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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

Fürstliche fürde-
rung der Religion
suchet man bey
Chnstlichenn
Fürsten.

Esaiae 3[i6-24] et
5 [8—24]; Ezechiel
34[7_I°]

gehandelt werden, Sonder alß jhn die Bischoue Hellesponti, Bythinie vnd an-
dere durch jren gesandten Hypatianum1, ein Bischoue zu Heraclea Perin-
thi2, hierumb gebetten, habe er jnen geantwortet, jhm als eynem vom volck
gepurete nit, solche ding zu erforschen; Die I ciij / P iiij a I Priester, denen dise
sorg zustunde, solten sich bei sich deßhalben versamlen, wa sie wolten.
Hierauff ist dises die antwort: Es ist ja gegen onnützen Konigen vnd Für-
sten gleich so war als gegen falschen Bischouen, das man von dornen vnd di-
stelen nit wirdt mogen traubend vnd feigen lesen.3 Wir reden aber hie von E.
Key. vnnd Kon. Maie., von Churfürsten, Fürsten vnd Stenden als von Christ-
lichen heupteren vnd Obern, die ein mal jr ampt vnd pflicht bede4 Christli-
ches namens vnd der Oberkeyt recht erkennen vnnd bedencken sollen. Dann
wa der flüch des Herren ob vns, wie wir leyder all zü vil wol verdienenn, sein
solle, das vnsere Obersten hirten vnd regenten gleich so wenig als die genan-
ten Bischoue bedencken wolten, von wem vnd wa zü sie jren gewalt entpfan-
gen haben, wolten sich selb vnd nit die herd Christi versorgen, »wolten die
milch von schaffen essen, mit jr woll sich kleyden vnd das fette dar von metzi-
gen, die schaff aber nit weiden,«5 wie der Herre über solche falsche Hirten
durch seinen Propheten geklaget hatt, So müste ja wol übel, erger vnnd die
herd auffs eusserist zerstrewet vnd züm raub werden allen thieren des felds.
Der Herr wirt aber auch seine schafflin von den henden solcher hirten erfor-
deren vnd das gericht, so cer durche seine Propheten getrewet hatt, über sie
gohn lassen; Wann I ciiij / P iiij b I dann der Herde nit mehr ist, wa werden die
Hirten bleiben?
Aber es stande vmb die Fürsten vnd Bischoue, wie es mage, Wie wir erken-
nen, das wider Gottes wort, Canones vnd Leges, ja auch alle menschliche ver-
nunfft were, die Religion vnd reformation der kirchen an die Papst vnd Bi-
schoue stellen, welche sich so gar offentlich vnd nun so vil hundert jare die
grosten wideiwertigen vnd zerstorer der waren Religion Christi, vnsers her-
ren, beweisen, Also erkennen wirs gleich so widerwertig dem wort Gottes, al-
len kirchen regulen, gesetzen vnnd der vernunfft, das man dise sachen Gottes
denen Fürsten vnnd Obren hingeben vnnd vertrawen sollte, die Gott nit er-
kennen noch fürchten, die nit züm preiß Gottes vnnd zügüt dem volck, son-
der allein zü jrem mütwillen vnd pracht herrschen. Wir fordren ware Bi-
schoue vnd versorger der kirchen, Also auch ware Fürsten vnd getrewe hirten
des volcks Gottes, welche wissen vnd bedencken, das sie allen jren gewalt al-

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d) Drf. traubeu.
e—e) Drf. erdurch.

1. Hypatian, Biscbof von Heraklea, 351—359- Worp, A Checklist of Bishops in Byzantine
Egypt,S.299.
2. Hafenstadt m Thrakien.
3. Vgl. Mt 7,16.
4. bede ... vnd: sowohl... als auch.
5. Ez 34,3.
 
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