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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 3. Abhandlung): Zeit und Geschichte bei Augustin: vorgetragen am 14. Juli 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47817#0100
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Ernst A. Schmidt

Jh. ist der Lebensaltervergleich die beliebteste „geschichtsphiloso-
phische Schindmähre“109.
Im Werk über die Gottesstadt begegnet das Schema vollständig nur
im Schlußkapitel (civ. 22,30). Dort ist es mit den sechs Tagen der
Schöpfungswoche verbunden110 und bildet den Hintergrund für die
typologische Beziehung der Ruhe Gottes am siebenten Tag auf das
ewige Leben nach dem Ende des „saeculum“111: „Dies enim septimus
etiam nos ipsi erimus“ (II, p. 634,9). Diese Epochengliederung (mit
diesem Muster) gilt ausschließlich der Gottesstadt und ist nicht
Erkenntnis weltgeschichtlicher Prozeßstruktur.
Die typologische Hexaemeron-Analogie spielt in den Büchern XV
bis XVIII über den „procursus“ der beiden „civitates“ keine Rolle, d.h.
sie ist keinmal ausdrücklich genannt oder auch nur beiläufig angedeu-
tet. Auf sie ist deshalb hier nicht weiter einzugehen, auch wenn sie der
ursprüngliche Sinn der SecAs-Alter-Lehre ist112. Gegenstand der Aria-
lyse kann allein das in jenen Büchern (nur unvollständig) belegte
Schema als Lebensaltervergleich sein („infantia, pueritia, adulescentia,
iuventus“, („gravitas“), <„senectus“>).
Da Augustin den traditionellen113 Lebensaltervergleich immerhin
nicht verworfen, sondern partiell beibehalten hat, sind die Bücher XV-
(Sechs-Weltalter-Periodik als Hexaemeron-Typologie von Augustin durch Isidor in
Historiographie übernommen und dann für mittelalterliche Geschichtsanschauung
grundlegend geworden); Demandt, Metaphern, S. 42-45 (Lebensaltervergleich), S.
152f. (Weltenwoche); vgl. S. 56-101 (Lebensaltergleichnis im neuzeitlichen
Geschichtsdenken, nicht als Wirkungsgeschichte Augustins dargestellt).
109 0. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, Berlin 1870, S. 312.
Zitiert nach Ekkehard Stärk, Hermann Nitschs ,Orgien Mysterien Theater‘ und die
„Hysterie der Griechen“. Quellen und Traditionen im Wiener Antikebild seit 1900.
Preisschrift der Heidelberger Akademie der Wiss., Manuskript, Freiburg 1984, S.
114 mit Anm. 375.
110 Zur Herkunft und Tradition vgl. Schwarte, A. u. Weltalterlehre; Lange, Geschichts-
bild u. Christologie bei A., S. 432.
111 Vgl. Kamlah, Christentum u. Geschichtlichkeit, S. 315.
112 Vgl. Schwarte, A. u. Weltalterlehre, S. 3; 8f.; 43.
113 Belege zur vorchristlichen und heidnischen Tradition des Lebensaltervergleichs
(bes. wichtig der ältere Seneca bei Laktanz, Divin. Inst. 7,15,14; lulius Florus, Epit.
de Ti.Livio 1,1), zur christlichen Tradition und in Augustins Werken selbst (vgl. vor
allem De Gen. contra Manich. 1,35-41) bei Scholz, Glaube u. Unglaube, S. 154-162
(versehentlich jedoch S. 155 mit Anm. 1 civ. 21,16 einbezogen, wo Augustin aber
nur vom individuellen Menschen und seinen drei ersten Lebensstufen spricht),
Schwarte, A. u. Weltalterlehre, S. 23ff.; 43ff. und Demandt, Metaphern, S. 37-45:
„Das Lebensalter-Gleichnis“ (S. 42 civ. 22,30, das doch der Schöpfungswoche als
Typos gilt, als Beleg für Lebensaltervergleich genannt).
 
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