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6. BERICHT ZUM CHRISTLICHEN LESER
Also leeren auch dise artickel von der Oberkeyt1, die das schwert tregt, das
deren alle seelen sollen vnderthan vnd sie auch alle seelen,2 die kirchendiener
vnd andere Christen, zu jrem ampt anhal- I Jijb I ten vnd allen bosen wercken
züm schrecken vnnd allen güten zür fürdernuß sein.
Dis ist ja die einige3 vnd reine Christliche leere, wie niemant leugnen kan, der
sich vmb die leere Christi in der warheyt verstaht. Bey vnd mit welcher leere
ist den kinderen Gottes alles reyn vnd heylig vnd zün eeren Gottes vnnd zü
auffbawung des glaubens an vnseren Herren, Jesum Christum, zügebrauchen
frey gelassen.
Derhalben, weil dise artickel alleyn darumb seind gestellet worden, das man
bey Hertzog Georgen zü Sachsen4, der an den alten kirchen gebreuchen sehr
hart hienge, mochte zür handlung vmb ein Christliche Reformation ein ein-
gang machen, Habe weder ich noch eyniger5 Christ sollich Christliches
vnderstohn6 sollen mit onzeitigemd disputieren vmb einige eussere ge-
preuch, die ein Christ mag Gottseliglich geprauchen, verhinderen, Sonder
habe sollen für meinen teyl dahin arbeyten, das vor allem die war Christliche
leere des h. Euangeli vnnd rechter gebrauch der h. Sacramenten mit der gan-
tzen zucht Christi den kirchen gantz rein vnd zü thattlicher7 aufbawungc
des glaubens an vnseren Herren Jesum Christum werde wider angerichtet vnd
erhalten Vnd an den eusseren dingen niemant vergeblich verletzet oder verir-
ret, Doch das auch aller aberglaub vnd Judische dienstbarkeyt8 mit allem on-
I Jiija I besserlichem geprenge an den eusseren gebreuchen trewlich verhütet
vnd abgewendet werde.
Hette man mir befohlen, ein form Christlicher reformation inn allen kirchen
vbungen züstellen, wie ichs züm besten hette erkennen mogen, so wolt ich
ettlicher eusseren gepreuch, wie alt die seind, wenig gedacht haben. Nit das sie
an jnen selb nit konden wol gepraucht werden, wie sie nemlich die alten h.
martyrer wol gebrauchet haben, sonder das sie hernaher zü vil in schweren
mißbrauch gerhaten seind vnd darinn noch bey so vilen leuten eben hart stek-
ken. Man hat aber mir nit zügeben, dise artickel allein züstellen, so hat mir
d) Drf. onzeiti-tigem: A.
e) Drf. affbawung: A.
1. Bucer, Ein Christlich ongefahrlich bedenchen, Bl. Fja - [ 4b. BDS 9,1, S.49,5-51,10.
2. Vgl. I Tim 3,8-13.
3. einzige.
4. Georg der Bärtige, Herzog von Sachsen. S. oben S. 346, Anm. 3.
5. lrgendein.
6. Unternehmen, Aufgabe. Grimm 24 (= XI,3), Sp. 1826h und 1832.
7. tatkräftiger.
8. Knechtschaft. Baufeld, S. 52.
6. BERICHT ZUM CHRISTLICHEN LESER
Also leeren auch dise artickel von der Oberkeyt1, die das schwert tregt, das
deren alle seelen sollen vnderthan vnd sie auch alle seelen,2 die kirchendiener
vnd andere Christen, zu jrem ampt anhal- I Jijb I ten vnd allen bosen wercken
züm schrecken vnnd allen güten zür fürdernuß sein.
Dis ist ja die einige3 vnd reine Christliche leere, wie niemant leugnen kan, der
sich vmb die leere Christi in der warheyt verstaht. Bey vnd mit welcher leere
ist den kinderen Gottes alles reyn vnd heylig vnd zün eeren Gottes vnnd zü
auffbawung des glaubens an vnseren Herren, Jesum Christum, zügebrauchen
frey gelassen.
Derhalben, weil dise artickel alleyn darumb seind gestellet worden, das man
bey Hertzog Georgen zü Sachsen4, der an den alten kirchen gebreuchen sehr
hart hienge, mochte zür handlung vmb ein Christliche Reformation ein ein-
gang machen, Habe weder ich noch eyniger5 Christ sollich Christliches
vnderstohn6 sollen mit onzeitigemd disputieren vmb einige eussere ge-
preuch, die ein Christ mag Gottseliglich geprauchen, verhinderen, Sonder
habe sollen für meinen teyl dahin arbeyten, das vor allem die war Christliche
leere des h. Euangeli vnnd rechter gebrauch der h. Sacramenten mit der gan-
tzen zucht Christi den kirchen gantz rein vnd zü thattlicher7 aufbawungc
des glaubens an vnseren Herren Jesum Christum werde wider angerichtet vnd
erhalten Vnd an den eusseren dingen niemant vergeblich verletzet oder verir-
ret, Doch das auch aller aberglaub vnd Judische dienstbarkeyt8 mit allem on-
I Jiija I besserlichem geprenge an den eusseren gebreuchen trewlich verhütet
vnd abgewendet werde.
Hette man mir befohlen, ein form Christlicher reformation inn allen kirchen
vbungen züstellen, wie ichs züm besten hette erkennen mogen, so wolt ich
ettlicher eusseren gepreuch, wie alt die seind, wenig gedacht haben. Nit das sie
an jnen selb nit konden wol gepraucht werden, wie sie nemlich die alten h.
martyrer wol gebrauchet haben, sonder das sie hernaher zü vil in schweren
mißbrauch gerhaten seind vnd darinn noch bey so vilen leuten eben hart stek-
ken. Man hat aber mir nit zügeben, dise artickel allein züstellen, so hat mir
d) Drf. onzeiti-tigem: A.
e) Drf. affbawung: A.
1. Bucer, Ein Christlich ongefahrlich bedenchen, Bl. Fja - [ 4b. BDS 9,1, S.49,5-51,10.
2. Vgl. I Tim 3,8-13.
3. einzige.
4. Georg der Bärtige, Herzog von Sachsen. S. oben S. 346, Anm. 3.
5. lrgendein.
6. Unternehmen, Aufgabe. Grimm 24 (= XI,3), Sp. 1826h und 1832.
7. tatkräftiger.
8. Knechtschaft. Baufeld, S. 52.