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VOM TAG ZU HAGENAW (1540)

Das aber die nochgehnden Fürsten geschworen, der kirchen sorg sich nicht anzü-
nemen und das maniglich verbotten, das hat kein krafft, vorab bey uns teutschen, die
frey sein, wie jetzt gesaget. Solichs ist mit Lüsten und falsch der Bäpst erlanget und
ist wider götlich und natürlich recht. Warumb solte ein gefreyter christ sich wider
Gott und die natur binden lassen?

Und irret266 nicht, das Keyserlich verbott mit wissen und willen der Reichstend
solle geschehen sein. Dann dazu hat der Bapst die genanten Bischöfe und Praelaten
gefürdret und getriben, ja, sie sint selbs mit- und beygesessen als Richter, die doch
allein für andern beklaget sein. Dise haben ir stimm gehabt, und uns aber, die es
belanget, ist alle verhöre267 zuvor abgeschlagen. Wie nun solich verbott wider göt-
lich, natürlich, Keyserlich und geistlich recht ausgangen, also hat Gott verfüget, das
durch unser Protestatio und berüfung an ein frey christlich Concilium | [N 4 b] |
solchs aufgehenckt ist bis aufs concilium oder bestimpten reichstag. Von den Für-
sten sollen die underthanen für gewalt und frevel beschirmet werden, warumb nicht
vil mehr die Kirch? Das hatt Gott bevolhen! Keyn freiheyt mag dawider yemandt
vertädigen, doch so seind die Kayserlichen freiheyten alleyn geben den nutzlichen
Kirchendieneren, und das alleyn in burgerlichen händelen. Aber des Kaysers halß-
gericht seind sie dennocht underworffen pliben, darunder Symonei und kirchenraub
vorab gehören.

266. Hier: glaubt nicht fälschlich, daß.

267. Anhörung.
 
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