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DER LEIPZIGER REFORMATIONSENTWURF
Noch willi der streitj zwischen dem fleisch vnd dem geist bey vns verharrt, so lang
wir hie lebenk, | [23 a] | wirdet keiner nymmer mherl so seligm oder volkomen, er muß
noch als bekennen, das er sunde hatn vnd vmb verzeyhung derselbigen teglich bet-
ten.
Darbey aber soll man auch die leuth mit allen trewen von dem gotslestern abwen-
den, Das, so man sie zu gotseligem wandel vermanet, sie nit sprechen: »got will mich
also haben, es muß doch alles geen, wie es geet. Ich kan nichts guts thun« vnd
dergleichen, damit sie die schulth jrer sunde vff got schieben vnnd jre mutwillige
tragheito endtschuldigen wollen.
Also pleybt war, das der mentsch allewege einen freyen willen hat, auß dem
fleisch zu bosem, auß der gnaden zu gutem.
Von Buesz deren, so getaufft vnd schone
in der kirchen seindt.
Nachdem die Christen, so lang sie hie leben, als noch jn irem fleisch bose lusten vnd
begirden haben21, gott nit erkennen vnd lieben, wie sie sollenp, vnndq auch durch die
wirkliche sundt teglich neben den weg des herren tretten, so sollen vnd muissen sie
auch alle jre lebenlang bussenr vnnd ymmer sdurch dies gesetz gottes zu warer rewe
vnd leidt irer sundt erweckt | [23 b] | vnd durch das heilig Euangelium der verzeihung
vnd gnaden getröstet werden, auch getrieben, das sie vmb verzeihung der sundt,
trost vnd erquickung des gewissenst, hilff vnd guten geist one vnderlaß bitten. Auch
solichs alles in denu kirchen durch das wort vnd gewalt der schlussel22, Das ist die
Ordenlich absolution, in recht christlicher ordnung der kirchen mitgeteilt, suchenv
vnd entpfaen.
Wo aber iemandt in die grobere sunde fellet, dardurch andere verergert werden,
Dieselbigen sollen durch die Seelsorger angehalten werden auch zur beicht vnd satis-
faction, die sie der kirchen thun, das ist zu solcher bekentnus jrer sundt vnnd that-
lichenw beweysen jrer rewe vnd pesserung, wie das der lieb Paulus gegen dem Cho-
rinther 1.xad Chorinth: 5 gehandelt hat Vnnd auch von andern erfordert. 2. ad Cho-
rinth: 12 [21].
i) weil E, F. - j) E, F; friedt A, D; fridt C; feindt B.
k) add.: so E, F. - l) fehlt E, F.
m) heylig E, F. - n) habe E, F.
o) fahrlessigkeyt E, F. - p) solten E, F.
q) add.: dann E, F. - r) wissen D.
s)-s) auß dem E, F; durch das B. -1) add.: vmb B.
u) der E, F. - v) E, F; furen A, B, D; furhen C.
w) thatlichem E, F. - x) add. E, F.
21. Vgl. Ro 7,5.
22. Vgl. Mt 16,19; 18,15-18. Schlüsselgewalt bedeutet bei B. die Macht der Kirche, im Namen
Christi das Heil und den Eintritt zur himmlischen Seligkeit durch Lossprechung der Sünden zu
vermitteln; vgl. Furbereytung zum Concilio; BDS 5, S. 303, Z. 30 - S. 312, Z. 2. Auch im Katechis-
mus von 1534 wird sie ausführlich erörtert; vgl. BDS 6,3, S. 84, Z. 19 - S. 93, Z. 17.
DER LEIPZIGER REFORMATIONSENTWURF
Noch willi der streitj zwischen dem fleisch vnd dem geist bey vns verharrt, so lang
wir hie lebenk, | [23 a] | wirdet keiner nymmer mherl so seligm oder volkomen, er muß
noch als bekennen, das er sunde hatn vnd vmb verzeyhung derselbigen teglich bet-
ten.
Darbey aber soll man auch die leuth mit allen trewen von dem gotslestern abwen-
den, Das, so man sie zu gotseligem wandel vermanet, sie nit sprechen: »got will mich
also haben, es muß doch alles geen, wie es geet. Ich kan nichts guts thun« vnd
dergleichen, damit sie die schulth jrer sunde vff got schieben vnnd jre mutwillige
tragheito endtschuldigen wollen.
Also pleybt war, das der mentsch allewege einen freyen willen hat, auß dem
fleisch zu bosem, auß der gnaden zu gutem.
Von Buesz deren, so getaufft vnd schone
in der kirchen seindt.
Nachdem die Christen, so lang sie hie leben, als noch jn irem fleisch bose lusten vnd
begirden haben21, gott nit erkennen vnd lieben, wie sie sollenp, vnndq auch durch die
wirkliche sundt teglich neben den weg des herren tretten, so sollen vnd muissen sie
auch alle jre lebenlang bussenr vnnd ymmer sdurch dies gesetz gottes zu warer rewe
vnd leidt irer sundt erweckt | [23 b] | vnd durch das heilig Euangelium der verzeihung
vnd gnaden getröstet werden, auch getrieben, das sie vmb verzeihung der sundt,
trost vnd erquickung des gewissenst, hilff vnd guten geist one vnderlaß bitten. Auch
solichs alles in denu kirchen durch das wort vnd gewalt der schlussel22, Das ist die
Ordenlich absolution, in recht christlicher ordnung der kirchen mitgeteilt, suchenv
vnd entpfaen.
Wo aber iemandt in die grobere sunde fellet, dardurch andere verergert werden,
Dieselbigen sollen durch die Seelsorger angehalten werden auch zur beicht vnd satis-
faction, die sie der kirchen thun, das ist zu solcher bekentnus jrer sundt vnnd that-
lichenw beweysen jrer rewe vnd pesserung, wie das der lieb Paulus gegen dem Cho-
rinther 1.xad Chorinth: 5 gehandelt hat Vnnd auch von andern erfordert. 2. ad Cho-
rinth: 12 [21].
i) weil E, F. - j) E, F; friedt A, D; fridt C; feindt B.
k) add.: so E, F. - l) fehlt E, F.
m) heylig E, F. - n) habe E, F.
o) fahrlessigkeyt E, F. - p) solten E, F.
q) add.: dann E, F. - r) wissen D.
s)-s) auß dem E, F; durch das B. -1) add.: vmb B.
u) der E, F. - v) E, F; furen A, B, D; furhen C.
w) thatlichem E, F. - x) add. E, F.
21. Vgl. Ro 7,5.
22. Vgl. Mt 16,19; 18,15-18. Schlüsselgewalt bedeutet bei B. die Macht der Kirche, im Namen
Christi das Heil und den Eintritt zur himmlischen Seligkeit durch Lossprechung der Sünden zu
vermitteln; vgl. Furbereytung zum Concilio; BDS 5, S. 303, Z. 30 - S. 312, Z. 2. Auch im Katechis-
mus von 1534 wird sie ausführlich erörtert; vgl. BDS 6,3, S. 84, Z. 19 - S. 93, Z. 17.