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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0025
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ARTIKEL BELANGENDE DY RELIGION (1539)


Wie wir gesehen haben, hat Bucer den Entwurf in Worte gefaßt. Das bedeutet
aber nicht, daß er als der ausschließliche Autor gelten kann. Vielmehr hat er, nach
einer Diskussion, in der er selbst und Witzel die Hauptkolloquenten waren, die
Feder geführt. Beide betonen jedoch, daß der Anteil des Straßburgers am Entwurf
der bei weitem größte war28.
sicherlich zum Großteil fertiggestellt worden war26. Witzei läßt spüren, daß es leb-
hafte Diskussionen gegeben hat, in die auch Feige sich mit der Verwarnung an Bucer
einschaltete, »er solt den papisten so viel nicht nachgeben«. Bucer replizierte mit der
Bemerkung, daß die fragliche Sache bei den Vätern nachweisbar sei und, wenn er das
nicht sagte, Witzei ihn zweifelsohne darauf hinweisen würde27.

Selbstverständlich zielte der Reformationsentwurf zuallererst auf das albertinische
Sachsen. In den wenigen Monaten bis zum Tod des Herzogs wurde er dort auch
diskutiert. Georg studierte selber das Dokument, arbeitete an verschiedenen Punk-
ten eine eigene Fassung aus und sandte die beiden Versionen an den Bischof von
Meissen und an Pflug, um diese Stücke mit anderen Gelehrten zu erwägen. Eine

Von Anfang an zielten die Beteiligten auch auf eine breitere Wirkungssphäre, ja
auf das ganze Reich. Bucer teilt in seiner Ausgabe mit, im Gespräch sei oft darauf
diskutiert. Georg studierte selber das Dokument, arbeitete an verschiedenen Punk-
ten eine eigene Fassung aus und sandte die beiden Versionen an den Bischof von
Meissen und an Pflug, um diese Stücke mit anderen Gelehrten zu erwägen. Eine
Antwort von Pflugs Hand ist bekannt29. Diese Aktivitäten wurden schnell von den
politischen Entwicklungen überholt.

müste, solte man bei dem Fürsten und noch vilen anderen ettwas außrichten. Weil dann der alten
Apostolischen kirchen glaub und haltung gewißlich eben die lehre und ordnung Christi ist, die wir

24. Witzel, Typus, Bl. A2b: »Zu dem, das die verordneten diser Collectanea bald darnach im
Leiptzischen Jarmarckt nach Weihenachten, da der tractat zwischen den streitigen parten umb
einigkeit zerspaltener Religion an bekanten orten gehalten, nicht so gar unfruchtbarlich braucht
haben, wie sehr sich unterweilen etwa ein Aretianer [= B.] hirwider mäulet«; Witzel, Warer Bericht;
ARC 6, S. 19, Z. 15-16.

25. Witzel, Warer Bericht; ARC 6, S. 19, Z. 14-15.
Leiptzischen Jarmarckt nach Weihenachten, da der tractat zwischen den streitigen parten umb
einigkeit zerspaltener Religion an bekanten orten gehalten, nicht so gar unfruchtbarlich braucht
haben, wie sehr sich unterweilen etwa ein Aretianer [= B.] hirwider maulet«; Witzei, Warer Bericht;
ARC 6, S. 19, Z. 15-16.

26. BOL 3.

27. Witzel, Warer Bericht; ARC 6, S. 19, Z. 4-17.

28. Witzel stellt den Vorgang anschaulich dar: »Wie dis aber nu erfolget, hat sich Bucer der

29. s. für diese DatenJ. Pflug: Correspondance. Hg./. V. Pollet. Bd. 1. Leiden 1969. S. 415—417,
bes. S. 416, Anm. 1.
gepurt, beschrieben, sonderlich weil ym gunst und Zufall beiderseits ubergeholffen, doch etwas
dissimulanter«; Warer Bericht; ARC 6, S. 18, Z. 38-41. B. sagt, er hätte, wenn er auf eigener Faust
einen Entwurf gemacht hätte, dem Alter der kirchlichen Bräuche weniger Gewicht beigemessen als
im Entwurf geschehen sei. Jetzt habe er sich damit begnügen müssen, im Entwurf vor Mißbrauch zu
warnen und den Kirchen ihre Freiheit zu lassen; Bedencken. 2. Aufh, Bl. 13 a.

29. s. für diese DatenJ. Pflug: Correspondance. Hg./. V. Pollet. Bd. 1. Leiden 1969. S. 415—417,
bes. S. 416, Anm. 1.
 
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