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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0152
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VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)

Darumb will ichs yetzt bey disem wenden lassen (weil der Bott wegferttig ist), das
mein höchste begird diß ist, das wir Gaistlichen doch ainmal unser leben und stand
darnach füren mögen, das die warhait und billichait auff unser seytten sey, dann in
der warhait unser leben und stand, wie wirs heütigstags füren und eüwer Erwird
dafürhalten, das es ain Concili nit leiden möge, ist also baide, von Gott und den
menschen, angriffen, wa wir nicht durch ain andere weiß dann eüwer Erwirde für-
halten im helffen werden, das es gantz und gar fallen und in kürtz muß gar zu schey-
| D 3 b | tern geen. Dann, Erwirdiger, lieber Herr Dechant, Gott ist und bleibt Gott,
Christus ist und bleibt Christus und hat alle ding in seiner macht, wir Gaistlichen
glaubens gleich oder glaubens nit; der treibt und tringet uns mit seiner himlischen
krafft, wiewol unser wenig seind, die solchs glauben und zu hertzen nemen.

So laßt uns nun der warhait weichen, der Hymel und Erden weichen muß, welche
nun lang her wie ain gewaltige flut auff uns getrungen und unmüglich ist, das wir uns
wider sy in die leng legen43 und besteen mögen. Laßt uns vilmer erkennen die zeyt
unser haimsuchung und ja beyleyb uns wider Gott nit weytter setzen, der so durch
mancherlay mittel und weg uns begert auß allem unglück, das vor der thür ist, zu
erlösen.

Wir werden dannocht, ob Gott will, haben, davon wir uns erhalten und gutte,
geruwete tag behalten mögen, Wie ich dann eben auff dise mainung mit eüwer
Erwirde vor mermals geredt hab; und bin gutter hoffnung, eüwer Erwirde werde
solchem allen mit fleiß und mer dann zuvor nachdencken, denn eüwer Erwirde hat
auch gnugsame ursach dazu. Bit derhalben, eüwer Erwird wölle ob disem langen
und etwas hefftigem schreiben kainen beschwerd tragen und es dem Herrn Secreta-
rio, auch den anndern zwayen eüwer Erwirde mitgesandten zu lesen geben.

Damit sey eüwer Erwirde Gott befolhen. Datum zu Speyr am tag Bonifacii 15401.

Johann St., ewr E[rwirden]
sonder vertraweter freünd.

1) M.D.xxxx. B 1, B2.

43. Uns ihnen auf Dauer widersetzen.
 
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