. Taf. 5,2;
K. Kerenyi, RM 68, 1961, 164ff. Taf. 73; H. Meyer, Medeia und die Peliaden
(1980) 117f.; Simon, FS Robertson.
81 Beazley, ARV21172, 8; Trendall/Webster 1,16 mit Literatur; dazu seither Froning
25 f. und passim, sowie J. G. Szilägyi, Acta Antiqua Academiae Scientiarum
Hungaricae T. 25 fase. 1-4 (1977) 366ff.
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mag: Falls sein Glockenkrater etwas mit jenem Satyrspiel zu tun haben
sollte, so doch nur in der Darstellung einer nebensächlichen Episode.
Gegenüber der Hydria Fujita ist er ein sekundäres Zeugnis.
Der Chor aus weißhaarigen Silenen
Die größte Überraschung im Fries der Hydria sind die weißen Haupt-
und Barthaare des Chores. Zwar tritt in anderen Satyrspielen des
Aischylos der greise Papposilen als Chorführer auf78, also im Singular.
Hier aber erscheint er im Plural, und wir müssen annehmen, daß sämt-
liche Choreuten der Sphinx weißhaarige Silene waren. Das ist etwas
Neues; doch hätte man einen solchen Chor in einem anderen Satyr-
spiel des Dichters längst entdecken können, nämlich in den Ammen
des Dionysos (Atovüoou rpotpoi auch kurz Trophoi genannt)79. Von die-
sem Stück ist überliefert, daß Medea darin die Ammen des Dionysos
und deren Männer, also Nymphen und Silene, durch Kochen in ihrem
Zauberkessel verjüngt habe. Da Nymphen nicht den Hauptchor eines
Satyrspiels bilden konnten, sondern höchstens einen Nebenchor, müs-
sen die Ammen des Dionysos einen Chor von greisen Silenen besessen
haben, der nach dem Aufkochen verjüngt erschien - zweifellos ein
großer Heiterkeitserfolg. Das Bild eines Glockenkraters in Ancona, das
einen alten gebückten Silen auf dem Weg zum Verjüngungskessel
zeigt, wurde von T.B.L. Webster auf die Trophoi des Aischylos be-
zogen80. Hier werden noch zwei weitere Vasen versuchsweise mit
jenem Drama verbunden.
Zunächst der Glockenkrater des Polion in New York (Taf. 13,2)81,
dessen vieldiskutierter Chor aus kitharaspielenden Papposilenen bei-
78 So in den Netz-Ziehem, Steffen F 16, 765ff.; Mette I F 474; zur Interpretation:
E. Siegmann, Philologus 97, 1948, 83ff.; Mette II 159; Sutton 17ff.
79 Guggisberg 87; Steffen F 65-68; Mette I F 425-429 bezeichnet das Stück nur
fragend als Satyrspiel; zuversichtlicher: Mette II 147f. Die überlieferte Handlung
paßt nicht in eine Tragödie. Für ein Satyrspiel entscheidet sich auch Sutton 34; vgl.
schon dens., HarvStud 78, 1974, 127 f.
80 JHS 70, 1950, 86; ebenso E. Simon, Gymnasium 61, 1954, 208f. Taf. 5,2;
K. Kerenyi, RM 68, 1961, 164ff. Taf. 73; H. Meyer, Medeia und die Peliaden
(1980) 117f.; Simon, FS Robertson.
81 Beazley, ARV21172, 8; Trendall/Webster 1,16 mit Literatur; dazu seither Froning
25 f. und passim, sowie J. G. Szilägyi, Acta Antiqua Academiae Scientiarum
Hungaricae T. 25 fase. 1-4 (1977) 366ff.