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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 3. Abhandlung): Die Evangelienüberschriften: vorgetragen am 18. Oktober 1981 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47814#0033
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Die Evangelienüberschriften

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Die Edition von Schriften, nicht durch den Autor, sondern durch
Schüler, Freunde oder auch durch einen Gönner, dem das Werk
gewidmet war, ist in der Kaiserzeit häufig bezeugt68. Beim Lukas-
evangelium kann man daher annehmen, daß der „hochwohlgeborene
Herr Theophilos“69, dem das Werk gewidmet war, sich um die weitere
Verbreitung desselben gekümmert hat, wenn auch nicht unbedingt
über den Buchhandel, wie Dibelius annahm70, dazu waren die älte-
sten Schriften der Christen im 1. und 2. Jh. doch noch zu sehr poli-
68 Zur Widmung s. K. Diatzko, PW 3, 1897, Sp. 967. J. Ruppert, Quaestiones ad
historiam dedicationis librorum pertinentes. Diss. Leipzig 1911; T. Janson, Latin
Prose Prefaces, 1964; T. Kleberg, op. cit. (Anm. 62) 29f.54f. Zur Edition s. Th. Birt,
Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Literatur 1882 (Nachdr. 1974),
342-370. K. Diatzko, Untersuchungen über ausgewählte Kapitel des antiken Buch-
wesens 1900, 149-178; Η. I. Marrou, La technique de l’edition a l’epoque Pa-
tristique, VigChr 3 (1949) 208-224 dazu kritisch ergänzend H. L. Μ. van der Valk,
VigChr 11 (1957) 1-10. Es fällt auf, daß wir von Lk 1,1 und Apg 1,1 an in der
frühchristlichen Literatur zahlreiche Prologe mit Dedikationen finden, die in den
Fragmenten der Autoren des 2. Jh.s freilich z.T. nur bruchstückhaft erhalten sind,
wobei zwischen theologischem Traktat und Brief nicht immer klar unterschieden
werden kann. S. den Papiasprolog (Euseb, h.e. 3,39,3); Marcion (s. A. v. Hamack,
Marcion 77.256*); Justin, dial. 141,4 gewidmet an Marcus Pomponius vgl. 8,3,
am Anfang ist die Widmung weggebrochen; Diognet 1; der antimontanistische
Anonymus (Euseb, h.e. 5,16): an Avirkios Markeilos; Irenäus, adv. haer. prol.
(der Name ist nicht erhalten); Erweis der apostolischen Verkündigung 1 (SC 62,
1959 üs. v. Froideaux p. 27): Marcianus; Meliton, Έκλογαί (Euseb, h.e. 4,26,12 -
Fr. 3 ed. S. G. Hall, DECT p. 66): Onesimus; Theophilus (h.e. 4,24,1): ad Auto-
lykon. Die literarische Konvention der Zeit läßt sich so - auch abgesehen von den
Apologeten und ihren den Kaisern ab Hadrian (bzw. den „Römern“, Justin apol. II,
oder „Griechen“, Tatian) gewidmeten Schriften - seit Lukas während des ganzen
2. Jh.s kontinuierlich nachweisen.
69 Dazu A. Vögtle, Das Evangelium und die Evangelien, Beiträge zur Evangelien-
forschung, 1971, 31-42.
70 Μ. Dibelius, Aufsätze zur Apostelgeschichte, hg. v. H. Greeven 21953, 118f.
vgl. 127f.: „Das Buch hatte zwei Leserkreise, für die christliche Gemeinde war es
εύαγγέλιον Ίησου Χρίστου „und erst wo mehrere Bücher vorlagen, wurde der
Verfassemame hinzugefügt: κατά Λουκάν“, durch Theophilus sollte es über den
Buchhandel „zur Privatlektüre literarisch Gebildeter“ werden, „und wenn ein
Rückschluß vom Titel des zweiten Buches erlaubt ist, so war das erste Λουκά
(Άντιοχέως) πράξεις Ίησοϋ überschrieben“. Μ.Ε. hätte sich hier eine Spur des
Doppeltitels niederschlagen müssen. Die These von Dibelius wurde fast durchweg
abgelehnt, positiv jedoch H. v. Campenhausen, op. cit. 152f. Anm. 101. Zur Kritik
s. A. D. Nock, Gnomon 25 (1953) 501f. Dibelius, op. cit. 119, ist jedoch in
der Vermutung recht zu geben, daß bei der Widmung „der Name des Autors
nicht fehlt“ s. auch v. Campenhausen, op. cit. 150f. Anm. 92.
 
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