ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (i 541)
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Jm 8. § würt die Goslarisch Acht auch außdrucklich suspendiert1. Dann ob wol
die selbige ergangen auff klag über den landfriden, so ist doch am tag, das die from-
men leut zü Goslar in die acht erkennet2 vnd auff jr klage gegen Hertzog Henrichen
zü Brunschweig auch der purgation artickel halben3 gegen dem selbigen so gemech-
lich procediert worden, biß man sie rechtloß gemacht, der waren Religion Christi
haben entgelten müssen.
Das ander in disem § merck wol, von dem Augspurgischen abscheid, das die Key.
Ma. den nit in der Religion, sonder alleyn in andern sachen wille vorbehalten haben;
Dauon hie oben in der Erinnerung über der K. Mai. erstlich abschiedlich bedencken,
folio 141, Vnnd in der Erinnerung über der gemeynen Fürsten antwort auff der Key.
Mai. abschiedlich bedencken, fol. 204.
I 2 5 7 a I Nün in disen notwendigen vnd rechtmassigen declarationen der Key. Ma.
ist wol mehr nit versehen4, dann das man im h. Reich auch bei war Christlicher Reli-
gion vnd reformation vnd schuldiger fürderung derselbigen den landtfriden vnd
gleichmassig recht, auch die kirchen Christi, wo nit jre gerechtigkeyt, doch die not-
dürfftigsten dienst haben, vnd nit sampt jren güteren auch der aller notwendigsten
diensten beraubt werden. Noch seind viel, die vber die Key. Ma. diser declaration
halben viel vnd vngestieme schreien, Als ob die Key. Ma. vns damit die thür viel zü
weit auffgethon vnd sie, die genanten geystlichen, vnsern standen zü vndertrucken,
zü spolieren vnd jres rechtens gar zü entsetzen hingegeben het, Auch die vorigen
spolia vnd entsetzen confirmiert.
Dise will ich ermanet haben, das sie doch eynmal auch wolten ansehen das gott-
lich gesetz vnd die Canones, vnd dagegen jr leben, dienst vnd nutz, den sie den kir-
chen leysten vnd schaffen, halten. So werden sie wol finden, ob schon der Protestie-
renden handel nit alweg zü warer reformation der kirchen gerichtet seind vnd die
lieben kirchen sich offt ab in5 beyden, den alten vermeynten fürsteheren vnd new
berümpten6 helffern, zü beschweren haben, das dennoch sie, die genanten geystli-
chen, sich noch keynes ongleichen7, spoliums oder entsetzens, mit recht beklagen
1. S. für den Konflikt zwischen der Reichsstadt Goslar und Herzog Heinrich d.J. von Braun-
schweig-Wolfenbüttel, der von 1527 bis 1552 dauerte, Schmidt, Städtetag, S. 224-230; Blume, Gos-
lar; für die Periode 1539-1542 bes. S. 53-109. Goslar sah diesen als eine Religionssache und ersuchte
Hilfe bei dem Schmalkaldischen Bund. Dieser anerkannte dies nicht, und das Reichskammergericht
erklärte im Oktober 1540 Goslar in die Acht. In Regensburg wandte der Schmalkaldische Bund sich
an den Kaiser, und in der >Deklaration< erklärte dieser, die Suspension der Achte beziehe sich auch
auf Goslar.
2. mit der Acht belegt.
3. Die >klage< war eine Anklage der Stadt Goslar mit Unterstützung des Landgrafen Philipp von
Hessen im Sommer 1539 beim Reichskammergericht gegen Herzog Heinrich d.J. von Braun-
schweig-Wolfenbüttel wegen eines Mordes. Die »Goßlarischen Purgation Articul wider Hertzog
Heinrichen« wurden 1540 von der Stadt Goslar und dem Landgrafen veröffentlicht. Die Schrift
richtete sich auf derbe Weise wider Heinrich von Braunschweig, der Goslar immer mehr bedrängte,
und sie führte zu einem wahren Federkrieg.
4. gesorgt für.
5. ihnen.
6. bekannten.
