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VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)
offt hab anzaigt und yetzt in disem brieffe wider thue, steet es umb uns Gaistlichen
dermassen, das wir so ain ergerlichs, schendtlichs leben füren und uns yederman
derhalben und sunst so bitterlich feynd und gehessig ist, das es gar unmüglich ist, das
wir sollichs unser leben und wesen durch Got oder durch die leüt erhalten künden,
wo wir uns ainer Reformation erweeren und dieselben nit dulden wöllen. Wider- 5
umb, so wir uns dahin begeben und darzu helffen, das die Leer recht angerichtet und
ain feine Kirchenordnung dem wort Gottes gemeß gestellet wurde, so wurden wir
gunst und allerlay gutten willen bey yederman spüren und mit eeren bey dem unsern
mögen erhalten werden. Dann, es seyen der Luterischen an Künig- und Fürstenhö-
fen so vil da wöllen, Es seyen uns die Layen so feind sy ymmer wöllen, yedoch ist 10
gute, ja gewisse hoffnung dabey, wo wir uns mit ernst an die warhait, an die billichait
und unsers Ampts und beruffs erbarkait begeben, wir wolten sampt dem unsern wol
vor allem gewalt sicher und befridet bleiben. Dann die warhait wirdt bey uns steen
und obsigen und die unbillichkait sampt allem Gottlosen fürnemen muß der gerech-
tigkayt und Gottseligkait weichen. 15
Das kan ich aber in kainen weg eüwer Erwirde zulassen, das es der Monarchey und
dem gewalt des Bapsts entgegen sey, das er den Underthanen ain Concili erlauben
solt. Dann den Underthanen verbieten, das sy nit zuhauff kommen und von solchen
trefflichen sachen sich nit bereden mögen, steet nit den Monarchis, sonder den Tyran-
nen zu. Dann ain Fürst, wiewol er seines dings allain mechtig und ain Monarcha ist, 20
doch so er will ain Fürst und nit ain Tyrann sein, wirdt er kainen scheühen ab dem
haben, daz er sein underthanen offt in hendlen zu Rat nympt. Ja, er wirdts nicht allain
geren bewilligen und erlauben, sonnder auch selb inen | D 2 b | Täge ansetzen, auf das er
dest ee erlernen mög, was ain yeder gesinnet sey. Nun will ichs setzen, als sey es war,
das der Bapst undter Christo sey ain Monarcha der Kirchen, der alles allain in seiner 25
macht hab und der oberst sey (welchs doch nye kainer auß den hailigen Vätern
zugelassen het), dennoch, weil er solche macht uber die freyen Christen hat und ain
yeder Christ ain glid des Herrn Christi ist und sein sondere gab von Got hat, So der
Bapst ain rechter Apostolischer Bapst will sein nach dem exempel der Aposteln und
hailligen Bischoffen, so wirdt er nit allain gern ain Concili, wa es der Kirchen not 30
erfordert, erlauben, sonder auch selb die Fürsten darumb ansuchen und bitten, das sy
selb ain Concili ansetzen und darzu helffen sollen.
Weil nun die Kirchen in allen Nationen, so in gantz Europa seind, so seer verderbt
und zerfallen seind, so solt ye der Bapst nun ain lang zeit her umb nichts mer gesor-
get noch sich angenommen haben, denn das die fürnembsten in ainer yegklichen 35
Nation und sonderlich was geleerte, gotsförchtige, fromme männer wären, zusa-
mengefordert wurden und beyainander darob Ratschlagten, wie man die Kirchen
bessern und inen helffen kündt. Das hieß nit die leüt müen, wie es eüwer Erwirde
haißt, wurde auch damit seinen wirden und eeren nichts entziehen, Sonder er wurde
also andern leütten raum und platz geben, das sy dem Herrn Christo und seiner 40
Kirchen zu nutz dienen kündten, wellichs on zweiffel den Christen das liebst und
best ist. Je mer der Bapst sich also herundter liesse, der Kirchen zu rathen und
helffen, ye mer wurde er sich emporheben und von allen Christen dest mer geliebet,
gepreyset und gelobt werden.
VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)
offt hab anzaigt und yetzt in disem brieffe wider thue, steet es umb uns Gaistlichen
dermassen, das wir so ain ergerlichs, schendtlichs leben füren und uns yederman
derhalben und sunst so bitterlich feynd und gehessig ist, das es gar unmüglich ist, das
wir sollichs unser leben und wesen durch Got oder durch die leüt erhalten künden,
wo wir uns ainer Reformation erweeren und dieselben nit dulden wöllen. Wider- 5
umb, so wir uns dahin begeben und darzu helffen, das die Leer recht angerichtet und
ain feine Kirchenordnung dem wort Gottes gemeß gestellet wurde, so wurden wir
gunst und allerlay gutten willen bey yederman spüren und mit eeren bey dem unsern
mögen erhalten werden. Dann, es seyen der Luterischen an Künig- und Fürstenhö-
fen so vil da wöllen, Es seyen uns die Layen so feind sy ymmer wöllen, yedoch ist 10
gute, ja gewisse hoffnung dabey, wo wir uns mit ernst an die warhait, an die billichait
und unsers Ampts und beruffs erbarkait begeben, wir wolten sampt dem unsern wol
vor allem gewalt sicher und befridet bleiben. Dann die warhait wirdt bey uns steen
und obsigen und die unbillichkait sampt allem Gottlosen fürnemen muß der gerech-
tigkayt und Gottseligkait weichen. 15
Das kan ich aber in kainen weg eüwer Erwirde zulassen, das es der Monarchey und
dem gewalt des Bapsts entgegen sey, das er den Underthanen ain Concili erlauben
solt. Dann den Underthanen verbieten, das sy nit zuhauff kommen und von solchen
trefflichen sachen sich nit bereden mögen, steet nit den Monarchis, sonder den Tyran-
nen zu. Dann ain Fürst, wiewol er seines dings allain mechtig und ain Monarcha ist, 20
doch so er will ain Fürst und nit ain Tyrann sein, wirdt er kainen scheühen ab dem
haben, daz er sein underthanen offt in hendlen zu Rat nympt. Ja, er wirdts nicht allain
geren bewilligen und erlauben, sonnder auch selb inen | D 2 b | Täge ansetzen, auf das er
dest ee erlernen mög, was ain yeder gesinnet sey. Nun will ichs setzen, als sey es war,
das der Bapst undter Christo sey ain Monarcha der Kirchen, der alles allain in seiner 25
macht hab und der oberst sey (welchs doch nye kainer auß den hailigen Vätern
zugelassen het), dennoch, weil er solche macht uber die freyen Christen hat und ain
yeder Christ ain glid des Herrn Christi ist und sein sondere gab von Got hat, So der
Bapst ain rechter Apostolischer Bapst will sein nach dem exempel der Aposteln und
hailligen Bischoffen, so wirdt er nit allain gern ain Concili, wa es der Kirchen not 30
erfordert, erlauben, sonder auch selb die Fürsten darumb ansuchen und bitten, das sy
selb ain Concili ansetzen und darzu helffen sollen.
Weil nun die Kirchen in allen Nationen, so in gantz Europa seind, so seer verderbt
und zerfallen seind, so solt ye der Bapst nun ain lang zeit her umb nichts mer gesor-
get noch sich angenommen haben, denn das die fürnembsten in ainer yegklichen 35
Nation und sonderlich was geleerte, gotsförchtige, fromme männer wären, zusa-
mengefordert wurden und beyainander darob Ratschlagten, wie man die Kirchen
bessern und inen helffen kündt. Das hieß nit die leüt müen, wie es eüwer Erwirde
haißt, wurde auch damit seinen wirden und eeren nichts entziehen, Sonder er wurde
also andern leütten raum und platz geben, das sy dem Herrn Christo und seiner 40
Kirchen zu nutz dienen kündten, wellichs on zweiffel den Christen das liebst und
best ist. Je mer der Bapst sich also herundter liesse, der Kirchen zu rathen und
helffen, ye mer wurde er sich emporheben und von allen Christen dest mer geliebet,
gepreyset und gelobt werden.