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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 3. Abhandlung): Zeit und Geschichte bei Augustin: vorgetragen am 14. Juli 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47817#0096
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Ernst A. Schmidt

ten gerade kennzeichnet, daß ihr Sinnen auf sich, auf Irdisches, Dies-
seitiges, Gegenwärtiges, nicht auf Jenseitig-Ewiges gerichtet ist.
Die Vertreter geschichtsphilosophischer Deutung von „De civitate
Dei“ sprechen von Heilsgeschichte als Sinnfigur universaler
Geschichte; aber alle ihre Sätze über Hoffnung, Zukunft und Sinn der
Geschichte haben nur die eine „civitas“, die Bürger der Gottesstadt,
zum Subjekt und beziehen sich nur auf deren Geschichte. Vgl. z. B.
von Campenhausen, Augustin, S. 198-200: „Anstelle der zeitlosen
Hierarchie gestufter Werte (sc. wie bei den Neuplatonikern) setzt sich
die geschichtliche Bewegung auf ein Ende hin durch, nämlich zum
Gericht und zum ewigen Friedensreich Gottes. Es ist eine bestimmte
Gemeinschaft, die diese Bewegung durch die Zeiten trägt, eben die
Bürgerschaft der Gottesstadt, [...]. Die Gesinnung und die Richtung
des Herzens, d. h. die Hoffnung, die Zukunft und nicht das gegen-
wärtige Sein bestimmen das menschliche Wesen und geben ihm
seinen Sinn. Die fortschreitende Geschichte und das geschichtliche
Wollen sind entscheidend geworden. Mit Augustin beginnt eine neue
christliche Beurteilung der Zeit, wie sie die Antike nicht gekannt hat;
er steht am Anfang der abendländischen ,Geschichtsphilosophie“'.
Später folgen einige Präzisierungen im Sinn der Warnung vor „falschen
Modernisierungen“: Augustin kenne im Fortgang der beiden „civi-
tates“ keinen „immanenten Entwicklungsbegriff“; das konkrete
Geschehen in der von Gott bestimmten Geschichte sei undurchdring-
lich für den Menschen; „der Glaube, der das Ziel der Geschichte
kennt, verzichtet auf jede innerweltliche Prophetie“.
Vor der Frage nach dem Telos wäre also die Einheit der Geschichte
darzutun. Und nur diesem Problem gehe ich hier nach. (Daß das ewige
Leben nicht das Ziel der Geschichte der Gottesstadt ist, daß das Leben
der Gottesbürger in der Weltzeit nicht Geschichte ist, die auf das ewige
Leben zuführt und es als Geschichtsziel erzeugt, ist das Thema der
Rahmenkapitel). Sollten die beiden Geschichten der beiden „civitates“
zu einer werden, so müßten sie in geschichtswirksame Beziehung zu-
einander treten, die nur als Auseinandersetzung zweier Prinzipien auf-
zufassen wäre, einer guten Finalursache (ewiges Leben) und einer
bösen Kausalursache (Erbsünde). Sieht man davon ab, daß man sich
die Motive dieses Kampfes nicht vorstellen kann, so ließen sich dann
zwei Möglichkeiten denken: Entweder endet der Kampf mit einem
Sieg, was also bei Augustin der Triumph der guten Finalursache wäre;
dann ist das eine Prinzip dem anderen überlegen und damit nicht nur
gewissermaßen die Ziel- und Heilsgeschichte gerettet, sondern auch
 
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