Die 'Gazellen' helfen ihm lediglich dabei zu erkenuen,^ dab es sich
bei der Szene um die erste Predigt Buddhas in Benares handelt.^ Ihre
Funktion als leitet sich nicht aus der genauen Bestimmung als
Gazelle, Hirsch oder Reh ab, sondern aus der Unmoglichkeit, sie mit
vollkommen anderen Tieren, wie Elefant, Kamel oder Pferd zu identifi-
zieren, die der dargestellten Szene eine vollig andere Bedeutung ver-
leihen wiirden. Fehlt jedoch die Vertrautheit mit den buddhistischen
Legenden, kann es auch bei der Identifizierung der Tiere zu Fehlinter-
pretationen kommen. So bezeichnet Haussig das Gazellenpaar von
Thalpan (Abb. 4) als "Antilope(?)" und "Lowe(?)" und interpretiert die
ganze Szene als die Darstellung irgendeiner "Meditationsandacht^.^
Ebenso spielt es fur den Religionshistoriker (und fur den frtiheren
Ktinstler und glaubigen Buddhisten) keine groBe Rolle, ob die Taube
bei einer bildlichen Wiedergabe des eher einem briitenden
Huhn und der Falke eher einem Geier gleicht. Die beiden Vogel und
die Waage tragen dazu bei, die Geschichte eindeutig zu identifizieren -
ob bei dem Raubvogel nun ein Falke, Bussard oder Adler gemeint ist,
hat fur ihn wenig Bedeutung. Ahnlich ist es mit dem sogenannten 'Mu-
schelhorn', Vmk/m, einem Attribut Visnus, oder auch der Kaurimu^c/ic/:
Weder das eine noch die andere ist "botanisch" gesehen - wie es ein
immerhin aufmerksamer Orientalist ausdriickt^ - eine Muschel; es
handelt sich bei beiden um eine Schnecke. Da es sich aber nun einmal
'eingebtirgert' hat, vom Muschelhorn und der Kaurimuschel zu sprechen,
werden diese Termini in der Regel unbesehen ubernommen.
Zur Erklarung der zoologisch begrifflichen Unscharfe bei der Beschrei-
bung der Felsbilder konnen zusatzlich zu alien psychologischen noch
drei sachliche Griinde ins Feld geftihrt werden: Erstens kann man sich
14 Siehe hierzu auch CLOTTES 1989:25.
15 Wie test die Gedankenverbindung 'Gazelle' und 'Predigt in Benares' fur viele zu
sein scheint, zeigt sich an einem merkwurdigen Fall von pcdho pwrdpd. In KLIM-
KEIT (1988: 94-95) ist eine Hohlenmalerei aus Bazaklik abgebildet, die das von je
zwei Tieren flankierte Rad der Lehre zeigt. Von jedem Paar ist je ein Tier unge-
hornt, das andere tragt ein unverkennbares Hirschgeweih. Die Bildbeschriftung lau-
tet: "Das Rad der Lehre ... von Gazellen verehrt - ein Hinweis auf die erste Pre-
digt des Buddha im Gazellenhain von Benares." Das Bild erinnert Klimkeit an die
Predigt im 'Gazellenhain', yb/g/ic/: mub es sich bei den Tieren um Gazellen
handeln, aAo sieht er hierin einen Hinweis auf die Predigt im 'Gazellenhain'.
16 HAUSSIG 1992: 157, Abb. 265.
17 WELTE 1990: 65.
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bei der Szene um die erste Predigt Buddhas in Benares handelt.^ Ihre
Funktion als leitet sich nicht aus der genauen Bestimmung als
Gazelle, Hirsch oder Reh ab, sondern aus der Unmoglichkeit, sie mit
vollkommen anderen Tieren, wie Elefant, Kamel oder Pferd zu identifi-
zieren, die der dargestellten Szene eine vollig andere Bedeutung ver-
leihen wiirden. Fehlt jedoch die Vertrautheit mit den buddhistischen
Legenden, kann es auch bei der Identifizierung der Tiere zu Fehlinter-
pretationen kommen. So bezeichnet Haussig das Gazellenpaar von
Thalpan (Abb. 4) als "Antilope(?)" und "Lowe(?)" und interpretiert die
ganze Szene als die Darstellung irgendeiner "Meditationsandacht^.^
Ebenso spielt es fur den Religionshistoriker (und fur den frtiheren
Ktinstler und glaubigen Buddhisten) keine groBe Rolle, ob die Taube
bei einer bildlichen Wiedergabe des eher einem briitenden
Huhn und der Falke eher einem Geier gleicht. Die beiden Vogel und
die Waage tragen dazu bei, die Geschichte eindeutig zu identifizieren -
ob bei dem Raubvogel nun ein Falke, Bussard oder Adler gemeint ist,
hat fur ihn wenig Bedeutung. Ahnlich ist es mit dem sogenannten 'Mu-
schelhorn', Vmk/m, einem Attribut Visnus, oder auch der Kaurimu^c/ic/:
Weder das eine noch die andere ist "botanisch" gesehen - wie es ein
immerhin aufmerksamer Orientalist ausdriickt^ - eine Muschel; es
handelt sich bei beiden um eine Schnecke. Da es sich aber nun einmal
'eingebtirgert' hat, vom Muschelhorn und der Kaurimuschel zu sprechen,
werden diese Termini in der Regel unbesehen ubernommen.
Zur Erklarung der zoologisch begrifflichen Unscharfe bei der Beschrei-
bung der Felsbilder konnen zusatzlich zu alien psychologischen noch
drei sachliche Griinde ins Feld geftihrt werden: Erstens kann man sich
14 Siehe hierzu auch CLOTTES 1989:25.
15 Wie test die Gedankenverbindung 'Gazelle' und 'Predigt in Benares' fur viele zu
sein scheint, zeigt sich an einem merkwurdigen Fall von pcdho pwrdpd. In KLIM-
KEIT (1988: 94-95) ist eine Hohlenmalerei aus Bazaklik abgebildet, die das von je
zwei Tieren flankierte Rad der Lehre zeigt. Von jedem Paar ist je ein Tier unge-
hornt, das andere tragt ein unverkennbares Hirschgeweih. Die Bildbeschriftung lau-
tet: "Das Rad der Lehre ... von Gazellen verehrt - ein Hinweis auf die erste Pre-
digt des Buddha im Gazellenhain von Benares." Das Bild erinnert Klimkeit an die
Predigt im 'Gazellenhain', yb/g/ic/: mub es sich bei den Tieren um Gazellen
handeln, aAo sieht er hierin einen Hinweis auf die Predigt im 'Gazellenhain'.
16 HAUSSIG 1992: 157, Abb. 265.
17 WELTE 1990: 65.
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