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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0054
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46

DER LEIPZIGER REFORMATIONSENTWURF

vnnd solten weder weltlich noch kirchengeschefft vben, wie das im grossen concilio,
zu calcedon gehalten, gebotten ist, cap. 4109. Dann sie nicht clerici waren, sonder
hatten von dem sBischof einen priesters, der jnen das wort vnd die sacramenta mit-
teylet. bey den eltern Vättern mochten solche sich wider auß den clostern thun one
besundern vorwiß110, dann sie sich dahin mit keinen gelubden verstrickten, darnacht
hatt man sie mit gelubden verstrickt vnnd jnen weyther nit vergonnet, solich Wesen
zuuerlaissen.

Nhun weyl solich wesen uso baldtu auch in schweren mißbrauch gerathen vvnnd
solich leuth von der rechten leer vom glauben vff werck lere vnd eigen verdienst
gefuretv Vnnd auchw dardurch von den rechten gemeinen christlichen dienstenx der
ygemeind zuletsty entzogen | [39 a] | haben111 Vnnd in nachuolgenden zeiten nach zu
vnseglichenn mißbreuchen verfallen sein, Dasz die Munch das groß gut, so jren from-
mena furfaren vertrawet worden istb, den kirchen vnd gemeinden fromme, tugliche
leuth damit auffzuziehenc vnd die armen vnd pilgeren zuuersehen, jnen selbst wider
alle Canones vnnd kirchen recht zugeeignet vnnd sich nit allein in kirchen, sunder
auch weltliche, ja auch hoffgescheffte geschlagen dvnd sichd dem vffsehen, visitation
vnnd ordenlichere gewalt der Bischoffen, darunderf sie gesessen, eximirt, außzogeng
vnnd hdanni darauff sichh fursten laissen, welchs alles) offenbar wider die canones
kvnnd concilia ist, als nemlich wider das Calcedonense vnd vil andere112, habenk daruff
mit dem heyligen erb des gecreutzigtenl113 den aller vppigsten brachtm vnd mutwillen

s)-s) von dem Priester ainen Bischoue B. -1) Demnach E, F.

u) —u) fehlt B. - v)-v) dise leute sich auff ire werck zuuil vertröstet E, F.

w) fehlt E, F. - x) verdiensten D.

y)-y) gemeynden christi zu leysten E, F. - z) add.: nemlich E, F.

a) fehlt B. - b) fehlt E, F.

c) add.: und zu erhalten E, F. - d)-d) fehlt E, F.

e) ordentlichem E; ordenlichem F. - f) under denen E, F.

g) und außgezogen haben E, F. - h)-h) sich dann auch auff solche Gottes güter E, F.

i) fehlt B. - j) add.: so E, F.

k) -k) des Concilii Chalcedonensis und viler andern Concilien streitet Auß welchem dann ferrer
erfolget ist das dise leute E. F.

1) add.: Christi E, F. - m) gewaldt B.

109. Konzil von Chalkedon, can. 4; COD, S. 89.

110. Vermessenheit, Leichtsinn; s. Grimm 12,2, Sp. 1954-1955.

111. Der Satz ist schwierig und die Lesung der Drucke E und F löst die Schwierigkeit nicht. Aus
den lateinischen Übersetzungen ergibt sich, daß die Übersetzer keine Vorlage mit der Lesung »zu
leysten« hatten. Die eine übersetzt mit «ac ideo etiam se tantum subduxerunt a rectis receptis [diese
Lesung hat das Manuskript; in Conc.Trid. 12 findet sich »praeceptis«] et christianis ministeriis
comunitatis [sic; conc.Trid. 12: communicatis]«; s. Conc.Trid. 12, S. 269, Z. 15-16. Helding hielt
den Passus für völlig unverständlich; s. ARC 6, S. 15, Anm. 20. Eine Lösung wäre, entziehen
intransitiv aufzufassen als »sich entziehen«, was nach Grimm »sehr selten« ist; s. Grimm 3, Sp. 666.

112. Konzil von Chalkedon, can. 3.4.7.8; COD, S. 88-91; s. für Bestimmungen anderer Syn-
oden die dortigen Anmerkungen.

113. Kirchengüter. Der Ausdruck ist charakteristisch für Bernhard von Clairvaux; s. De consi-
deratione ad Eugenium 4,4,12; MSL 182, Sp. 782 A; B. zitiert öfter einen Ausspruch aus der
Pseudo-Bernhardinischen Schrift Sermo habitus in synodo 9; MSL 184, Sp. 1092 B; s. Bucer: Epi-
stola apologetica, BOL 1, S. 102; Vom Nürnbergischen fridestand, BDS 7, S. 478.
 
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