THEOLOGISCH BEDENCKEN (1539)
| 170 a | Wenna die Restrictio bleibt, dieb zu vor gewesen, das die jenigen sollen friden
haben, so ietzund der christlichen lahr anhangend, so wissen wir nicht anders zu
radten denn wie zu vor, denn hiemit willigt man, das die andern, so die lahr wurden
annemen, nicht solden frid haben, jtem, so wir yhnen fudderung1 zur lahrc oder
sunst hulff thun wurden, das als dann wir fur fridbruchig gehalden wurden vnd
wurde vns furgeworfen, das wir krafft dises anstands nicht macht gehabt, vns einzu-
lassen. Sod2 auch zu vor jm Noribergischen friden die Restrictio erauß gelassen3,
| 170 b | so wehre es dem gegenteil ein grosser triumph, das sie vnse da von abgetri-
ben.
Zum andernf wirt verboten, jn dieg bundnus andere zu zihen, nicht allein disen
anstand, sondern auch furohin jm Noribergischen fridstand. Ob nu die herrn so lang
hiemit wollen verbunden sein, lassen wir sie bedenken, auch welche verkleinerung4
disem teil solches geacht wurde etc. Aber das isth war, willigen khann man nicht
iweder vff kurtzei noch lange zeitj, das man niemand helffenk wollel, doch | 171a|
sollm der fall der vnmoglicheit bedacht werden, denn khonnen oder wöllen die stend
nichts thunn, das ist khein theologica questioo.
Dise wort auch sind gantz gefehrlich, das alles jm aldenp stand bleiben soll. Denn
solchs laut also, gleich als wurde damit auchq verboten, das die, so die rechte lahrr
noch nicht haben, auch ernach solden also bleiben. | 171b | Zum dritten, von den
anhengens sind der Erst, dritt und 4 eitel sophistreyt So aber der ander angehengt
wurde an die uersten drey zeilenu5 vnd »die hilff« nemlich benenntv wurde, were es
leidlicherw vnd were eben ein contradictio mit denn worten zu vor; auch achten wir
nicht, das sie die hulff wurdenx darein setzen lassen, yltem, zu bedenken, das jm
dritten noch ein vns sorglich stuk drinn, das sie sprechen »so jemandy beschwert
a) gestr.: W; gestr.: das Wort. - b) gestr.: wir sie [?]. - c) gestr.: vnd.
d) gestr.: es. - e) gestr.: [...]. - f) gestr.: die bundtnus.
g) gestr.: bund[nis], -h) add. ü.d.Z. -i)-i) add. am Rand. - j) gestr.: [...] da.
k) gestr.: h[elfen]. -l) gestr.: [...]. - m) add. statt gestr.: solch. - n) add. ü.d.Z.
o) gestr.: wo nu wo nu der die correctio anzeichnen [?] andre correctio vorzeichnet mit 2
den [...] der.
p) gestr.: statum. - q) gestr.: ge[boten], - r) gestr.: nicht.
s) gestr.: sind die. - t) gestr.: der ander ist. - u)-u) add. am Rand.
v) gestr.: wir. - w) gestr.: doch. - x) gestr.: auß[?]. -y)-y) add. am Rand.
1. Fürderung, Unterstützung; s. Grimm 4,1, p. 369-370. 721.
2. Da.
3. s. Winckelmann, S. 231-234.246; Lenz 1, Nr. 24, S. 77: »zu Nurenperg aber wolten wir unß
eer under unß selb getrennet haben, ee unser etliche wolten ein friden annemen, in dem nit alle die
begriffen sein solten, die zu unserem glauben kemen, und der bundtnuß halben, die einzuziehen
oder jeman zu verschließen, wolten wir kein red hören«.
4. Erniedrigung.
5. Die Worte »an die« stehen, im Vergleich mit den vorhergehenden und den folgenden Zeilen,
am rechten Rand. Die Worte »an... zeilen« sind also hinzugefügt worden. Die Absicht ist deutlich.
