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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 3. Abhandlung): Zeit und Geschichte bei Augustin: vorgetragen am 14. Juli 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47817#0050
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Ernst A. Schmidt

Die hier folgenden einfachen aber entscheidend wichtigen Feststel-
lungen sind meines Wissens bisher entweder noch nicht getroffen wor-
den oder haben wenigstens nicht die gleiche Betonung erfahren oder
den gleichen systematischen Rang und Zusammenhang erhalten.
Der augustinischen Zeitlehre fehlt (1) die platonisch-plotinische
Deutung der Zeit als „Bild der Ewigkeit“, aicovoq eixwv bzw. „aeterni-
tatis imago“. Damit zugleich fehlt ihr (2) der Charakter der Einheit und
(3) die Dialektik von schlechter Abkünftigkeit der Zeit aus der Ewig-
keit und guter Hinkünftigkeit der Zeit auf die Ewigkeit, und schließlich
fehlt ihr ganz (4) jegliche Dynamik und Gerichtetheit, wie sie die Zeit
bei Plotin besitzt. Diese vierfältige Defizienz ist ebenso ein komplexer
positiver Zusammenhang, wie das Vorhandensein jener vier Denk-
motive bei Plotin eine systematische Einheit bildet.
Ich referiere Plotin Ziept aiwvoc; xai /povou (Enn. III7 (45), verfaßt
unmittelbar vor 267 n. Chr.) zu diesen vier Wesensmerkmalen der Zeit
und stelle zunächst nur jeweils das korrespondierende Fehlen in den
Confessiones fest.
(Zu 1) Für Plotin ist wie im platonischen Timaios Zeit Bild der
Ewigkeit, und „die Dialektik von Urbild und Bild bestimmt“ „die
gesamte Reflexion Plotins über Ewigkeit und Zeit“86. Augustin hat
diese dxwv-Theorie (bzw. ihr doxographisches Abbild)87 natürlich
durchaus gekannt, und er hat sie auch gelegentlich, wenn er nicht
gerade die Zeit selbst in die Mitte seiner Denkanstrengung stellte,
übernommen. Lechner88 und Beierwaltes89 nennen die gleichen drei
Stellen, an denen von „imitatio“ oder „vestigium“ als Beziehung der
Zeit zur Ewigkeit die Rede ist90. In Confessiones, Buch XI wie über-

86 Beierwaltes, comm. Plotin. enn. III 7, S. 10.
87 Belege zur Tradition des Platonismus: Beierwaltes, comm. Plotin. enn. III7, S. 255;
Doxographie: Dox. Gr., p. 318 a 4 sq., b 6 sq. Diels.
88 Lechner, Idee und Zeit bei A., S. 135, Anm. 58.
89 Beierwaltes, comm. Plotin. enn. III 7, S. 255.
90 De genesi ad litteram imperf. über (393 n. Chr.) 13,38 („quasi vestigium“); En. in Ps.
9 (395 n. Chr.), 7,17 (CCL 38, p. 61) („aeternitatis quaedam imitatio“; zuvor, Z. 12ff.,
„hoc saeculum“ als „effigies“ und „umbra“ von „saeculum saeculi“); De mus. (387-
389 n. Chr.) 6,11,29 (PL 32, col. 1179) („tempora aeternitatem imitantia“). Offenbar
kein Beleg in Schriften nach Confessiones. Hat Augustin das Wort „imago“ bewußt
vermieden, das doch etwa Boethius, Consol. Philos. 5, pr. 6 in seiner kurzen Zeit-
abhandlung, einem „hervorragenden Beispiel der Wirkungsgeschichte Plotins“
(Beierwaltes, comm. Plotin. enn. III 7, S. 198), durchaus gebraucht? (Augustin
 
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