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Vorwort

Mit dem Band 9,1 wird der erste Band vorgelegt, der Bucers Beiträge zu den Reli-
gionsgesprächen der Jahre 1539 bis 1541 enthält. Die Edition der Deutschen Schrif-
ten Martin Bucers wendet sich damit einem neuen Abschnitt der Reforma-
tionsgeschichte zu, auf die bekannte Forscher seit langem die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit gelenkt haben. Es seien hier nur genannt: Ludwig von Pastor, der in
seinem Buch »Die kirchlichen Reunionsbestrebungen während der Regierung Karls
V.« (1879) die Jahre 1540-1541 als eine eigenständige Periode kennzeichnete, Max
Lenz, der in seinem »Briefwechsel Landgraf Philipp’s des Großmüthigen mit
Bucer« (1880/1891) des Straßburgers hervorragende Rolle bei den Religionsgesprä-
chen herausstellte, und Robert Stupperich, der in seiner Schrift »Der Humanismus
und die Wiedervereinigung der Konfessionen« (1936) den Einfluß des Erasmus und
seiner Schüler belegte.

Erasmus von Rotterdam hatte im Jahre 1533 zur Förderung der kirchlichen Ein-
heit die Schrift »De sarcienda ecclesiae concordia« herausgegeben. Bucers »Furbe-
reytung zum Concilio« (BDS 5) aus dem gleichen Jahr kann als begeisterte Zustim-
mung zu dem Aufruf des niederländischen Humanisten verstanden werden. Sie ist in
Dialogform geschrieben, die keiner der Reformatoren so oft angewandt hat wie
Bucer. Der vorliegende Band ist insgesamt eine eindrucksvolle Dokumentierung der
Rezeption des Konzilsgedankens. Hiervon legt nicht zuletzt im Quellenregister die
beachtliche Liste der Konzilsaussagen aus der Zeit der Alten Kirche und der Gesetze
der beiden Rechtscorpora ein beredtes Zeugnis ab. Wieder wird die Dialogform
gepflegt: Bucer bietet ein reizvolles Gespräch zwischen zwei Kanonikern. Das
Gespräch zwischen Christen ist für ihn mehr als nur ein kirchenpolitisches Mittel
zur Überzeugung des Gegners; es ist auch mehr als ein Recht oder eine Pflicht des
mündigen Christen. Der Dialog in der Kirche Christi hat tiefe Wurzeln in seiner
Theologie.

Einen Höhepunkt bildet zweifellos das »Wormser Buch«, für das Bucer eigens
eine Übersetzung angefertigt hat. Die in diesem Band veröffentlichten Schriften stel-
len unter Beweis, daß Bucer alles aufgeboten hat, um die Religionsgespräche in
Gang zu bringen. Sie dokumentieren die Beharrlichkeit, mit der er für sein Pro-
gramm einer »guten, leidlichen reformation« eingetreten ist. Ausschlaggebend für
das Zustandekommen der Religionsgespräche ist jedoch das harte politische Kalkül
Kaiser Karl V. und seines Ministers Granvella gewesen, wie nicht zuletzt auch poli-
tische Faktoren zum Mißlingen der Gespräche beigetragen haben. Es ist daher nicht
zu verwundern, daß in dem vorliegenden Band auch die Frage der Kirchengüter
anklingt, zu der sich Bucer gerade in diesen Jahren mit großer Kompetenz geäußert
hat. Eine eingehende Erörterung dieses Themas bleibt jedoch dem Band der Schrif-
ten Bucers zum Problem der Kirchengüter vorbehalten.

Bucers umfängliches Schrifttum zum Ringen um die kirchliche Einheit bereichert
unsere Kenntnis der Religionsgespräche in erheblichem Maße. Der Leser erhält
 
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