Zeit und Geschichte bei Augustin
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zumal die Wesensaussage ihrer Abhängigkeit vom Schöpfer100. Die
Frage, ob die Zeit bei Augustin aus der Ewigkeit oder aus dem Nichts
stamme, ist so lange unangebrachte Spekulation, als in ihr eine eigene
Dynamik und Tendenz der Zeit gedacht wird. Zeit ist in Ewigkeit fun-
diert, aber weder durch ein eigenmächtiges Herausfallen aus der Ewig-
keit noch durch ein selbsttätiges Hinstreben zur Ewigkeit auf sie bezo-
gen, d. h. nicht durch eine Geschichte dialektischer Dynamik, die das
Auseinander und Nacheinander von der Ewigkeit weg auf die Ewigkeit
zu ist und in der sich das Wesen der Zeit als Zukünftigkeit der Ewigkeit
konstituiert101, noch auch als Weg von der Schöpfung bzw. dem Schöp-
fungsanfang zur Sabbatruhe - das schöpferische Wort und der Friede
des Heils umgreifen vielmehr als ungeschiedene Ewigkeit Gottes die
Zeit -, sondern so, daß Vergangenheit und Zukunft vor der Ewigkeit
gleich sind: „sed praecedis omnia praeterita celsitudine semper prae-
sentis aeternitatis et superas omnia futura“ (conf. 11,13,16). Der Aus-
gang von Vergangenheit und Zukunft aus der Ewigkeit ist je der
gleiche: „et omne praeteritum ac futurum ab eo, quod semper est prae-
sens102, creari et excurrere“. Die „stehende Ewigkeit“ („stans [...] nec
futura nec praeterita aeternitas“) „diktiert“ Zukünftiges und Vergange-
nes (conf. 11, 11, 13).
Zumal die beiden letzten Zitate machen den Unterschied zu Plotin
augenfällig. Bei ihm ist der Bezug der Zeit zur Ewigkeit zeitlich gerich-
tet und eine Geschichte; Jonas spricht von einer „metaphysischen
Geschichte“103. Der Ursprung der Zeit aus der Ewigkeit ist bei Plotin
schon das Wesen der Zeit, bzw. das Wesen der Zeit kann nur als eine
Geschichte ausgesagt werden. In der Geschichte der Zeitentstehung
wird der Zeitcharakter der Zeit erkannt; der Zeitcharakter der plotini-
schen Zeit ist ihre Geschichte.
100 Vgl. Moreau, Temps et creation selon A., S. 278.
101 Vergangenheit und Zukunft sind bei Plotin so wenig analog, daß das Aussein der
Zeit auf Ewigkeit zwar die Zukunft (und diese dann das Wesen der Zeit) ist, das
Hersein von der Ewigkeit dagegen nicht als Vergangenheit, wenn auch wieder als
Selbstkonstituierung der Zeit verstanden wird.
102 „quod semper est praesens“ ist, wie die Fortsetzung beweist, Umschreibung für die
Ewigkeit (vgl. im vorangestellten Zitat „semper praesens aeternitas“) nicht tö aei
irapov im (beispielsweise aristotelischen) Sinn von: ,die jeweilige Gegenwart’
(Umschreibung für das Jetzt).
103 Jonas, Plotin. enn. III 7, S. 312; von Beierwaltes, comm. Plotin. enn. III 7, S. 266
übernommen.
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zumal die Wesensaussage ihrer Abhängigkeit vom Schöpfer100. Die
Frage, ob die Zeit bei Augustin aus der Ewigkeit oder aus dem Nichts
stamme, ist so lange unangebrachte Spekulation, als in ihr eine eigene
Dynamik und Tendenz der Zeit gedacht wird. Zeit ist in Ewigkeit fun-
diert, aber weder durch ein eigenmächtiges Herausfallen aus der Ewig-
keit noch durch ein selbsttätiges Hinstreben zur Ewigkeit auf sie bezo-
gen, d. h. nicht durch eine Geschichte dialektischer Dynamik, die das
Auseinander und Nacheinander von der Ewigkeit weg auf die Ewigkeit
zu ist und in der sich das Wesen der Zeit als Zukünftigkeit der Ewigkeit
konstituiert101, noch auch als Weg von der Schöpfung bzw. dem Schöp-
fungsanfang zur Sabbatruhe - das schöpferische Wort und der Friede
des Heils umgreifen vielmehr als ungeschiedene Ewigkeit Gottes die
Zeit -, sondern so, daß Vergangenheit und Zukunft vor der Ewigkeit
gleich sind: „sed praecedis omnia praeterita celsitudine semper prae-
sentis aeternitatis et superas omnia futura“ (conf. 11,13,16). Der Aus-
gang von Vergangenheit und Zukunft aus der Ewigkeit ist je der
gleiche: „et omne praeteritum ac futurum ab eo, quod semper est prae-
sens102, creari et excurrere“. Die „stehende Ewigkeit“ („stans [...] nec
futura nec praeterita aeternitas“) „diktiert“ Zukünftiges und Vergange-
nes (conf. 11, 11, 13).
Zumal die beiden letzten Zitate machen den Unterschied zu Plotin
augenfällig. Bei ihm ist der Bezug der Zeit zur Ewigkeit zeitlich gerich-
tet und eine Geschichte; Jonas spricht von einer „metaphysischen
Geschichte“103. Der Ursprung der Zeit aus der Ewigkeit ist bei Plotin
schon das Wesen der Zeit, bzw. das Wesen der Zeit kann nur als eine
Geschichte ausgesagt werden. In der Geschichte der Zeitentstehung
wird der Zeitcharakter der Zeit erkannt; der Zeitcharakter der plotini-
schen Zeit ist ihre Geschichte.
100 Vgl. Moreau, Temps et creation selon A., S. 278.
101 Vergangenheit und Zukunft sind bei Plotin so wenig analog, daß das Aussein der
Zeit auf Ewigkeit zwar die Zukunft (und diese dann das Wesen der Zeit) ist, das
Hersein von der Ewigkeit dagegen nicht als Vergangenheit, wenn auch wieder als
Selbstkonstituierung der Zeit verstanden wird.
102 „quod semper est praesens“ ist, wie die Fortsetzung beweist, Umschreibung für die
Ewigkeit (vgl. im vorangestellten Zitat „semper praesens aeternitas“) nicht tö aei
irapov im (beispielsweise aristotelischen) Sinn von: ,die jeweilige Gegenwart’
(Umschreibung für das Jetzt).
103 Jonas, Plotin. enn. III 7, S. 312; von Beierwaltes, comm. Plotin. enn. III 7, S. 266
übernommen.