7. >Wormser Buch<, latein unb deutsch (1540/1541)
Einleitung
Am 25. November 1540 eröffnete der kaiserliche Minister Granvella offiziell den
Wormser Konvent1. Aufgabe des Konventes war es, ein Religionsgespräch zwi-
schen Altgläubigen und Protestanten zu veranstalten. Die beiden Parteien sollten
das Augsburger Bekenntnis erwägen und in den strittigen Punkten eine für die bei-
den Parteien akzeptable Formulierung vorschlagen. Das Schlußergebnis sollte
danach auf einem Reichstag bestätigt werden. Von Anfang an herrschte in Worms
innerhalb der Gruppe der Altgläubigen die größtmögliche Uneinigkeit vor. Infolge-
dessen hatten Mitte Dezember die Besprechungen nicht einmal angefangen und es
war klar geworden, daß der Konvent scheitern würde.
In dieser Notlage sann Granvella auf ein geeignetes Mittel, zumindestens eine
Gesprächsgrundlage für den versprochenen Reichstag abzufassen. Als einzige Mög-
lichkeit sah er, eine kleine Zahl von irenisch gesinnten Vertretern der beiden Grup-
pierungen zusammenzubringen. In einem engeren Gremium, nicht behindert durch
Verfahrensfragen und durch die Öffentlichkeit, könnte man vielleicht noch Ergeb-
nisse erzielen2. Um diesen Zweck zu erreichen, bat er am 14. Dezember Bucer und
Capito durch seinen Sekretär Gerard Veltwijck, ihn zu besuchen3. Bucer war nicht
begeistert: »es will aber wasser sein«4. Gropper und Veltwijck erklärten ihm aber die
Pläne Granvellas: dieser beabsichtige, ein Geheimgespräch zwischen Bucer und
Capito einerseits, Gropper und Veltwijck andererseits zu veranstalten5. Bucer hatte
seine Zweifel und fragte den hessischen Kanzler Johann Feige und Jakob Sturm um
Rat. Diese beiden wollten ihm nicht unbedingt abraten, Granvellas Vorhaben Folge
zu leisten. Folglich hatte Bucer am nächsten Tag eine Unterredung mit Granvella.
Bucer erwies sich nicht als sehr bereitwillig, aber Granvella versicherte ihm, die
Kriegspartei am Hofe könne ihre Pläne durchsetzen, es sei denn, daß in Worms
1. s. zum Wormser Konvent Augustijn, S. 46-58 und die dort genannte Literatur.
2. s. zu dem im Folgenden erörterten Geheimgespräch die Briefe B.s an Landgraf Philipp von
Hessen: Lenz 1, Nr. 98. 101. 104. 106. 107. 111. 113, S. 269. 274-279. 286-292. 297-300. 308.
310-311. Diese Briefe bilden eine erstrangige Quelle. Sie wurden während der Besprechungen
geschrieben und B. hatte keinen Grund, die Begebenheiten zu verzerren. Vgl. weiterhin H. Eells:
The Origin of the Regensburg Book. In: The Princeton Theological Review 26. 1928. S. 355-372;
Stupperich, S. 75-94; Lipgens, S. 123-125; Augustijn, 59-63; Braunisch, Artikell.
3. Lenz 1, Nr. 98, S. 269.
4. Ebda.
5. Zu diesem Gespräch und den hierauf folgenden Gesprächen s. Lenz 1, Nr. 101, S. 274-279. Es
ist klar, daß Granvella schon vorher mit Gropper über seine Pläne gesprochen haben muß; ohne
Zweifel hatte er erfahren, daß B. und Gropper in Hagenau mehrere Gespräche miteinander geführt
hatten und daß diese gezeigt hatten, daß sich die beiden Männer gut verstanden; s. J. Gropper:
Warhafftige Antwort und gegenberichtung. Köln 1545. Bl. 360 — 38a; Klaiber, Nr. 1388; B.: Von
den einigen rechten wegen und mitlen (Bibl. Nr. 80). S. 56-64. Gropper, Bl. 38 b, sagt, die Initiative
zu den Gesprächen sei von B. ausgegangen, aber das ist sicher unrichtig. B., S. 65, sprach von einer
Initiative Groppers.
