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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0324
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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

Das das Keyserthumb nit vom Papst komme.

Des Papsts lugen
von vbergabe des
Keyserthumbs

Gott gibt allein
alle Oberkeit, dar-
umb sie auch al-
leinn nach seinem
willen verwaltet
werden sollen.

Dan. Rom.
13 [1-7]

Wie das Keiser-
thumb auff Caro-
lum Magnum
kommen.

DEr Papst thut hie nach ein stich, der aber auch nit blutet, vnd schreibet, E.
Kei. Mai. seye von denen Keysern erboren1, die seinem stul nit mehr ehr be-
wisen, dann sie von jm empfangen haben; Deutet damit auff jre lugen, durch
die sie sich berumen, sie heben2 das Keyserthumb Carolo Magno vnd, als des
nachkomen abkomen, Othoni i.3 gegeben4, Vnd will darauß schliessen, das
E. Kei. Maiest. ein schwere ondanckbarkeyt begohn, die auch Gott so vil
schwerer rechen werde, wa sie sich wider jn aufflehnen vnd jm in sein ampt
greiffen wollte, Weil sie vnd ire voralteren so grosse ehr vnd gewalt von den
Papsten sollen empfangen haben. I cxlvj / X j b I
Nun aber ist hieuor dargethon, das E. Kei. Mai. durch fürgenomen Christ-
liche Reformation sich wider nieman aufflehnet, dann allein wider den Für-
sten der welt vnd den widerchrist, auch in kein eigen Papstlich werck oder
thün greiffet, sonder jr eigen ampt vnd werck thüt, das jr Gott selb aufferlegt
vnd befolhen hatt Vnd dazü sie ein jeder Christlicher Bischoue vnnd Papst
vermanen vnd bitten vnnd dauon mit nichten abzüwenden begeren würdt.
Darumb müssen E. Kei. Maie. sich diß, des papsts, widerchristliche klage
nichts irren lassen, wenn gleich war were, wie nit ist, das jre voralteren so
grosse ehr von den papsten empfangen hetten. Ja, wenn die papst schon E.
Kei. Maie. selb personen alle jr reich mit dem Keyserthumb frei geschencket
vnd zügestellet hetten, Dann diene an verenderung der Konigreich vnd herr-
schafften, wer dar wolle, so bleibt doch Gott allein, der die zeit vnd was in der
zeit ist, enderet, Konig ab- vnd auff setzet. Alle gewalt, so sind, die sind von
jm geordnet. Darumb müß man inn verwaltung der selbigen auff Gott vor al-
lem vnd gentzlich sehen vnd keyne Creaturen in himmel oder auff erden, die
sich nemlich wider den befelch Gottes setzeny wolte, wie der papst gegen E.
Keiserlichen Maie. inn disem klagen thüt, alß hieuor gnügsam erwisen ist.
I clxvij / X ij a\
Dabei ist aber das nit war, das die Papst das Keyserthumbz Carolo Magno
oder OtthonP i. gegeben, dann sie es doch selb nie gehebt haben. Das ist aber
war, nach dem erstlich Pipinus5 vnd dann sein Son, Carolus Magnus, die Ro-
mer von der Longobarder tyrannei errettet vnnd der selbigen gewalt also ge-

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y) Drf. Setzen.
z) Drf. Keythumb.
a) Drf. Orthoni.
1. Lexer 1, Sp. 613; Grimm 3, Sp.700.
2. hätten.
3. Otto I.; s. oben S. 292, Anm. 6.
4. Theorie der Translatio lmperii: Ubertragung der kaiserlichen Herrschaft von den
Griechen auf die Franken, Germanen und Deutschen; Konstantinische Schenkung (Silve-
ster-Legende).
5. Pippin d.J., geb. 714, gest. 768, König der Franken 751-768. TRE 26, S. 641-643.
 
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