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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 3. Abhandlung): Die Evangelienüberschriften: vorgetragen am 18. Oktober 1981 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47814#0023
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Die Evangelienüberschriften

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Etwa in die Zeit des Ignatius bzw. Papias verweist schließlich
der sekundäre Markusschluß 16,9-20, der Mt, Lk, Apg und Joh zu-
sammen mit apokryphem Material, das z.T. auch Papias bekannt
war, zu einer kleinen harmonisierenden Epitome der Auferstehungs-
berichte verarbeitete und damit den anstößigen, ursprünglichen
Schluß mit der Flucht der Frauen vom Grabe beseitigte47. Eine „frohe
der Petrus-Markus-Tradition voraus, die er nachahmt. Vermutlich hat B. sein
eigenes „Evangelium“ kommentiert. Nach Hegemonius (Act Archelai 67,5 [GCS 16
ed. C. H. Beeson p. 96]) hat er im 13. Buch seines Kommentars das Gleichnis
vom reichen Mann und armen Lazarus (Lk 16,19ff.) erwähnt. Ein Anklang an
das Lukasevangelium erscheint bei Clemens (ström. 1,146,1-3 vgl. Lk 3,1 und
für die einjährige Dauer der Wirksamkeit Jesu Lk 4,19). Hippolyt bezeugt, daß
sich nach Ansicht der Schüler des Basilides „alles mit dem Heiland genauso
vollzogen habe, wie es in den Evangelien geschrieben steht“ (haer. 7,27,8); das
mag auf den Lehrer selbst zurückgehen. Vgl. 7,22,4 = Joh 1,9; 7,26,9 = Lk 1,35;
7.27.5 = Joh 2,4; s. auch Clem. ström. 3,1,1 = Mt 19,1 If.
47 Zum Markusschluß s. R. Pesch, op. cit. (Anm. 3) 41-44, 2. Teil 1977, 544-556;
W. R. Farmer, The last twelve Verses of Mark, SNTS MonSer 25, 1974; K. Aland,
Der Schluß des Markusevangeliums, in: Neutestamentliche Entwürfe ThB 63,
1979, 246-261; J. Hug, La finale de l’evangile de Marc, 1978. Der sekundäre
Markusschluß ist vielleicht schon Tertullian bekannt: apol. 21,23.25 = Mk 16,8.20;
praescript. haer. 30,16 = 16,17 vgl. 20; adv. Prax. 2,1: et in caelum resumptum
sedere ad dextram Patris = Mk 16,19. Ein klares Zitat liegt bei Irenäus adv. haer.
3.10.6 = Mk 16,19 vor; Tatians Diatessaron setzt wohl schon den erweiterten Schluß
voraus s. K. Aland, op. cit. 261 Anm. 20, J. Hug, op. cit. 201; vgl. auch Justin
apol. 45,5: έξελΰόντες πανταχοϋ έκήρυξαν und Mk 16,20 έξελθόντες έκήρυξαν
πανταχοϋ. W. R. Farmer, op. cit. 31f. vermutet, daß die Bezeichnung der ersten
Augenzeugin Maria Magdalena als γυνή πάροιστρος bei Celsus (Orig. c. Cels. 2,55)
von 16,9 abhängig sei. Eine Anspielung könnte vielleicht Hermas 102,2 = 16,15.19
vorliegen; dasselbe gilt vom Petrusevg. 14: ήμεΐς δε οί δώδεκα (!) μαϋηταϊ τοΰ κυρίου
έκλαίομεν και έλυπούμεθα = 16,10.
Besonders auffallend sind die Beziehungen zur epistula apostolorum, wo, wie
Μ. Hornschuh, Studien zur Epistula Apostolorum, PTS 5, 1965, 14, betont, der
Auferstehungsbericht „hinsichtlich seines Aufbaus ... am meisten dem sog. un-
echten Markusschluß (entspricht)“. Vgl. op. cit. 15: „Das Grundschema des Be-
richtes ist also dem unechten Markusschluß entnommen“. Da die ep. apost.
spätestens um die Mitte des 2. Jh.s, sehr wahrscheinlich aber früher, anzusetzen
ist, wird man die Anfügung von Mk 16,9-20 auf die ersten Jahrzehnte des 2. Jh.s
datieren müssen. Hornschuh, op. cit. 118, vermutet für die ep. apost. eine Ent-
stehung sogar „im ersten Fünftel des zweiten Jh.s“. Die Bedeutung der ep. apost.,
die alle vier Evangelien - und hier wieder besonders Joh - kennt und ein-
schließlich der Apg intensiv verwendet, scheint mir für die Kanonsgeschichte
noch nicht klar genug erkannt zu sein. Das οφεις άροϋσιν Mk 16,18 könnte die
Bekanntschaft mit Apg 28,3-6, aber auch mit Lk 10,19 voraussetzen, das nach-
folgende καν ϋανάσιμόν τι πίωσιν ού μή αυτούς βλάψητ] erinnert an die Notiz
 
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