Die Theologen schlagen vor, die von ihnen beanstandeten Worte »Sonder... seindt« aus dem Vor-
schlag der Vermittler zu streichen und die zweite Klausel zu akzeptieren, jedoch mit Hinzufügen
des Wortes »Hilfe« oder mit Ersetzen des Wortes »furderung« durch das stärkere »Hilfe«.
| 170 a | Wenna die Restrictio bleibt, dieb zu vor gewesen, das die jenigen sollen friden
haben, so ietzund der christlichen lahr anhangend, so wissen wir nicht anders zu
radten denn wie zu vor, denn hiemit willigt man, das die andern, so die lahr wurden
annemen, nicht solden frid haben, jtem, so wir yhnen fudderung1 zur lahrc oder
sunst hulff thun wurden, das als dann wir fur fridbruchig gehalden wurden vnd
wurde vns furgeworfen, das wir krafft dises anstands nicht macht gehabt, vns einzu-
lassen. Sod2 auch zu vor jm Noribergischen friden die Restrictio erauß gelassen3,
| 170 b | so wehre es dem gegenteil ein grosser triumph, das sie vnse da von abgetri-
ben.
Zum andernf wirt verboten, jn dieg bundnus andere zu zihen, nicht allein disen
anstand, sondern auch furohin jm Noribergischen fridstand. Ob nu die herrn so lang
hiemit wollen verbunden sein, lassen wir sie bedenken, auch welche verkleinerung4
disem teil solches geacht wurde etc. Aber das isth war, willigen khann man nicht
iweder vff kurtzei noch lange zeitj, das man niemand helffenk wollel, doch | 171a|
sollm der fall der vnmoglicheit bedacht werden, denn khonnen oder wöllen die stend
nichts thunn, das ist khein theologica questioo.
Dise wort auch sind gantz gefehrlich, das alles jm aldenp stand bleiben soll. Denn
solchs laut also, gleich als wurde damit auchq verboten, das die, so die rechte lahrr
noch nicht haben, auch ernach solden also bleiben. | 171b | Zum dritten, von den
anhengens sind der Erst, dritt und 4 eitel sophistreyt So aber der ander angehengt
wurde an die uersten drey zeilenu5 vnd »die hilff« nemlich benenntv wurde, were es
leidlicherw vnd were eben ein contradictio mit denn worten zu vor; auch achten wir
nicht, das sie die hulff wurdenx darein setzen lassen, yltem, zu bedenken, das jm
dritten noch ein vns sorglich stuk drinn, das sie sprechen »so jemandy beschwert
a) gestr.: W; gestr.: das Wort. - b) gestr.: wir sie [?]. - c) gestr.: vnd.
d) gestr.: es. - e) gestr.: [...]. - f) gestr.: die bundtnus.
g) gestr.: bund[nis], -h) add. ü.d.Z. -i)-i) add. am Rand. - j) gestr.: [...] da.
k) gestr.: h[elfen]. -l) gestr.: [...]. - m) add. statt gestr.: solch. - n) add. ü.d.Z.
o) gestr.: wo nu wo nu der die correctio anzeichnen [?] andre correctio vorzeichnet mit 2
den [...] der.
p) gestr.: statum. - q) gestr.: ge[boten], - r) gestr.: nicht.
s) gestr.: sind die. - t) gestr.: der ander ist. - u)-u) add. am Rand.
v) gestr.: wir. - w) gestr.: doch. - x) gestr.: auß[?]. -y)-y) add. am Rand.
1. Fürderung, Unterstützung; s. Grimm 4,1, p. 369-370. 721.
2. Da.
3. s. Winckelmann, S. 231-234.246; Lenz 1, Nr. 24, S. 77: »zu Nurenperg aber wolten wir unß
eer under unß selb getrennet haben, ee unser etliche wolten ein friden annemen, in dem nit alle die
begriffen sein solten, die zu unserem glauben kemen, und der bundtnuß halben, die einzuziehen
oder jeman zu verschließen, wolten wir kein red hören«.
4. Erniedrigung.
5. Die Worte »an die« stehen, im Vergleich mit den vorhergehenden und den folgenden Zeilen,
am rechten Rand. Die Worte »an... zeilen« sind also hinzugefügt worden. Die Absicht ist deutlich.
Die Theologen schlagen vor, die von ihnen beanstandeten Worte »Sonder... seindt« aus dem Vor-
schlag der Vermittler zu streichen und die zweite Klausel zu akzeptieren, jedoch mit Hinzufügen
des Wortes »Hilfe« oder mit Ersetzen des Wortes »furderung« durch das stärkere »Hilfe«.