Metadaten

Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 3. Abhandlung): Zeit und Geschichte bei Augustin: vorgetragen am 14. Juli 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47817#0009
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Vorbemerkung

«II nous semble, modestement, que S.
Augustin n’est ni un existentialiste, ni
un hegelien»1.
Die hier vorgelegte zweiteilige Studie setzt sich mit der existenz- und
geschichtsphilosophischen Deutung des augustinischen Zeit- und
Geschichtsverständnisses in Confessiones und De civitate Dei aus-
einander. Die primär philologisch geführte Kritik will verdunkelte Ein-
sichten der Augustinforschung wieder zum Leuchten bringen und den
Blick für die augustinische Theologie der Zeit des einzelnen Menschen
und der Weltzeit in ihrem Abstand von Wahrheit und Heilskraft des
ewigen Gottes schärfen. Das Ergebnis ist in gewisser Weise eine Rück-
kehr zu einerseits Husserl (1904/5) und andererseits Scholz (1911) und
Troeltsch (1915). Aber indem ihre Positionen miteinander vermittelt
und im Durchgang durch die neuere Auslegungsgeschichte neu
begründet und modifiziert sind, entsteht doch eine neue Stimme, der
die Erwartung gilt, im Augustingespräch der Gegenwart mit angehört
zu werden.
Die zu äußernde Kritik zieht Autoren und Bücher nicht in der
Absicht auf Vollständigkeit, sondern in der auf Illustration symptoma-
tischer Urteile heran. Sie beansprucht dabei nicht, der jeweiligen
Gesamtintention eines Werkes gerecht zu werden: sie gilt nur den für
meine Fragen unmittelbar einschlägigen Meinungen und verzichtet
darauf auszuführen, ob die jeweilige Korrektur für These und Pro-
gramm des betreffenden Werks im ganzen unerheblich oder entschei-
dend ist.
Unter den Irrtümern, die diese Darlegungen enthalten mögen, sind
zwei, die ich bewußt zugelassen habe, die Beibehaltung von Löwiths
Säkularisierungstheorem (trotz Blumenberg 1966/74) und das Festhal-
ten an der Deutung des Dialogcharakters und der Sprachgestalt der
Bekenntnisse als „confessio“ im traditionellen Sinn (trotz Herzog
1 Moreau, Temps et creation selon A., S. 276. - Über die zugrundegelegten Ausgaben
und die Zitierweise sowie von der gelehrten Literatur über diejenigen Titel, die im
Text und in den Anmerkungen mehrfach und dann nur mit Verfassername und
einem Kurztitel erscheinen, informiert das Literaturverzeichnis am Ende des Heftes.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften