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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0492
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Beilage: Johannes Gropper. Artikell

| 7a | Bericht.

Zu Wurms und Regenßburg hat der Bucer gegen den Hochgelehrten und Hochacht-
parn Herren Gerharten Veitweich, E. Key. Majestat Secretarien, und mir in ange-
bung seyns simülierten fleiß zu Christlicher vergleichung (wie sölche heuchelei jet-
zunder durch die erfarung erwisen wirdt) dise nochfolgende Artikell vor Christlich
und der gesunder Catholischer lehr gemeß erkennet.

Von der Christlicher und Catholischer Kirchen Lehr und Authoritet und
warin die begriffen sei und wardurch die erhalten werd.

Das Got anfenglich, umb seyn Kirch zu sammlen und anzurichen, nit des beschrie-
ben, sonder des müntlichen worts und predig gebraucht hab, welches er auch be-
fohlen per manus, von handen zu handen, zu überantworten und vor und vor
eynander mitzutheilen1. Das aber erst darnach die heylige geschrifft auß seyner göt-
licher güte uns gegeben worden sey, umb zu hilff zu kommen unser menschlicher
blödigkeit, so sunst lederlich in vergessenheit und irthumb falle.

Und aber nachdem Got wol gewust, daz der Teuffel mit grosser list und
geschwindigkeit understehen würd, die schrifft zu felschen und mit seynen lügen zu
vermischen und zu verderben, Und das durch etliche seiner leut, die zum theil fal-
sche gedicht under Götlicher und Apostolischer autoritet wurden außghen lassen,
zum theil aber die ware Apostolische schrifften mit falscher außlegung zu irem und
anderer verterben felschen und verkeren2, auch das bandt der liebe (das die gläubigen
zusamenhalten sölle) zu reissen und also böse und verderbliche Secten und Rotten
anrichten, So hab Got dem zu begegnen gwolt, das seine Kirch zweierley autoritet
unverrucklich haben solt.

Erstlich hab er gewollt, das bey seyner Kirchen seyn soltt dye authoritet, under
den schrifften zu urtheylen, | 7b | das ist die Canonische schrifft von der nit Canoni-
scher zu underscheiden, Welche gewalt zuvor bey der Synagogen gewesen und dar-
nach durch den Herren Christum uff die Kirch bestettigt worden sey. Auß welcher
authoritet der heylsamer Ecclesiasticus Canon, daz ist der Kirkischer regulierter zal
der bücher der heiliger Schrift, alts und neuwes Testaments, gesetzt und dargeben
sey. Welcher Canonischer schrifft aller glaubiger und gotseliger verstandt dienen
solle und das niemandt gebüre von enigem, das in diser schrifft stahet, zu zweyffe-
len. Uff welche authoritet der H. Augustinus gesehen hab, do er gesprochen: Ich
glaubte dem Evangelio nit, wen mich nit darzu der Catholischer Kirchen authoritet
bewegte3.

Zum andern hab Gott gewolt, das nachdem keyn weissagung der schrifft auß
eygner außlegung beschehe4, daz darumb auch die authoritet, die schrifften außzu-

1. Vgl. Mk 16,15.

2. Vgl. 2Petr 3,16.

3. Augustinus: Contra epistulam fundamenti 5; CSEL 25,1, S. 197, Z. 22-23.

4. s. 2Petr 1,20.
 
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