7. Substantiviert: Unrecht.
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Jm 8. § würt die Goslarisch Acht auch außdrucklich suspendiert1. Dann ob wol
die selbige ergangen auff klag über den landfriden, so ist doch am tag, das die from-
men leut zü Goslar in die acht erkennet2 vnd auff jr klage gegen Hertzog Henrichen
zü Brunschweig auch der purgation artickel halben3 gegen dem selbigen so gemech-
lich procediert worden, biß man sie rechtloß gemacht, der waren Religion Christi
haben entgelten müssen.
Das ander in disem § merck wol, von dem Augspurgischen abscheid, das die Key.
Ma. den nit in der Religion, sonder alleyn in andern sachen wille vorbehalten haben;
Dauon hie oben in der Erinnerung über der K. Mai. erstlich abschiedlich bedencken,
folio 141, Vnnd in der Erinnerung über der gemeynen Fürsten antwort auff der Key.
Mai. abschiedlich bedencken, fol. 204.
I 2 5 7 a I Nün in disen notwendigen vnd rechtmassigen declarationen der Key. Ma.
ist wol mehr nit versehen4, dann das man im h. Reich auch bei war Christlicher Reli-
gion vnd reformation vnd schuldiger fürderung derselbigen den landtfriden vnd
gleichmassig recht, auch die kirchen Christi, wo nit jre gerechtigkeyt, doch die not-
dürfftigsten dienst haben, vnd nit sampt jren güteren auch der aller notwendigsten
diensten beraubt werden. Noch seind viel, die vber die Key. Ma. diser declaration
halben viel vnd vngestieme schreien, Als ob die Key. Ma. vns damit die thür viel zü
weit auffgethon vnd sie, die genanten geystlichen, vnsern standen zü vndertrucken,
zü spolieren vnd jres rechtens gar zü entsetzen hingegeben het, Auch die vorigen
spolia vnd entsetzen confirmiert.
Dise will ich ermanet haben, das sie doch eynmal auch wolten ansehen das gott-
lich gesetz vnd die Canones, vnd dagegen jr leben, dienst vnd nutz, den sie den kir-
chen leysten vnd schaffen, halten. So werden sie wol finden, ob schon der Protestie-
renden handel nit alweg zü warer reformation der kirchen gerichtet seind vnd die
lieben kirchen sich offt ab in5 beyden, den alten vermeynten fürsteheren vnd new
berümpten6 helffern, zü beschweren haben, das dennoch sie, die genanten geystli-
chen, sich noch keynes ongleichen7, spoliums oder entsetzens, mit recht beklagen
1. S. für den Konflikt zwischen der Reichsstadt Goslar und Herzog Heinrich d.J. von Braun-
schweig-Wolfenbüttel, der von 1527 bis 1552 dauerte, Schmidt, Städtetag, S. 224-230; Blume, Gos-
lar; für die Periode 1539-1542 bes. S. 53-109. Goslar sah diesen als eine Religionssache und ersuchte
Hilfe bei dem Schmalkaldischen Bund. Dieser anerkannte dies nicht, und das Reichskammergericht
erklärte im Oktober 1540 Goslar in die Acht. In Regensburg wandte der Schmalkaldische Bund sich
an den Kaiser, und in der >Deklaration< erklärte dieser, die Suspension der Achte beziehe sich auch
auf Goslar.
2. mit der Acht belegt.
3. Die >klage< war eine Anklage der Stadt Goslar mit Unterstützung des Landgrafen Philipp von
Hessen im Sommer 1539 beim Reichskammergericht gegen Herzog Heinrich d.J. von Braun-
schweig-Wolfenbüttel wegen eines Mordes. Die »Goßlarischen Purgation Articul wider Hertzog
Heinrichen« wurden 1540 von der Stadt Goslar und dem Landgrafen veröffentlicht. Die Schrift
richtete sich auf derbe Weise wider Heinrich von Braunschweig, der Goslar immer mehr bedrängte,
und sie führte zu einem wahren Federkrieg.
4. gesorgt für.
5. ihnen.
6. bekannten.
7. Substantiviert: Unrecht.