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VOM TAG ZU HAGENAW (1540)
269Wa wir euch als den unnützen schaffnern270 der kirchen gut nit wöllen zuhan-
den stellen, so solten wir sie doch in getrewes handt erlegen. Antwurt: hinderlegung
geschicht auf hoffnung eins rechtlichen austrags. Was richtero zeigen ir an? Und
hinder wen solten wir sihe erlegen? Wir wissen doch nicht, was auß Wormser
gesprech werden will. Es ist schon der erst Septembris, noch ist der tag nicht ausge-
schriben, welcher solte am 28. Octobris zu Wormbs angön. So will Ka. Mt. auch
nicht sprechen in solicher sachen. Wann wirt aber ein conciliüm oder Reichstag, der
darinp spreche? Man leget aber nichts in ein sequester, dann von deswegen man ein
rechtshandlung zuvor hat. Hie stön | O 1 b | wir noch rechtloß. Unser stende haben
sich entbotten, alsbald ein förmig gesprech der Religion halb fürhanden, antwurt zu
geben von kirchengütern und irem geprauch. Man begerte von uns ein erlegung der
kirchengüter. Vom gegenteil, die sie alle tag vergeuden, ists nicht begeret. Auch
nicht von ander leüten, die gantze Fürstenthumb den kirchen abgetrungen und mit
kirchengut prachten271. Unsern oberherren werden land und leut, auch grosse Für-
stenthumb vertrawet; so wenig kirchengut würde in auch billich vertrawet. Aber
man sucht nicht das gut zun kirchen zu bringen, sunder das das gesprech von dem,
wie man möge zu einer Kirchenreformation kommen, verhindert werde. Da steckt
es miteinander!
272Dergleichen ists, das sie uns an das Cammergericht weissen, welches unser
Reformatio mit worten und wercken heimlich und offenklich widerfechtet. Under-
des sagte man, wir nemen der kirchen das ir mit gwalt, niemant vermöge uns under
so gewaltigem Keyser zu recht, wir entschütten uns273 alles rechtens durch bundt-
nüssen und gewöhrte hand. Diß ist ein harte anklag und bringt uns bei unverstendi-
gen vil unwillens, welchen haß auf sie selbs wenden, die do bedencken, wer unser
widersecher sint und in was sachen sie wider uns schreien, auch was rechtens sie uns
fürwerffen; Dagegen was billichen rechtens wir begeren, Nemlich ein christlich con-
cilium oder Reichstage etc.
o) richrer.
p) harin.
269. Von der sequestratio. [Marg.].
270. Verwaltern.
271. Pracht entfalten, prunken.
272. Vom Camergericht. [Marg.].
273. Entziehen uns; Grimm 3, Sp. 614; Götze 65.
VOM TAG ZU HAGENAW (1540)
269Wa wir euch als den unnützen schaffnern270 der kirchen gut nit wöllen zuhan-
den stellen, so solten wir sie doch in getrewes handt erlegen. Antwurt: hinderlegung
geschicht auf hoffnung eins rechtlichen austrags. Was richtero zeigen ir an? Und
hinder wen solten wir sihe erlegen? Wir wissen doch nicht, was auß Wormser
gesprech werden will. Es ist schon der erst Septembris, noch ist der tag nicht ausge-
schriben, welcher solte am 28. Octobris zu Wormbs angön. So will Ka. Mt. auch
nicht sprechen in solicher sachen. Wann wirt aber ein conciliüm oder Reichstag, der
darinp spreche? Man leget aber nichts in ein sequester, dann von deswegen man ein
rechtshandlung zuvor hat. Hie stön | O 1 b | wir noch rechtloß. Unser stende haben
sich entbotten, alsbald ein förmig gesprech der Religion halb fürhanden, antwurt zu
geben von kirchengütern und irem geprauch. Man begerte von uns ein erlegung der
kirchengüter. Vom gegenteil, die sie alle tag vergeuden, ists nicht begeret. Auch
nicht von ander leüten, die gantze Fürstenthumb den kirchen abgetrungen und mit
kirchengut prachten271. Unsern oberherren werden land und leut, auch grosse Für-
stenthumb vertrawet; so wenig kirchengut würde in auch billich vertrawet. Aber
man sucht nicht das gut zun kirchen zu bringen, sunder das das gesprech von dem,
wie man möge zu einer Kirchenreformation kommen, verhindert werde. Da steckt
es miteinander!
272Dergleichen ists, das sie uns an das Cammergericht weissen, welches unser
Reformatio mit worten und wercken heimlich und offenklich widerfechtet. Under-
des sagte man, wir nemen der kirchen das ir mit gwalt, niemant vermöge uns under
so gewaltigem Keyser zu recht, wir entschütten uns273 alles rechtens durch bundt-
nüssen und gewöhrte hand. Diß ist ein harte anklag und bringt uns bei unverstendi-
gen vil unwillens, welchen haß auf sie selbs wenden, die do bedencken, wer unser
widersecher sint und in was sachen sie wider uns schreien, auch was rechtens sie uns
fürwerffen; Dagegen was billichen rechtens wir begeren, Nemlich ein christlich con-
cilium oder Reichstage etc.
o) richrer.
p) harin.
269. Von der sequestratio. [Marg.].
270. Verwaltern.
271. Pracht entfalten, prunken.
272. Vom Camergericht. [Marg.].
273. Entziehen uns; Grimm 3, Sp. 614; Götze 65.