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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0101
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5. An statui / Vom tag zu Hagenaw zwen Sendbriefe (Juni 1540)

Einleitung

Am 22. Mai 1540 äußerte sich Bucer in einem Brief an Margareta Blarer sehr entrü-
stet über den bevorstehenden Hagenauer Konvent, dessen Ziel es war, durch Ver-
handlungen der Stände einen friedlichen Ausgleich der Religionsfrage herbeizufüh-
ren1. Zuvor sollten die katholischen Fürsten eine Vorbesprechung von vierzehn
Tagen abhalten. »Ferunt etiam adfuturum legatum monstri Romani; quo praesente
quid possit pro Christo constitui?«2 Diese Beunruhigung veranlaßte ihn bald darauf,
in einer kurzen Flugschrift seinen Auffassungen über die Notwendigkeit des Kon-
vents und über dessen Aufgaben Ausdruck zu geben.

Der Form nach besteht die Flugschrift aus zwei Briefen: Einem Brief eines unge-
nannten Dechanten, geschrieben aus Hagenau am 29. Mai 1540, gerichtet an einen
ebenfalls ungenannten Kanoniker, und dessen Antwortbrief aus Speyer, datiert den
5. Juni. Aus einigen Mitteilungen am Anfang des ersten Briefes ergibt sich, daß er die
Situation zwischen dem 26. Mai und dem 9. Juni widerspiegelt3. Man kann also
annehmen, daß die Schrift um diese Zeit herum geschrieben wurde, wahrscheinlich
vor dem 6. Juni, da Bucer plante, am 6. Juni zu einer Vorbesprechung der protestie-
renden Stände nach Darmstadt abzureisen und am 31. Mai noch in Straßburg war4.
In Darmstadt fehlte ihm selbstverständlich die Zeit zur Verfassung einer derartigen
Schrift. Das Erscheinungsdatum ist unbekannt. Bucer sandte selbst am 31. August
ein Exemplar an den Basler Antistes Oswald Myconius5 und am 16. September ein
Exemplar einer deutschen Übersetzung an den Landgrafen6. Da er diese Überset-
zung einer in Straßburg erschienenen Schrift selber aus Österreich bekommen hatte,

1. Vgl. zum Hagenauer Konvent Stupperich, S. 64-70; Augustijn, S. 36-45; Hollerbach, S.
129-139; zu der Vorversammlung der katholischen Stände Honee, S. 26-41.

2. Schieß 2, Nr. 89, S. 837.

3. s. S. 101, Anm. 11. 12.

4. CR Mel 10, Nr. 7122, Sp. 155; datiert den 31. Mai.

5. »Mitto latinum irritabulum contra communes hostes, sed muniet tamen aliquos filios Dei,
quibus in aliis nationibus ingens est cum illis dimicatio«; TB 12, 181; Rott 1296. An sich könnte
damit auch B.s Schrift Per quos steterit gemeint sein. Am 7. September schrieb B. aber an Myconius:
»Misit Bedrotus libellum quemdam Varemundi tibi et Grynaeo communiter inscriptum; ut tu pro-
prium habeas, mitto tibi alterum...«; TB 12, 185; Rott 1299. Hier handelt es sich um Per quos
steterit; s. S. 163, Z. 7.

6. Lenz 1, Nr. 82, S. 212-213: »Ich schicke hie zwei buchlin, das deutsch E.f.g. zu lesen. Ich
hats im latein uff den Tag zu Hagenaw im anfang gemacht; ist hernach verdeutschet worden zu
Nurenberg oder in Oestreich, dann da ist es unß zukomen. Das latinisch hab ich uff die meß zuge-
richt; wolt, es were wol verdeutschet, hat aber hie nit geschehen mögen: das wolt ich E. f. g. cantzler
zu lesen gegeben werden. Und were nit böß, das es auch wol verdeutschet were, das Corvinus oder
Kymeus wol köndten«. Lenz identifiziert die erstgenannte Schrift mit Per quos steterit in der deut-
schen Fassung, Vom tag zu Hagenau genannt, die zweite mit An statui. Es leuchtet ein, daß es
gerade umgekehrt ist; s. auch S. 149, Anm. 5.
 
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