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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0318
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VOM TAG ZU HAGENAW (1540)

auf sich selbs | N 3 b | und unnütz, schadhafftig händel verwenden? Sie hätten rechte
oder gefärbte besitzung, wann sie aus eim beruf zum kirchenstand kummen, im
schein, als ob sie der kirchen dienen und das kirchengut wie gebüret ausspenden
wolten. Dafür sich kein Bischof, stifft noch klöster zu unser zeiten nit außgeben hat!
Darumb mögen sie spolium, entsetzung der possession, nicht fürnemen, dann sie on
schein des kirchenrechten solche güter angefallen und erlanget haben: offenlicher
betrug bringet im rechten kein behilff. Wider sie clagen wir, daz sie die kirch berau-
bet haben.

Ja, der Keyser hat gebotten, das ir kein gewalt den geystlichen anlegen sollen, von
welchem ir ewer oberkeit haben. Hie ist vonnöten, lieber herr, das diser spruch Pauli
wol bedacht werde: Alle oberkeiten sint von Got geordnet. Dannenher leren wir,
das wir des Keysers, desgleichen aller Fürsten und stend oberkeiten erkennen und
ehren sollen, nicht mehr oder weniger dann wir sehen, das sie von Gott geordnet
sein. 263Nun haltet sich aber solich ordnung Gottes bei uns teutschen also: Der
almechtig hat durch die francken daz Römisch recht abgethon264 und dises francken-
recht, daz im heiligen Reich ist, am gebrauchlisten11 under Clodoveo an. 489. aufge-
richtet, nemlich daz Fürsten, grafen, freyhern, stett und alle, so bei iren undertho-
nen gesetz zu machen und abzuthun volmechtigen gewalt haben, sollen ein jeder bei
sein underthanen fürstmessigen gewalt uben und alles, das götlichem und natürli-
chem rechten gemeß ist, thun und lossen mögen, sampt allem dem, das geistlich und
Keyserlich recht, so ferr sie auf götlich und natürlich recht gegründet, | [N 4 a] |
gesetzt haben. Welches der groß Jurist Alciatus in le. bona, ff.265 de verb. sig also
sein bezeuget.

Deshalb, so sint unser Fürsten und andere oberkeyten schuldig, das sie mit ernst
ubertrettung der kirchenrecht strafen, von der kirchenregierung vertreiben die
Symoneyschen, die Kirchenräuber, die in groben lastern liggen, sie haben für titel
und stend was sie wöllen, Gleich wie die alten Keyser durch sich, ir landtpfleger und
Richter durchs gantz Reich gethon und ze thun durch vil satzungen befolhen haben,
wie die ersten 13 titel in Codice und wider und für in Auth[enticis] novellis.

n) gebranchlichsten.

263. Der Teutschen freiheit. [Marg.].

264. Abgeschafft.

265. ff. ist eine übliche Kürzel von: D[igestum].
 
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