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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0224
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4. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN

Der Liebe Cyprianus zeuget1 vnd erweisets auch auß dem Gottes wort, das das
Gottliche gesetz erfordre, das die wahl, ein- vnd absetzung der Bischouen vnd Prie-
steren bey den Christlichen kirchen stohn solle.2 So dann dise herren so fil gewalt
haben I #2r I solten vber die geystlichen kirchen diener vnd jre dienst mit der exami-
nation, Visitation, Synoden vnd den kirchen gerichten, so were es ia denn kirchen
gantz geferlich, solte man dieser Bischouen wahl den gemeinen Capitulen frey las-
sen, welche sie doch erst in kurtzen jaren dermassen an sich brachtv, daß sie die
obren vnd das volck daruon außgeschlossen haben, wider alle Canones vnd leges. Ja,
an etlichen orten werden die Gemeinden noch vmb jren Consens befraget.
Vnd ob wol etwan vnruw entstanden, da die wahl der Bischouen bey dem volck
ware, so sind doch mit solcher wahlw bey den Apostolen vnd hernaher vber die tau-
set jar alle fromme kirchen diener erwehlet worden; so, seyt dem die wahlen an die
Capitel allein gezogen, fast alles durch offentlich Symony vnd böse Practicen ver-
wüstet vnd den kirchen lauter Antichristen vffgetrungen worden sein.
Wir hetten auch nit zweyfel, gebe Gott, das diese Bischoue vnd Capitel sich zu
Christlicher lehr begeben, es solte bey jnen auch das on mühe zu erlangen sein; das
die sach dennoch auch mit jhren wahlen, desgleychen mit messigung ires gewalts
vberx die kirchen diener vnd I & v I -hendel, in anderer herren gepieten gelegen, also
bestellet wurde, das durch das volck kein onruwe zu befahren3 vnd dennoch diey
ordenlichen2 Obren der landen vnd Stetten, vber welcher kirchen die Bischoue et-
waß gewalt haben solten, versehen vnd helffen könden, das die kirchen Christi, de-
ren doch alles sein vnd dienen solle, durch solcher leuten gewalt gepessert vnd mit
nichten verkurtzet4 wurden.
Das ist auch das Gottlich recht, das iede ordenliche oberkeyt der kirchen, in jren
gepieten gelegen, Patronin3 vndb pflegerinc sein, Vnd das jren alle seelen vnder-
thon sein sollen. Darumb dem Gottlichen rechten nit gemeß were, diesen neben ge-
wachsen Fürsten gewalt vber die kirchen vnd kirchen diener in anderen gepieten zu
geben, die oberkeyten der selbigen gepietten von versehung solcher kirchen vnd
auch von der bestellung soliches gewalts außgeschlossen.
Das soliche kirchen Fürsten die land, die sie ietzund (wie wol anders nit dann von
jrer kirchen wegen inhaben) regieren wie biß her, würdt niemand beschwerlich sein;
v) danach gestr.: haben.
w) von Bucer am Rand erg.
x) von Bucer korr. aus: vnder.
y) von Bucer über der Zeile erg.
z) danach gestr.: doch die.
a) von Bucer über der Zeile erg.: -m.
b) von Bucer über der Zeile erg.
c) von Bucer über der Zeile erg.: -m.

1. Cyprian, Epistola 3 (Carthaginense Concilium ... De Basihde et Martiale) (PL 3, Sp. 1025 —
1028).
2. Vgl. I Tim 3,1-7.
3. befürchten. Frühneuhochdt. WB 3, S.452.
4. geschwächt.
 
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