DER GELERTEN BEDENCKEN
Das man aber dargegenn Sprechen will: Es sey der kaiser allain patronus, derselbig
sol solcheu gueter ordenen vzu jrem rechtenn brauchv15, Darauf ist ein kurtze ant-
worth: Dieweil der kaiser vntuchtigew personenx jn diesen gueternn yschutzet vnnd
erhelty, So dorffenn die kirchenn vf sein verordenungz ader beuelich hierjnn nicht
warttenn.
Exemplum. Der Kaiser Deciusa fordert | 59a | Von Laurencio der kirchenn schatz.
Nun hadt manb gleich wie itzoc des kaisers hocheit antziehenn mogen, Aber Lau-
rentius wolt jme nichts gebenn16.
Also Ambrosius wolt vfs kaisers geboth den Gottend nicht die kirchenne einreu-
menf vnnd sprach, ob man gwol sagteg, Alles seyh des kaisers, So sey doch die kirch
des hernn Christi17.
Also pleibt der wharenn kirchenn jre gerechtigkeit, jre gueter, so sie ijnnehadt,
zubehaltenn, auch ani denen orttenn einzunemenj, dohin sie kzu vnderhaltungk der
Ministerienl furnemlich gestiefftet, Wie das pfargut dem mRechtenn pfarhern vol-
genn sol vnnd muß, So man denn vntuchtigenn entsetzt, wie obenno angetzaigt istm.
Vnnd ist den gifftigenn Schlangenn jm Chamergericht pjre listp nicht zutzulassenq,
welche dier sachenn von | 59b | kirchenguetern nicht fur Relligion sachen verstehenn
wollenn18, Den auch dieser artickel sein Lhar artickelhs ist, das die papistischen pfaf-
fenn vnnd Monchen jn den kirchenguetern sietzen Alst diebe vnnd reuber19.
u) solchs C. - v)-v) Inn Iren rechten prengen C.
w) vnnd nichtige B. — x) person B.
y)-y) schuzt vnnd helt B. - z) verordtnen B.
a) Donius B. - b) add.: h[ier] B.
c) yezundt B; jetzundt C. - d) gözen B. - e) kirche C.
f) add.: Vnnd im nichts geben B. - g)-g) woll sagt B; wollt sagen C.
h) wer B. - i)-i) fehlt C. - j) einzureumen B.
к) —k) zuerhaltung B. -l) ministros B.
m)-m) fehlt B. - n) droben B, C. - o) fehlt B, C.
p)-p) ir gift B. - q) zulassen B. - r) diese B.
s)-s) gar ain Clarer artickhel B. -t) add.: die B.
15. Wider diese Ausdehnung der kaiserlichen Macht richtet sich auch B. in dieser Zeit, und zwar
unter Berufung auf Ro 13: »Alle herrschafften und gewalt die da seind, die seind also von Gott
verordnet. Derhalb sie zu enderen niemandt gepuren mage und nimmer besserung bringet«; d.h.:
Auch die untergeordneten Obrigkeiten seien von Gott eingesetzt. Diese habe der Kaiser also voll als
von Gott eingesetzte Obrigkeiten anzuerkennen und zu respektieren. B.s Schlußfolgerung ist: »So
ist jr Mai. und dem Reich besser, das die macht der Reichs seie in die glider ordenlich außgetheylet,
dann daz das haupt damit zu vil beschwert wurde«; Von Kirchengütern, Bl. h1b.
16. Wahrscheinlich der Legenda aurea 117 entnommen, die Decius erwähnt; s. Jacobus a Vo-
ragine: Legenda aurea, rec. Th. Graesse. 3. Aufl. Regensburg 1890 [Neudruck Osnabrück 1969].
S. 490: »cui Decius Caesar ait: ubi sunt thesauri ecclesiae, quos apud te cognovimus esse reconditos?
Qui cum sibi non responderet, tradidit eum Valeriano praefecto...«.
17. Ambrosius: Sermo contra Auxentium 35; MSL 16, Sp. 1061 A; auch im Decr.Grat., C.
XXIII. qu. 8. c. 21, § 6; Friedberg 1, Sp. 960.
18. Diesen Standpunkt hatte das Reichskammergericht seit Anfang der dreißiger Jahre vertreten;
s. Smend, S. 148. 153-154.
