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6. BERICHT ZUM CHRISTLICHEN LESER
ren, das warlich zü besseren ist1) ettliche bogen von disem büchlin2 bekom-
men, da noch weder anfang noch ende getrucket gewesen, auch noch keyn
nammen, wes diß werck seye, hinbey gesetzet. Nun aber dise des geystlichen,
nit des büchstablichen Euangelij3 bekenner vermeinet gefunden haben, da-
durch sie4 mir ein mal die hend in der taschen ergriffen vnnd damit sie mei-
nen armen, aber doch getrawen vnd auffrichtigen dienst am Hfeiligen] Euan-
geli (das der weißt, der alles weißt vnd richten würdt) in mehr verdacht vnd
hass bringenn mochten, haben sie die bekomnen bogen (die sie doch on mei-
nen vnnd des druckers willen bekommen haben) rem privatam adhuc, invito
Domino, in der geheym (rhat, was das für ein be- I Gijb I komen seye) hin vnd
wider zü lesen außgeben vnd grewliche vrtheyl wider mich selb gefellet vnnd
andere fellen machen; Da habe ich müssen der sein, der entlich vorhabe, die
leut mit subtilerd geschwindigkeyt5, die nit ein jeder merckenc konde, wi-
der ins Papstthumb zü füren, das es die leut selbs nit mercken sollen, Vnnd
das von wegen6 grosse weltliche güter, ehren vnnd pracht züerlangen, Dann
mir der Papst vmb sollichs büchlins willen vnnd der zwey yetzgemelten7
freilich ettliche feyßte8 Bistumb wurdt geben. Nun, nach jrer liebe haben sie
die sachen also gescherffet, das jren9 schon vil das vrtheyl des todts vnnd ver-
steynigens10 über mich gegeben, keyner aber mich mit einem wort zür besse-
rung verwarnet.
Doch will ich auch gern glauben, das auch etliche güthertzige leut dise ge-
druckte bogen, nach dem sie auch jnen zühanden kommen, on eynigen11 ar-
gen auffsatz12 gelesen, hin vnd wider geschicket vnd villeicht sich drob auch
selb vnnd andere bekümmeret haben.
Es solten aber auch fromme Christen wissen, so eyn büch schon von yemant
in druck gegeben, aber von dem selbigen noch nit vollendet, auch noch nit mit
d) danach: grosser: B.
e) vermercken: B.
1. Vgl. Mt 7,1-5; Lk 6,41-42.
2. S. oben S. 343, Anm. 11.
3. II Kor 3,6.
4. dadurch sie ... ergriffen: womit sie mich ein für allemal überführen können. Mögli-
cherweise handelt es sich um eine (nicht belegbare) spnchwörthche Redensart.
5. Hinterhältigkeit.
6. von wegen: um ... zu.
7. Bucer meint hier wohl seine 1545 in Straßburg erschienenen Schriften »Ein Chnstlich
Erinnerung« (Bucer-Bibliographie Nr. 149) und »Wie leicht und füglich« (Bucer-Bibliogra-
phie Nr. 150).
8. dicke, fette.
9. ihrer, von ihnen.
10. Steinigens.
11. lrgendeinen.
12. Absicht, Vorsatz. Frühneuhochdt. WB 2, Sp. 648.
6. BERICHT ZUM CHRISTLICHEN LESER
ren, das warlich zü besseren ist1) ettliche bogen von disem büchlin2 bekom-
men, da noch weder anfang noch ende getrucket gewesen, auch noch keyn
nammen, wes diß werck seye, hinbey gesetzet. Nun aber dise des geystlichen,
nit des büchstablichen Euangelij3 bekenner vermeinet gefunden haben, da-
durch sie4 mir ein mal die hend in der taschen ergriffen vnnd damit sie mei-
nen armen, aber doch getrawen vnd auffrichtigen dienst am Hfeiligen] Euan-
geli (das der weißt, der alles weißt vnd richten würdt) in mehr verdacht vnd
hass bringenn mochten, haben sie die bekomnen bogen (die sie doch on mei-
nen vnnd des druckers willen bekommen haben) rem privatam adhuc, invito
Domino, in der geheym (rhat, was das für ein be- I Gijb I komen seye) hin vnd
wider zü lesen außgeben vnd grewliche vrtheyl wider mich selb gefellet vnnd
andere fellen machen; Da habe ich müssen der sein, der entlich vorhabe, die
leut mit subtilerd geschwindigkeyt5, die nit ein jeder merckenc konde, wi-
der ins Papstthumb zü füren, das es die leut selbs nit mercken sollen, Vnnd
das von wegen6 grosse weltliche güter, ehren vnnd pracht züerlangen, Dann
mir der Papst vmb sollichs büchlins willen vnnd der zwey yetzgemelten7
freilich ettliche feyßte8 Bistumb wurdt geben. Nun, nach jrer liebe haben sie
die sachen also gescherffet, das jren9 schon vil das vrtheyl des todts vnnd ver-
steynigens10 über mich gegeben, keyner aber mich mit einem wort zür besse-
rung verwarnet.
Doch will ich auch gern glauben, das auch etliche güthertzige leut dise ge-
druckte bogen, nach dem sie auch jnen zühanden kommen, on eynigen11 ar-
gen auffsatz12 gelesen, hin vnd wider geschicket vnd villeicht sich drob auch
selb vnnd andere bekümmeret haben.
Es solten aber auch fromme Christen wissen, so eyn büch schon von yemant
in druck gegeben, aber von dem selbigen noch nit vollendet, auch noch nit mit
d) danach: grosser: B.
e) vermercken: B.
1. Vgl. Mt 7,1-5; Lk 6,41-42.
2. S. oben S. 343, Anm. 11.
3. II Kor 3,6.
4. dadurch sie ... ergriffen: womit sie mich ein für allemal überführen können. Mögli-
cherweise handelt es sich um eine (nicht belegbare) spnchwörthche Redensart.
5. Hinterhältigkeit.
6. von wegen: um ... zu.
7. Bucer meint hier wohl seine 1545 in Straßburg erschienenen Schriften »Ein Chnstlich
Erinnerung« (Bucer-Bibliographie Nr. 149) und »Wie leicht und füglich« (Bucer-Bibliogra-
phie Nr. 150).
8. dicke, fette.
9. ihrer, von ihnen.
10. Steinigens.
11. lrgendeinen.
12. Absicht, Vorsatz. Frühneuhochdt. WB 2, Sp. 648.