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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 3. Abhandlung): Zeit und Geschichte bei Augustin: vorgetragen am 14. Juli 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47817#0110
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Ernst A. Schmidt

in carne sic antiquis sanctis praenuntiabatur, quem ad modum nobis
venisse nuntiatus est, ut una eademque per ipsum fides omnes in Dei
civitatem, Dei domum, Dei templum praedestinatos perducat ad
Deum“. Die einmalige Faktizität des Menschen Christus ist von einer
solchen, einen einzigen identischen Glauben („una eademque fides“)
begründenden, Bedeutung, daß ihr gegenüber der uns betreffende
relative Zeit- und Geschichtscharakter (nicht der Diesseitigkeits-
charakter, die Zeitlichkeit des Ereignisses selbst) völlig nebensächlich
wird: die Vergangenheit des Ereignisses („venisse“) verändert seine
Bedeutung nicht gegenüber seiner Zukünftigkeit („venturus“; vgl.
auch civ. 20,15; II, p. 442,7 sqq.). Für die Gläubigen der christlichen
Zeiten ist das heilsbegründende Ereignis ein Ereignis der Vergangen-
heit. Mit dem Gekommensein Christi hat diesseitige Zukunft auf-
gehört, mit Heil in Zusammenhang zu stehen.
Man darf diese Stelle so betonen, weil sie offenbar eine längst ge-
sicherte Überzeugung ist. Wieder mit Zitat von 1 Tim 2,5 („unus
mediator Dei et hominum, homo Christus lesus“) eingeleitet heißt es
schon conf. 10,43,68: „Hic demonstratus est antiquis sanctis, ut ita ipsi
per fidem futurae passionis eius, sicut nos per fidem praeteritae, salvi
fierent“. Die Zukünftigkeit („futurae“) oder Vergangenheit („praete-
ritae“) des Leidens Christi bewirken keinen Unterschied hinsichtlich
der Heilswirkung des Glaubens an diese Passion. Der Tod Christi ist
für Augustin kein geschichtliches Ereignis in dem Sinn eines von der
Geschichte bewirkten und Geschichte machenden Ereignisses; es ist
ein Ereignis in der Zeit - so mit Zitat von Rom 5,6 („secundum tem-
pus“) in conf. 7, 9, 14 (p. 139,1) -, d. h. ein Ereignis dieser Welt und
Weltzeit127.
Das Ausstehen des Eschaton neben der Präsenz der Transzendenz
im Diesseits („civitas Dei“ und ihr Glaube in dieser Welt), von Bloch
offenbar als Keim seiner dialektischen Ontologie des Noch-nicht und
geschichtsproduktive Konstellation gedeutet128, sind das Gegenüber
von himmlischer Heimat und Fremdenexistenz in dieser Welt. Keine
Tätigkeit des Menschen kann das Exil in Heimat verwandeln oder die
127 Vgl. trin. 2,5,9 (CCL 50, ed. Mountain-Glorie 1968, p. 91. 90 sqq.): „Quae plenitudo
temporis cum venisset, misit deus filium suum factum ex muliere, id est factum in
tempore ut incarnatum verbum hominibus appareret; quod in ipso verbo sine tem-
pore erat in quo tempore fieret. Ordo quippe temporum in aeterna dei sapientia sine
tempore est“.
128 Vgl. Bloch, Prinzip Hoffnung, S. 588f.
 
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