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VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)
Derhalben, es sey dann, wir haben selb lust zu unserm aigen schaden und verder-
ben, so sollen wir Teütschen mit allem fleiß darzu thun, es messe im der Bapst für
gewalt zu, wie er wöll, es gestatte im auch desselben gewalts auß unwissenhait, wer
da wölle, das man am fürderlichsten durch ain freyes und hailiges Concili suche,
welchs die rechte, raine Leer Christi und die beste Kirchenordnung sey, und yeder- 5
man dieselben mit hertzen anneme und was demselben in der Kirchen bißher unge-
meß gewesen, das man on ainichs hindersichsehen dasselb fallen lasse und endere.
Eben dise mainung hat es mit dem, das eüwer Erwird schreyben, diß sey ain
gemainer handel, derhalben wölle es sich nit leiden, | D 1 b | das ein wenig Teütschen
darin handlen und ein enderung mit machen wolt. Dann diß ist der Luterischen 10
mainung nicht, das man endern solt was vor41 recht und wol geordnet ist oder das
man etwas neüwes solt ordnen, so zuvor vom hailigen Gaist in der Kirchen nit
geordnet ist, Sonder diß ist ir mainung und begeer, das sy das wider annemen und
aufrichten mögen, das unser lieber Herr Christus in seim wort befohlen und uns zur
Seel seligkait vonnöten ist. Diß nun, an welchem so hoch und vil allen menschen 15
gelegen ist, das hat ain yeder für sich selb macht, ja auch befelch, anzunemen und
auffzurichten, ob gleich die gantze welt darwider wär, ich geschweig, das es ain
gantze Nation für sich selb nit solt macht haben. Wir seind alle unsers lieben Herrn
Christi Jesu, desselbigen aber ist die gantze welt. Derhalben wirdt nyemandt ainige
billiche ursach mögen erdencken noch herfürbringen, das man den Luterischen ain 20
National Concili oder sunst ain ernstlichs gesprech und underhandlung abschlagen
noch wegern möge, Sonder aim yeden Christen und uns Gaistlichen sonderlich steet
es zu, wa und wenn wir künden und mögen, die, so in irrthumb seind, durch rechte
Leer auff den rechten weg zu weysen und baydes, unser Leer und lebens, yederman,
der es begert, willig und geren rechenschafft zu geben, wie es dann allweg in der 25
Christenlichen Kyrchen von der Apostel zeyt an biß in die Tausent Jar und darüber
gehalten ist.
Weyl man dann nun zum bestendigen friden nit kan kommen, man sey dann vor42
der Religion und des glaubens halb vertragen, Widerumb, weyl es so färlich ist, die
sachen auff ain Krieg zu stellen, so beger ich von gantzem meinem hertzen, das man 30
aintweder ain National Concili halten oder sunst auff aim Tag durch ain fridliche,
freündtliche underhandlung mittel suchen wölle, auff das wir underainander zu fri-
den sein und ain rechtschaffene Reformacion der Kirchen haben mögen.
War ist es, das eüwer Erwird melden, es sey dem Bapst nit ernst, das er ain General
Concili wölle halten, Sonder ob er sich gleich ains zu halten erbiette, das sollichs nur 35
allain geschehe, das ain verzug in die sachen kommen und er sich ain zeitlang fristen
konde. | D 2a | Das aber eüwer Erwirde solchs für ain hohe weißhait rhümen und es
dafürhalten, wenn man ain Concili halten wolt, das solliches unserm stand zum
nachtail geraichen und es sunst dem Bäpstlichen gewalt entgegen sey, sich ainer
sollichen versamlung underthenig zu machen etc., Davon können sich eüwer 40
Erwirde wol erinnern, das mein mainung allweg anders gewesen ist. Dann wie ichs
41. Früher.
42. Zuvor.
VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)
Derhalben, es sey dann, wir haben selb lust zu unserm aigen schaden und verder-
ben, so sollen wir Teütschen mit allem fleiß darzu thun, es messe im der Bapst für
gewalt zu, wie er wöll, es gestatte im auch desselben gewalts auß unwissenhait, wer
da wölle, das man am fürderlichsten durch ain freyes und hailiges Concili suche,
welchs die rechte, raine Leer Christi und die beste Kirchenordnung sey, und yeder- 5
man dieselben mit hertzen anneme und was demselben in der Kirchen bißher unge-
meß gewesen, das man on ainichs hindersichsehen dasselb fallen lasse und endere.
Eben dise mainung hat es mit dem, das eüwer Erwird schreyben, diß sey ain
gemainer handel, derhalben wölle es sich nit leiden, | D 1 b | das ein wenig Teütschen
darin handlen und ein enderung mit machen wolt. Dann diß ist der Luterischen 10
mainung nicht, das man endern solt was vor41 recht und wol geordnet ist oder das
man etwas neüwes solt ordnen, so zuvor vom hailigen Gaist in der Kirchen nit
geordnet ist, Sonder diß ist ir mainung und begeer, das sy das wider annemen und
aufrichten mögen, das unser lieber Herr Christus in seim wort befohlen und uns zur
Seel seligkait vonnöten ist. Diß nun, an welchem so hoch und vil allen menschen 15
gelegen ist, das hat ain yeder für sich selb macht, ja auch befelch, anzunemen und
auffzurichten, ob gleich die gantze welt darwider wär, ich geschweig, das es ain
gantze Nation für sich selb nit solt macht haben. Wir seind alle unsers lieben Herrn
Christi Jesu, desselbigen aber ist die gantze welt. Derhalben wirdt nyemandt ainige
billiche ursach mögen erdencken noch herfürbringen, das man den Luterischen ain 20
National Concili oder sunst ain ernstlichs gesprech und underhandlung abschlagen
noch wegern möge, Sonder aim yeden Christen und uns Gaistlichen sonderlich steet
es zu, wa und wenn wir künden und mögen, die, so in irrthumb seind, durch rechte
Leer auff den rechten weg zu weysen und baydes, unser Leer und lebens, yederman,
der es begert, willig und geren rechenschafft zu geben, wie es dann allweg in der 25
Christenlichen Kyrchen von der Apostel zeyt an biß in die Tausent Jar und darüber
gehalten ist.
Weyl man dann nun zum bestendigen friden nit kan kommen, man sey dann vor42
der Religion und des glaubens halb vertragen, Widerumb, weyl es so färlich ist, die
sachen auff ain Krieg zu stellen, so beger ich von gantzem meinem hertzen, das man 30
aintweder ain National Concili halten oder sunst auff aim Tag durch ain fridliche,
freündtliche underhandlung mittel suchen wölle, auff das wir underainander zu fri-
den sein und ain rechtschaffene Reformacion der Kirchen haben mögen.
War ist es, das eüwer Erwird melden, es sey dem Bapst nit ernst, das er ain General
Concili wölle halten, Sonder ob er sich gleich ains zu halten erbiette, das sollichs nur 35
allain geschehe, das ain verzug in die sachen kommen und er sich ain zeitlang fristen
konde. | D 2a | Das aber eüwer Erwirde solchs für ain hohe weißhait rhümen und es
dafürhalten, wenn man ain Concili halten wolt, das solliches unserm stand zum
nachtail geraichen und es sunst dem Bäpstlichen gewalt entgegen sey, sich ainer
sollichen versamlung underthenig zu machen etc., Davon können sich eüwer 40
Erwirde wol erinnern, das mein mainung allweg anders gewesen ist. Dann wie ichs
41. Früher.
42. Zuvor.