19. Vgl. Jo 10,1.
Das man aber dargegenn Sprechen will: Es sey der kaiser allain patronus, derselbig
sol solcheu gueter ordenen vzu jrem rechtenn brauchv15, Darauf ist ein kurtze ant-
worth: Dieweil der kaiser vntuchtigew personenx jn diesen gueternn yschutzet vnnd
erhelty, So dorffenn die kirchenn vf sein verordenungz ader beuelich hierjnn nicht
warttenn.
Exemplum. Der Kaiser Deciusa fordert | 59a | Von Laurencio der kirchenn schatz.
Nun hadt manb gleich wie itzoc des kaisers hocheit antziehenn mogen, Aber Lau-
rentius wolt jme nichts gebenn16.
Also Ambrosius wolt vfs kaisers geboth den Gottend nicht die kirchenne einreu-
menf vnnd sprach, ob man gwol sagteg, Alles seyh des kaisers, So sey doch die kirch
des hernn Christi17.
Also pleibt der wharenn kirchenn jre gerechtigkeit, jre gueter, so sie ijnnehadt,
zubehaltenn, auch ani denen orttenn einzunemenj, dohin sie kzu vnderhaltungk der
Ministerienl furnemlich gestiefftet, Wie das pfargut dem mRechtenn pfarhern vol-
genn sol vnnd muß, So man denn vntuchtigenn entsetzt, wie obenno angetzaigt istm.
Vnnd ist den gifftigenn Schlangenn jm Chamergericht pjre listp nicht zutzulassenq,
welche dier sachenn von | 59b | kirchenguetern nicht fur Relligion sachen verstehenn
wollenn18, Den auch dieser artickel sein Lhar artickelhs ist, das die papistischen pfaf-
fenn vnnd Monchen jn den kirchenguetern sietzen Alst diebe vnnd reuber19.
u) solchs C. - v)-v) Inn Iren rechten prengen C.
w) vnnd nichtige B. — x) person B.
y)-y) schuzt vnnd helt B. - z) verordtnen B.
a) Donius B. - b) add.: h[ier] B.
c) yezundt B; jetzundt C. - d) gözen B. - e) kirche C.
f) add.: Vnnd im nichts geben B. - g)-g) woll sagt B; wollt sagen C.
h) wer B. - i)-i) fehlt C. - j) einzureumen B.
к) —k) zuerhaltung B. -l) ministros B.
m)-m) fehlt B. - n) droben B, C. - o) fehlt B, C.
p)-p) ir gift B. - q) zulassen B. - r) diese B.
s)-s) gar ain Clarer artickhel B. -t) add.: die B.
15. Wider diese Ausdehnung der kaiserlichen Macht richtet sich auch B. in dieser Zeit, und zwar
unter Berufung auf Ro 13: »Alle herrschafften und gewalt die da seind, die seind also von Gott
verordnet. Derhalb sie zu enderen niemandt gepuren mage und nimmer besserung bringet«; d.h.:
Auch die untergeordneten Obrigkeiten seien von Gott eingesetzt. Diese habe der Kaiser also voll als
von Gott eingesetzte Obrigkeiten anzuerkennen und zu respektieren. B.s Schlußfolgerung ist: »So
ist jr Mai. und dem Reich besser, das die macht der Reichs seie in die glider ordenlich außgetheylet,
dann daz das haupt damit zu vil beschwert wurde«; Von Kirchengütern, Bl. h1b.
16. Wahrscheinlich der Legenda aurea 117 entnommen, die Decius erwähnt; s. Jacobus a Vo-
ragine: Legenda aurea, rec. Th. Graesse. 3. Aufl. Regensburg 1890 [Neudruck Osnabrück 1969].
S. 490: »cui Decius Caesar ait: ubi sunt thesauri ecclesiae, quos apud te cognovimus esse reconditos?
Qui cum sibi non responderet, tradidit eum Valeriano praefecto...«.
17. Ambrosius: Sermo contra Auxentium 35; MSL 16, Sp. 1061 A; auch im Decr.Grat., C.
XXIII. qu. 8. c. 21, § 6; Friedberg 1, Sp. 960.
18. Diesen Standpunkt hatte das Reichskammergericht seit Anfang der dreißiger Jahre vertreten;
s. Smend, S. 148. 153-154.
19. Vgl. Jo 10,1.