Einleitung
Am 25. November 1540 eröffnete der kaiserliche Minister Granvella offiziell den
Wormser Konvent1. Aufgabe des Konventes war es, ein Religionsgespräch zwi-
schen Altgläubigen und Protestanten zu veranstalten. Die beiden Parteien sollten
das Augsburger Bekenntnis erwägen und in den strittigen Punkten eine für die bei-
den Parteien akzeptable Formulierung vorschlagen. Das Schlußergebnis sollte
danach auf einem Reichstag bestätigt werden. Von Anfang an herrschte in Worms
innerhalb der Gruppe der Altgläubigen die größtmögliche Uneinigkeit vor. Infolge-
dessen hatten Mitte Dezember die Besprechungen nicht einmal angefangen und es
war klar geworden, daß der Konvent scheitern würde.
In dieser Notlage sann Granvella auf ein geeignetes Mittel, zumindestens eine
Gesprächsgrundlage für den versprochenen Reichstag abzufassen. Als einzige Mög-
lichkeit sah er, eine kleine Zahl von irenisch gesinnten Vertretern der beiden Grup-
pierungen zusammenzubringen. In einem engeren Gremium, nicht behindert durch
Verfahrensfragen und durch die Öffentlichkeit, könnte man vielleicht noch Ergeb-
nisse erzielen2. Um diesen Zweck zu erreichen, bat er am 14. Dezember Bucer und
Capito durch seinen Sekretär Gerard Veltwijck, ihn zu besuchen3. Bucer war nicht
begeistert: »es will aber wasser sein«4. Gropper und Veltwijck erklärten ihm aber die
Pläne Granvellas: dieser beabsichtige, ein Geheimgespräch zwischen Bucer und
Capito einerseits, Gropper und Veltwijck andererseits zu veranstalten5. Bucer hatte
seine Zweifel und fragte den hessischen Kanzler Johann Feige und Jakob Sturm um
Rat. Diese beiden wollten ihm nicht unbedingt abraten, Granvellas Vorhaben Folge
zu leisten. Folglich hatte Bucer am nächsten Tag eine Unterredung mit Granvella.
Bucer erwies sich nicht als sehr bereitwillig, aber Granvella versicherte ihm, die
Kriegspartei am Hofe könne ihre Pläne durchsetzen, es sei denn, daß in Worms
1. s. zum Wormser Konvent Augustijn, S. 46-58 und die dort genannte Literatur.
2. s. zu dem im Folgenden erörterten Geheimgespräch die Briefe B.s an Landgraf Philipp von
Hessen: Lenz 1, Nr. 98. 101. 104. 106. 107. 111. 113, S. 269. 274-279. 286-292. 297-300. 308.
310-311. Diese Briefe bilden eine erstrangige Quelle. Sie wurden während der Besprechungen
geschrieben und B. hatte keinen Grund, die Begebenheiten zu verzerren. Vgl. weiterhin H. Eells:
The Origin of the Regensburg Book. In: The Princeton Theological Review 26. 1928. S. 355-372;
Stupperich, S. 75-94; Lipgens, S. 123-125; Augustijn, 59-63; Braunisch, Artikell.
3. Lenz 1, Nr. 98, S. 269.
4. Ebda.
5. Zu diesem Gespräch und den hierauf folgenden Gesprächen s. Lenz 1, Nr. 101, S. 274-279. Es
ist klar, daß Granvella schon vorher mit Gropper über seine Pläne gesprochen haben muß; ohne
Zweifel hatte er erfahren, daß B. und Gropper in Hagenau mehrere Gespräche miteinander geführt
hatten und daß diese gezeigt hatten, daß sich die beiden Männer gut verstanden; s. J. Gropper:
Warhafftige Antwort und gegenberichtung. Köln 1545. Bl. 360 — 38a; Klaiber, Nr. 1388; B.: Von
den einigen rechten wegen und mitlen (Bibl. Nr. 80). S. 56-64. Gropper, Bl. 38 b, sagt, die Initiative
zu den Gesprächen sei von B. ausgegangen, aber das ist sicher unrichtig. B., S. 65, sprach von einer
Initiative Groppers.